John Heer ist wütend. Im Gespräch mit dem SWR wirft der Stuttgarter Bordellbetreiber der Stadt Stuttgart vor, sie handle "ziellos, planlos und konzeptlos". Anlass für seine Empörung ist, dass sie sein Bordell im Leonhardsviertel schließen will. Dabei ist er der Ansicht, dafür gelte Bestandsschutz. Dem widerspricht jedoch die Stadt: Was illegal sei, das bleibe illegal, teilt die Verwaltung mit - und im Leonhardsviertel seien Vergnügungsstätten wie Bordelle noch nie zulässig gewesen.

Stadt: Bordelle im Stuttgarter Leonhardsviertel sind illegal
Bereits vor etwa zehn Jahren hat die Stadt Stuttgart verstärkt damit begonnen, mit den Mitteln des Bau- und Stadtplanungsrechts gegen Prostitution vorzugehen. Seither wurde im Leonardsviertel der Straßenstrich durch Sperrung von Straßen für den Autoverkehr zurück gedrängt. Auch die Bordelle sind der Stadtverwaltung ein Dorn im Auge: Sie vertritt die Position, Vergnügungsstätten wie Bordelle seien - unter Auflagen - nur innerhalb des City-Rings zulässig. Bordelle im Leonhardsviertel zu betreiben sei dagegen illegal, so die Stadtverwaltung im Gespräch mit dem SWR. Dennoch wisse die Stadt von Betrieben, die sich über das Verbot hinweg setzen würden und ohne Genehmigung im Rotlichtviertel Bordelle unterhalten würden. Vor verschiedenen Gerichten und beim Regierungspräsidium laufen deshalb rechtliche Auseinandersetzungen.
Prostitution in der Region Stuttgart Sexarbeitskongress in Stuttgart: Aufklärung und Diskussionen
Aufklären statt ausgrenzen: Unter diesem Motto stand ein Kongress der Sexarbeitenden in Stuttgart. Am Freitag war auch die interessierte Öffentlichkeit zugelassen.
Grünen-Politikerin Kienzle kritisiert Armutsprostitution
Die Innenstadt-Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne) findet das Vorgehen der Stadt gegen die Prostitution im Viertel gut. Sie kritisiert, in den Bordellen dort fände Armutsprostitution unter schlimmsten Bedingungen statt. Dagegen müsse die Stadt vorgehen. Früher hätten die Fenster der Jakobsschule abgeklebt werden müssen, damit Kinder die Straßenprostitution nicht mit ansehen mussten. Zudem habe Prostitution auf dem Spielplatz stattgefunden. Die Stadt dürfe nicht nachlassen, solchen negativen Entwicklungen entgegen zu treten, sagt die Kommunalpolitikerin.
Bald keine Prostitution mehr im Stuttgarter Leonhardsviertel?
Wie es in diesem Teil der Landeshauptstadt weitergehen soll, darüber berät am Dienstag der Städtebau-Ausschuss des Stuttgarter Gemeinderats. Eine Entscheidung wird aber aller Voraussicht nach zunächst noch nicht fallen. Denn erst, wenn auch der Unterausschuss "Leonhardsviertel" Anfang 2022 zusammengetreten ist und abgestimmt hat, kann abschließend der Gemeinderat darüber entscheiden.
Bordellbetreiber John Heer hält jedenfalls weiterhin an seiner Position fest und weigert sich, seinen Betrieb zu schließen oder an einen anderen Ort zu verlegen. Als Argument für den Standort im Leonhardsviertel erklärt er außerdem, dort seien Prostituierte für die Unterstützung durch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter besser erreichbar.