Bäume spiegeln sich im Degermoos im Moorwasser. Im Vordergrund Farne. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance; Montage: SWR)

Interview mit Leiter des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried

Warum Moore dank der Klimadebatte an Bedeutung gewinnen

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Das Bundesumweltministerium will mit einer Moorschutz-Strategie den Klimaschutz vorantreiben. Warum Moore für das Öko-System so wichtig sind, erläutert Siegfried Roth vom Naturschutzzentrum Wurzacher Ried.

SWR: Herr Roth, wie wichtig sind Moore für die Umwelt?

Siegfried Roth: Natürlich sind Moore extrem interessante Lebensräume für eine seltene Flora und Fauna, aber natürlich, in der Klimadebatte nimmt jetzt die Bedeutung der Moore zu. Es sind ganz wichtige CO2-Senker, das heißt, dass Moore, wenn sie intakt sind, die Eigenschaft haben, CO2 zu binden über die Pflanzen, die da wachsen. Meist sind das Torfmoose, aber auch Seggen oder Schilfarten, und die sind sehr effektiv. Ich hab das versucht hochzurechnen. Wenn man einen Hektar Moor wieder vernässt, wird genau so viel CO2 gespeichert wie in 50 Hektar Wald. Also man kann über die Wieder-Vernässung von Mooren eine relativ große Klima-Wirkung erzielen.

Ein wichtiger Lebensraum auch für Tiere und Pflanzen, sagten Sie eingangs. Was lebt denn da alles am und im Moor?

Das Hochmoor, also beispielsweise hier in Bad Wurzach haben wir das größte intakte Hochmoor Mitteleuropas, ist ein extrem lebensfeindlicher Lebensraum. Da sind etwa ein Dutzend Torfmoose, ein paar Wollgräser, ganz bekannt ist der Sonnentau, auch Rosmarinheide und andere seltene Pflanzenarten. Niedermoore sind da schon artenreicher, vor allem wenn sie kalkhaltig sind, das sind oft die botanisch reichsten Lebensräume oder Biotope, die wir überhaupt in Süddeutschland haben. Da wachsen pro Quadratmeter bis zu 50 Pflanzenarten.

Viele Menschen finden Moore ja gruselig, angeblich können Menschen sogar darin versinken. Stimmt das?

In einem intakten Moor kann man eigentlich nicht gut versinken. Aber wo es gefährlich wird, das sind Torfstiche. Früher wurden ja viele Moore abgetorft. Die Stiche sind im Lauf der Zeit wieder zugewachsen, aber nur mit Schwingdecken, das heißt, da ist nur eine ganz dünne Pflanzendecke, die da auf dem Wasser schwimmt. Und wenn man da drauf läuft, kann man heftig einsacken, da kann man schon mal zwei Meter runtergehen.

Was kann ich denn eigentlich selbst tun, um die Moore zu schützen? Torf haben Sie angesprochen. Wäre es sinnvoll, sich Erde für den Garten zu kaufen, die ohne Torf ist?

Auf jeden Fall! Früher wurde Torf ja oft verwendet im Gartenbau - aber das sollte man vermeiden. Es gibt gute Torf-Ersatzprodukte, die genauso effektiv sind. Von daher ist es gar nicht nötig, Torf zu verwenden.

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SWR