Eine biologisch-technische Assistentin bereitet PCR-Tests auf das Corona-Virus von Patienten im PCR-Labor vor. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte)

Experten fordern Vorrang für Tests bestimmter Menschen

Laboren macht die zunehmende Zahl von PCR-Tests immer mehr zu schaffen

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AUTOR/IN
Christian Spöcker, Dorina Blau
INTERVIEW
Bettina Fieger

Das RKI rechnet mit demnächst rasant zunehmenden Coronafällen. Das führt zu der Frage, wie die vielen PCR-Tests zu stemmen sind - auch in Laboren in der Region Stuttgart.

Aktuell sind viele Labore in Baden-Württemberg bis zu 70 Prozent ausgelastet, aber die Ausbreitung der Omikron-Variante könnte das bereits kommende Woche ändern. Die Infektionen schnellten derzeit in die Höhe, erklärt Eberhard Wieland, der ärztliche Leiter von Synlab-Labors in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen), dem SWR. Aktuell seien mehr als 30 Prozent der Proben positiv.

Eine Labormitarbeiterin bereitet Teströhrchen für einen Corona-PCR-Test vor. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow)
Viele Corona-Testlabore arbeiten an der Belastungsgrenze (Symbolbild). picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

Mehr Personal für mehr PCR-Tests - und vielleicht bald eine Nachtschicht

Bereits jetzt wertet das Personal in Leinfelden-Echterdingen täglich bis zu 4.000 PCR-Tests aus und damit ein Vielfaches der Menge vor einigen Wochen. Die Labor-Verantwortlichen erwägen, eine zusätzliche Nachtschicht einzuführen. Dann würde sieben Tage die Woche fast rund um die Uhr gearbeitet werden.

Synlab hat wegen der vielen Tests mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt, aktuell werten mehr als 20 von ihnen die PCR-Proben aus. Einer von ihnen ist Stefan Merz. Die Laborarbeit hat seinen Blick auf die Corona-Pandemie nachhaltig geprägt.

"Wenn wir jeden Tag Dutzende, Hunderte positive Proben haben, wissen wir ja, es ist nicht gelogen, was uns da erzählt wird. Und es stimmt, wir sehen es schwarz auf weiß. Da wird man schon nachdenklich."

Er ist sich bewusst, dass hinter jedem positiven Testergebnis ein menschliches Schicksal steckt. Bei den Analysen entdeckt Merz manchmal sogar Namen von Menschen, die er kennt - doch das müsse man ausblenden, sagt der Labor-Mitarbeiter.

Meist liegt das Ergebnis zügig vor - doch das könnte sich ändern

Wie die anderen im Team trägt Merz die PCR-Proben von einem modernen technischen Gerät zum anderen. Dort werden sie erst erfasst und später ausgewertet. Bis das Ergebnis feststehe, könne es unterschiedlich lange dauern, sagt sein Chef.

"Im Moment können wir diese 24 Stunden gut einhalten. Wir sind auch manchmal schon deutlich schneller. Wir können aber nicht garantieren, dass das so bleibt."

Und was, wenn sich die Situation zuspitzt? Es könne beispielsweise zu einer Situation kommen wie im letzten Herbst, so Wieland, als die Zahlen gestiegen seien. Dann könne es bis zu 48 Stunden dauern, bis ein Ergebnis zurück gespiegelt werde.

Experten fordern, Tests mancher Menschen vorrangig zu analysieren

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und der Chef des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, kündigten am Freitag an, dass sich die Teststrategie in den kommenden Monaten ändern werde: Aufgrund der erwarteten vielen Omikron-Fälle sollten dann vorrangig Beschäftigte im medizinischen Bereich PCR-Tests bekommen. Auch der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen, Janosch Dahmen, fordert bei einem Engpass bei PCR-Tests Prioritäten: Dann müssten insbesondere Mitarbeiter der kritischen Infrastruktur, aber auch schwer symptomatisch erkrankte Patienten weiter die wichtigen Tests im PCR-Bereich bekommen.

In Stuttgart fordert Matthias Orth, der Chefarzt der Labormedizin im Marienhospital: "Wir müssen ganz gezielt schauen, wer jetzt PCR-Tests braucht. Wir dürfen keine PCR-Tests machen, damit die Leute zum Pizza essen gehen können." Das sei unsinnig und eine Verschwendung von Ressourcen. Die Priorisierung solle aber nicht im Labor geschehen, denn das sei für das Personal dort kaum zu schaffen.

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