
Aus Sicht von Max Wörner läuft allgemein in der Bauwirtschaft einiges total verkehrt: Beton und Zement verschlingen bereits bei ihrer Herstellung große Mengen Energie, Wasser für Bad und Küche muss von weither transportiert werden und wird irgendwann das Gebäude abgerissen, landet ein Großteil davon auf Deponien oder im Sondermüll.
"Wir müssen unbedingt die Strukturen verändern. Da geht es um baurechtliche Zulassungen, um Normungen im Bauwesen und um einen CO2-Preis beim Bauen."
Deswegen will der Stuttgarter Bauunternehmer, der Geschäftsführer bei der Projektgesellschaft Triq für nachhaltiges Bauen ist, nicht nur ein umweltfreundliches wie klimaneutrales Gebäude bauen, sondern das "erste ganzheitlich nachhaltige Mehrfamilienhaus Deutschlands".
Wasserstoff aus überschüssigem Solarstrom
Das fängt beim Baustoff an. Das geplante Haus in Stuttgart-Feuerbach soll ohne Beton und Zement gebaut werden. Stattdessen setzt das Unternehmen Triq auf Holzbausteine , die ähnlich wie Legosteine aufeinander gesteckt werden. Diese - so die Vision - sollen bei einem möglichen Abriss des Hauses wieder als Baustoffe genutzt werden können.
Die Liste der weiteren Maßnahmen ist lang. So soll Regenwasser aufgefangen und nicht nur als Brauchwasser für die Toiletten, sondern durch Aufbereitung auch als Trinkwasser genutzt werden können. Ein Fuhrpark von gemeinsam genutzten Elektroautos und Pedelecs gehört genauso zu den Plänen wie eine große Solaranlage auf dem Dach, eine Begrünung der Fassade und ein Elektrolyseur, der überschüssigen Sonnenstrom im Sommer in Wasserstoff wandelt, mit dem im Winter wiederum geheizt werden kann.

Insgesamt 13 Wohnungen sollen auf dem Grundstück in Feuerbach gebaut werden - von 35 bis 257 Quadratmeter Fläche. Die Preise liegen nicht höher als andere Neubauten, versichert Wörner und verweist auf eine lange Liste von derzeit 70 Kaufinteressenten.
"Was mich ungemein beeindruckt hat, in welcher Detailliebe die das durchdacht haben."
Bislang keine Baugenehmigung - Unternehmer hofft auf Runden Tisch
Die reine Bauzeit würde laut Wörner gerade einmal vier Monate dauern, da viel vorgefertigt werden könne. Doch loslegen kann er nicht. Noch fehlt ihm eine Baugenehmigung und der Bebauungsplan sieht an dieser Stelle ein deutlich anderes Gebäude vor, heißt es bei der Stuttgarter Stadtverwaltung. Das weiß Wörner. Er hofft auf den neuen Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU), der Stuttgart zu einer Modellstadt machen will, die Ökologie und Ökonomie zusammenbringt. Vor wenigen Tagen habe er zuletzt Kontakt mit dem Oberbürgermeister gehabt, erzählt Wörner, der sich einen Runden Tisch mit allen Beteiligten wünscht. Ein Tisch an dem Politiker, Bauunternehmer und Verwaltungsfachleute zusammensitzen. Denn, so Wörner, nur so könne Stuttgart sein eigenes Klimaziel erreichen.