Einmal den Tisch draußen abgewischt, und der Lappen ist bräunlich-gelb. Das Saubermachen hält aber nicht lange an, denn der nächste Windstoß bringt neue Pollen. In diesem Frühjahr windet es ziemlich viel. Und genau darin sieht Robert Gliniars von den Hohenheimer Gärten einen der Gründe für das derzeit starke Aufkommen von Blütenpollen. Im Winter und Frühjahr hat es genug geregnet, Spätfröste blieben aus. Dadurch haben sich viele Blüten entwickelt, die reichlich Pollen produzieren und jetzt mit dem Wind verteilt werden.
"Im Moment sind es vor allem die Koniferen, also die Nadelbäume, die uns besonders viel Staub bringen."
Das Jahr 2022 sei außerdem ein Mastjahr, in dem die Bäume besonders viel blühen und fruchten, sagt Gliniars. Bäume mit unregelmäßiger Fruchtbildung, zum Beispiel Nadelbäume wie Fichte, Tanne oder Eibe, produzieren alle paar Jahre besonders viel Frucht, das nennt sich Mastjahr.

Allergiker sind nur bedingt betroffen
Wer die vielen Pollen sieht, muss das Schlimmste für Allergikerinnen und Allergiker befürchten. Die Menge an Blütenstaub steht aber nicht unbedingt im Zusammenhang mit dem Schnief-Aufkommen bei Menschen, die allergisch darauf reagieren.
"Die Nadelbäume sind das, was am meisten Pollen produziert, die sind aber nicht allergen."
In die große Masse der Nadelbaum-Pollen mischt sich inzwischen aber auch der Blütenstaub von Laubbäumen und Gräsern. Auf die reagieren einige Menschen allergisch - die Nase läuft, die Augen jucken.

Solaranlagen funktionieren auch mit Blütenstaub
Der lästige Blütenstaub liegt auch deutlich sichtbar auf Solaranlagen. Das hat auf ihren Ertrag aber keinen großen Einfluss, sagt Franz Pöter, Geschäftsführer von Solar Cluster Baden-Württemberg e.V. Der Blütenstaub auf den Solarpanels "führt zu einer kleinen Verschattung der Anlagen." Diffuses Licht werde trotzdem aufgenommen. "Der Effekt ist kaum wahrnehmbar, es sind so zwei Prozent etwa, die die Leistung sinkt. Und beim nächsten Regen wird der Blütenstaub dann wieder abgewaschen." Eine aufwändige Reinigung der Solaranlage ist im Normalfall also nicht nötig.
Autos waschen für mehr Sicherheit
Anders sieht es bei Autos aus. Die gelbe Schicht setzt sich auf den Wischerblättern fest, hängt in den Fensterfugen und klebt auf der Scheibe. Regen allein löst das nicht - ähnlich wie beim Saharastaub, sagt Michael Auras vom Waschpark in Asperg (Kreis Ludwigsburg). Dazu kommt das Thema Sicherheit - durch eine pollenverschmierte Scheibe ist die Sicht eingeschränkt, vor allem, wenn dann noch die Sonne drauf scheint. Um den Blütenstaub zu lösen, hilft nur, das Auto zu waschen.

Alles gelb bis spätestens Ende Mai
Wischen oder den Staub ertragen: Bis das vorbei ist, dauert es nicht mehr lang. Noch zwei bis drei Wochen, schätzt Robert Gliniars von den Hohenheimer Gärten, dann sind die heimischen Bäume mit der Blüte durch. Und damit die Hauptproduzenten der aktuellen Pollenflut.