Das Ergebnis des Bürgerentscheids am Sonntagabend ist eindeutig. Knapp 70 Prozent der Wählerinnen und Wähler stimmten mit "Ja" und geben damit den Weg frei für das 30 Hektar große Gewerbegebiet. Stimmberechtigt waren knapp 8.000 Weilheimerinnen und Weilheimer. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 61 Prozent.
"Wenn man viele Monate intensiv an einem Projekt arbeitet, dann ist man dankbar, wenn man so eine politische Bestätigung bekommt."
Das Projekt sei zunächst eine Zusammenarbeit von vielen, die sich auf beiden Seiten immer wieder eingebracht hätten, so Bürgermeister Johannes Züfle (Freie Wähler). Dabei sei viel investiert worden, was seiner Ansicht zu der hohen Wahlbeteiligung führte. Es gebe jetzt noch viel zu tun: Der Grunderwerb müsse abgeschlossen werden und das Bauleitplanverfahren durchzuführen erfordere noch eine große Anstrengung.
Kretschmann und Verband Region Stuttgart zufrieden mit Bürgerentscheid
Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zeigte sich am Abend zufrieden über das Ergebnis des Bürgerentscheids. Die Entscheidung sei ein wichtiges Signal für das ganze Land, so Kretschmann. Schon Tage zuvor hatte sich Kretschmann vor Ort in Weilheim (Kreis Esslingen) ein Bild gemacht und für die Brennstoffzellenfabrik als Teil einer Zukunftsoffensive geworben. Auch der Verband Region Stuttgart und dessen Wirtschaftsförderung lobten die Entscheidung der Weilheimer in einer Pressemitteilung. Dadurch würden sie Mitverantwortung für eine zukunftsorientierte Transformation der Wirtschaft in der Region Stuttgart übernehmen, hieß es. Beim Verband werde man weiterhin die herausfordernde Spannung zwischen Ökologie und Flächenverbrauch intensiv abwägen und verantwortungsvoll gestalten, so Regionaldirektor Alexander Lahl.
"Wenn wir 'grüne' Technologien wie die Brennstoffzelle voranbringen wollen, müssen wir den Firmen, die sie entwickeln, dafür auch Platz einräumen. Nur so können wir wirtschaftlich erfolgreich bleiben, das Wohlstandsniveau halten und gleichzeitig das Ziel der Klimaneutralität erreichen."

Daimler Truck und Volvo wollen Brennstoffzellenfabrik errichten
Im Februar hatte sich der Gemeinderat von Weilheim einstimmig für einen Bürgerentscheid zum Gewerbegebiet Rosenloh ausgesprochen. Zuvor hatte der Gemeinderat mit großer Mehrheit für die Fortführung des Projekts gestimmt. In dem Gebiet wollen Daimler Truck und Volvo im Gemeinschaftsprojekt "cellcentric" bis 2026 eine Brennstoffzellenfabrik mit voraussichtlich 800 Arbeitsplätzen errichten. Auch für örtliches Gewerbe soll es Flächen zur Ansiedlung geben.
Daimler Truck zeigt sich erfreut über Ausgang des Bürgerentscheids
Daimler Truck bezeichnet die Weilheimer Entscheidung als "guten Tag für Weilheim, für cellcentric und vor allem für unsere Gesellschaft". Nun würden wasserstoffbasierte Brennstoffzellen "im Herzen von Baden-Württemberg gefertigt", so der Vorstandsvorsitzende Martin Daum. Damit komme man dem Ziel ein Stück näher, ab dem Jahr 2050 Güter auf der Straße transportieren zu können, ohne dass dabei klimaschädliches Kohlendioxid ausgestoßen wird.
Südwestmetall begrüßt Bürgervotum
Der Arbeitgeberverband Südwestmetall hat das klare Votum der Weilheimer Bürgerinnen und Bürger für das Gewerbegebiet begrüßt. "Das war eine gute Entscheidung", erklärte Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick am Montag in Stuttgart. Der Weg für die geplante Brennstoffzellen-Fabrik sei nun frei. Der Verband vertritt die Interessen der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg.
Projektgegner kritisieren Flächenverbrauch
Gegen das Gewerbegebiet in Weilheim hatten sich am Donnerstag vor dem Bürgerentscheid rund 40 radfahrende Gegnerinnen und Gegner versammelt und rund 50 Traktoren waren am späten Nachmittag bei der Demo vorgefahren. Die Gegnerinnen und Gegner kritisieren den Flächenverbrauch von fruchtbarem Ackerland. Bürgermeister Johannes Züfle verwies mehrfach auf den Bau einer Entlastungsstraße, die mit einem neuen Gewerbegebiet am Stadtrand komme und Weilheim Vorteile bringe.