Kisten mit Äpfeln, Spaliere mit Früchten: Obstbauer Henning Kempf aus Ehningen (Kreis Böblingen) rechnet insgesamt allerdings bestenfalls mit einer passablen Ernte 2023. (Foto: SWR, Jonas Faustmann)

Bis zu 90 Prozent Einbuße

"Sehr, sehr schlechte Ernte": Wenig Äpfel in der Region Stuttgart

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Jonas Faustmann

Erst Trockenheit, dann Frost: Die Apfelernte in der Region Stuttgart steuert auf ein sehr schwaches Ergebnis zu. Obst- und Gartenbau-Experten sehen auch den Klimawandel als Ursache.

Die Apfelerntesaison in der Region Stuttgart läuft - und sie läuft mancherorts so schlecht wie schon lange nicht mehr. Einige Obstbauern sprachen gegenüber dem SWR von teils katastrophalen Erntezahlen. Bei einzelnen Apfelsorten rechnen Experten im Kreis Böblingen mit nur etwa zehn Prozent der durchschnittlichen Erntemenge. Auch weitere Landkreise in der Region prognostizieren schlechte Erträge.

Schwache Ernte: Bis zu 90 Prozent weniger Äpfel

In einigen Bereichen werden sogar Negativrekorde bei der Apfelmenge erwartet. "Für die gesamte Region ist es eines der schwächsten Apfeljahre der letzten 30, 40 Jahre", sagt Manfred Nuber, Fachberater für Obst- und Gartenbau im Kreis Böblingen. Laut ihm könnten viele Obstbauern im Kreis Böblingen nur etwa 50 Prozent des durchschnittlichen Ertrags aufweisen. Der Extremfall seien Apfelsorten, bei denen nur zehn Prozent der durchschnittlichen Menge geerntet werden können - also 90 Prozent Ausfall.

Vielerorts in der Region Stuttgart Einbußen bei Ernte

Bei den Ernteeinbußen handelt es sich um kein reines Problem im Kreis Böblingen. Christel Schäfer, Vorsitzende des Kreisverbands der Obst- und Gartenbauvereine Esslingen spricht ebenfalls von "sehr, sehr wenige Äpfel" im Kreis Esslingen. Dasselbe Bild im Rems-Murr-Kreis: Die Obstbauern in den Tälern von Rems und Murr stehe vor einem "eher unterdurchschnittlichen Ernteergebnis", sagt Adrian Klose, Obst- und Gartenbau-Fachberater im Rems-Murr-Kreis.

Obstbauer Henning Kempf aus Ehningen (links) zeigt dem Vorsitzenden des Arbeitskreises Erwerbsobstbau und dem Obst- und Gartenbau-Fachberater Manfred Nuber (rechts) die bisherige Ernte an Äpfeln. (Foto: SWR, Jonas Faustmann)
Obstbauer Henning Kempf aus Ehningen (links) zeigt dem Vorsitzenden des Arbeitskreises Erwerbsobstbau und dem Obst- und Gartenbau-Fachberater Manfred Nuber (rechts) die bisherige Ernte an Äpfeln.

Folgen des Klimawandels: wenig Regen und später Frost

Grund für die schlechte Ernte ist offenbar der Klimawandel. Mangelnder Regen im vergangenen Jahr verhinderte eine gute Knospenbildung im Frühjahr. Viele Knospen waren dadurch zu schwach, um den frostigen und kalten Winter zu überleben. Hinzu kommen große Spätfrostschäden aus dem April. Für die Obstbauern der Region Stuttgart ist das ein echtes Problem.

Versorgung durch regionale Äpfel in Gefahr

In der Region Stuttgart wandert der Großteil der Äpfel über eigene Verkaufstheken. Viele regionale Erzeuger setzen auf Direktvermarktung. Das gesellschaftliche Interesse an regionalen Produkten sei zwar aktuell leicht rückläufig im Vergleich zu den Corona-Jahren, so der Böblinger Obst- und Gartenbau-Experte Manfred Nuber.

Spaliere voller Äpfel beim Obstbauern Henning Kempf in Ehningen (Kreis Böblingen). Insgesamt aber  verspricht der Herbst 2023 keine gute Ernte. (Foto: SWR, Jonas Faustmann)
Spaliere voller Äpfel beim Obstbauern Henning Kempf in Ehningen (Kreis Böblingen). Insgesamt aber verspricht der Herbst 2023 keine gute Ernte.

Trotzdem befürchtet er, dass die regionalen Äpfel diese Saison nicht ausreichen. "Im Kreis Böblingen können heimische Äpfel nächstes Jahr im April, Mai, Juni ausgehen", sagt Nuber. Im Verkauf müssten dann Import-Äpfel die Lücke füllen - bis zwei, drei Monaten später dann die nächste regionale Ernte verfügbar ist.

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