Die deutschen Autobauer bekommen die ersten Folgen des Ukraine-Kriegs zu spüren: Wegen Versorgungsengpässen wird die Produktion in einigen Standorten vorübergehend unterbrochen.
Porsche, BMW und Audi: Produktionsstopp in einigen Werken
Bei Porsche wurde der Bau von Autos im Werk Leipzig am Mittwochnachmittag ausgesetzt. Der Produktionsstopp solle bis zum Ende der kommenden Woche dauern, teilte ein Sprecher am Mittwoch mit. In Leipzig werden die Modelle Macan und Panamera gebaut. Für die 2.500 betroffenen Beschäftigten werde Kurzarbeit beantragt.
Auch bei BMW kommt es zu Produktionsunterbrechungen wegen Lieferengpässen, wie das Unternehmen mitteilte. Weil Teile aus der Ukraine fehlen, werde die Produktion in Dingolfing in der kommenden Woche eingestellt. "Mit unseren Lieferanten sind wir in intensiven Gesprächen."
Betroffen ist ebenfalls das Audi-Werk in Neckarsulm (Landkreis Heilbronn). Hier werde es in den kommenden Tagen Produktionsausfälle geben, sagte eine Sprecherin. Grund seien Lieferengpässe bei Halbleitern und weiteren Baukomponenten. Vom 7. bis 18. März ruhe deshalb die Produktion bei den Modellen A6 und A7. Dies gelte auch für die Fertigung der Sportwagen e-tron GT und R8 im Audi-Werk in Heilbronn.
In Stuttgart wird die Porsche-Produktion noch aufrechterhalten
In Stuttgart-Zuffenhausen, wo der Taycan und der 911 gebaut werden, soll laut Mitteilung die Produktion in dieser Woche noch aufrechterhalten werden. "Die weiteren Schritte erfolgen in einem geordneten Prozess. In den kommenden Tagen und Wochen werden wir auf Sicht fahren und die Lage kontinuierlich neu bewerten." Die Volkswagen-Tochter Porsche bezieht nach Angaben aus Branchenkreisen bisher Kabelbäume aus der Westukraine.
Die Ukraine ist ein wichtiges Herkunftsland von Kabelbäumen für die Autobranche. So betreibt beispielsweise der Nürnberger Autozulieferer Leoni zwei Werke im Westen des Landes, auch zahlreiche andere Unternehmen stellen diese dort her. Kabelbäume gehören zu den Bauteilen in einem Auto, die nicht nachgerüstet werden können - anders als etwa Halbleiter, die häufig auch erst zu einem späteren Zeitpunkt eingebaut werden können.
VW-Konzern hofft auf baldiges Ende des Russland-Ukraine-Kriegs
Der Porsche-Sprecher sagte weiter: "Der Volkswagen-Konzern blickt mit großer Sorge und Betroffenheit auf die Situation in der Ukraine." Man hoffe auf eine schnelle Einstellung der Kampfhandlungen und eine Rückkehr zur Diplomatie. "Wir sind überzeugt, dass eine nachhaltige Lösung des Konflikts nur auf Grundlage des internationalen Rechts erfolgen kann." Bei allen Aktivitäten vor Ort stünden die Sicherheit und Unversehrtheit der Menschen an erster Stelle.
Die Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit würden fortlaufend durch Experten ermittelt, teilte der Porsche-Sprecher mit.
Ukraine-Krieg: Drohen auch Auswirkungen auf Mercedes-Benz?
Ob es bei Mercedes-Benz aufgrund von Lieferengpässen ebenfalls zu Produktionsausfällen kommt, ist derzeit noch nicht bekannt. Der Autobauer werde sich ersten Berichten zufolge voraussichtlich in Kürze dazu äußern.