Gasflamme brennt auf Gasherd (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Patrick Pleul)

Region Stuttgart

Gasmangel vorerst abgewendet: Kommunen sparen trotzdem weiter

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Martin Rottach
Reporter Martin Rottach (Foto: SWR)

Die Kommunen in der Region Stuttgart haben über den Winter viele Maßnahmen zum Energiesparen getroffen. Vieles wird auch in Zukunft gelten. Manches wird jetzt gelockert.

Manche Maßnahmen zum Energiesparen werden von den Kommunen in der Region Stuttgart wieder zurückgenommen. So wird das Wasser in vielen Schwimmbädern wieder wärmer. Bedingt durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wurde Gas in Deutschland erheblich teurer. Auch Kommunen wurden vor dem Winter per Verordnung zum Energiesparen angehalten und ergriffen Sparmaßnahmen. Einige werden jetzt wieder zurückgenommen. Ein Grund: Mit dem Frühlingsbeginn gewinnen die Sonnenstrahlen an Kraft und die Temperaturen werden zweistellig.

Die Gefahr einer Gasmangellage, wie sie im Winter gefürchtet wurde, scheint gebannt zu sein. Die Gasspeicher in Deutschland sind stand 20.03.2023 zu 63,88 Prozent gefüllt (Quelle: Statista) und damit voller als in den vergangenen Jahren zum selben Zeitpunkt. Das ist auch ein Verdienst vieler Einsparungen beim Gasverbrauch über den Winter - auch in den Kommunen.

Absenken der Wassertemperaturen in Bädern

Der SWR hat stichprobenartig Städte in der Region Stuttgart nach ihren Erfahrungswerten gefragt. Von 16 angefragten Kommunen haben acht innerhalb der angegebenen Frist geantwortet, mit teilweise übereinstimmenden Antworten und Erfahrungsberichten. Viele Kommunen haben über den Winter die Wassertemperatur in den städtischen Bädern gesenkt.

Die Stadt Göppingen antwortete dem SWR mit konkreten Zahlen dazu. 15 Prozent Gas konnte demnach durch diese Temperaturabsenkung gespart werden. Andere Kommunen gaben gegenüber dem SWR an, sie hätten zusätzlich dazu die Sauna abgeschaltet oder - wie die Stadt Ludwigsburg - das Heilbad ganz geschlossen.

Bad Berg in Stuttgart - Menschen schwimmen im Hallenbad (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod)
Die kommunalen Maßnahmen zum Energiesparen haben auch die städtischen Bäder betroffen. In Vielen wurde die Wassertemperatur herabgesetzt. Manche wurden ganz geschlossen.

Energiespar-Beratungen, weniger Beleuchtung, weniger Heizung

Einige Kommunen gaben an, regelmäßige Beratungen und Informationsveranstaltungen zum Thema Energiesparen angeboten zu haben. Außerdem hätten viele Kommunen die Außen- und Innenbeleuchtung reduziert und die Beheizung von Treppenhäusern und Fluren gestoppt.

Die Stadt Böblingen senkte nach eigenen Angaben außerdem die Gewächshaustemperatur der Stadtgärtnerei und tauschte Energiefresser an Schulen aus. Einige Kommunen hätten ihre Verwaltungsgebäude für ein bis zwei Wochen komplett geschlossen. Allein diese eine Woche soll nach Angaben der Stadt Böblingen eine Ersparnis von über 6500 Euro gebracht haben.

Die Stadt Murrhardt gibt an, zusätzlich dazu alle Warmwasseranschlüsse, wo es möglich war, stillgelegt zu haben. Die Stadt Ludwigsburg will nach eigenen Angaben mit ihrem Maßnahmenbündel insgesamt 20 Prozent Energie im Vergleich zum sonstigen Verbrauch eingespart haben.  

"All diese Maßnahmen haben definitiv zu Einsparungen geführt. Diese abzuschätzen oder gar konkret zu beziffern, ist jedoch unmöglich."

Eine Heizung wird reguliert. In Rottenburg im Kreis Tübingen könnten Energiesparmaßnahmen kommen, unter anderem das Senken der Raumtemperatur. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Ole Spata)
In städtischen Gebäuden wurden im Winter die Heizungen runtergedreht.

Badetemperaturen steigen vielerorts wieder

Jetzt im Frühjahr werden viele Bäder wieder wärmer. Einige Kommunen wie Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen und Böblingen wollen die Wassertemperatur in den städtischen Bädern wieder anheben. Das Heilbad in Ludwigsburg ist außerdem wieder geöffnet worden. Die Sauna im Böblinger Hallenbad soll vorerst geschlossen bleiben. Ebenso möchte auch die Stadt Göppingen die Maßnahmen in den Bädern erstmal beibehalten. Hier hatte man beschlossen, die Temperatur zu senken, Öffnungszeiten zu verkürzen und Attraktionen teilweise stillzulegen.

So wollen Kommunen langfristig Energie sparen

Die Kommunen, die geantwortet haben, geben langfristige Planungen auf unterschiedlich konkreter Basis an. Die Städte Ludwigsburg und Schorndorf haben demnach Pläne ausgearbeitet, um bis 2035 klimaneutral zu werden. In Ludwigsburg gibt es unter anderem Kampagnen zur energetischen Sanierung und zum Ausbau erneuerbarer Energien. Außerdem möchte man das örtliche Fernwärmenetz ausbauen und damit die Kommune möglichst schnell klimaneutral mit Wärme versorgen.

Esslingen arbeitet nach eigenen Angaben am Ausbau des stadteigenen Energiemanagements und intelligenter Gebäudeleittechnik. Energetische Sanierung gehöre da genauso dazu wie Photovoltaikanlagen auf stadteigenen Dächern, heißt es weiter. Außerdem wolle man schauen, welche Gebäude zukünftig überhaupt benötige und damit heizen müsse.

Scheitert die Energiewende am Fachkräftemangel?

Fast alle Kommunen sehen die größte Herausforderung bei der Bewältigung der Energiewende im Fehlen von Fachkräften. Esslingen gibt beispielsweise an, seit einem Jahr einen Energiemanager zu suchen. Zusätzlich dazu wünscht sich ein Großteil der Kommunen mehr finanzielle Unterstützung auf dem Weg zur Klimaneutralität. Denn darin sind sich fast alle Kommunen einig: Nur mit klimaneutraler Energie können die Kosten langfristig möglichst gering gehalten werden.

"Klar ist, dass wir das Thema jetzt angehen müssen und werden, und umso mehr profitieren, je entschlossener wir jetzt handeln."

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