Angesichts der Omikron-Variante herrscht aktuell etwas Verunsicherung. Die Evangelische Heimstiftung GmbH in Stuttgart beobachte die Nachrichten bezüglich der steigenden Infektionszahlen mit Unbehagen, erklärte Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider. Denn die letzten "Corona-Wellen" hätten gezeigt, dass die steigenden Sieben-Tage-Inzidenzen immer mit etwa zehn Tagen Verzögerung auch so in den Heimen ankommen. Deshalb gilt seit Montag die 3G-Plus-, beziehungsweise 2G-Plus-Regelung für Besuche in Alten- und Pflegeheimen.
Komplette Isolation und Depression soll vermieden werden
Die Nachrichtenlage um die Omikron-Variante beobachtet der Heimbetreiber genau. Man ist sich sicher, dass wenn die Maßnahmen sich ändern, hier im Heim schnell nachjustiert und reagiert werden kann. Ganz oben steht aktuell die Hoffnung, dass die Maßnahmen nicht so weit verschärft werden müssen, dass niemand mehr zu Besuch kommen kann, auch nicht nach den Feiertagen.
Einrichtungen wollen Isolation Älterer vermeiden "Sozialer Tod": Besuchsverbot in Pflegeheimen stößt in BW auf Ablehnung
Ältere sind in der vierten Corona-Welle erneut stark gefährdet. Ein Besuchsverbot, wie es im Frühjahr 2020 vielerorts galt, lehnen Pflegeheime in Baden-Württemberg jedoch ab.
Die Landesregierung hingegen schließt Besuchsverbote nicht komplett aus. Das Land tue weiterhin alles, um die Bewohnerinnen und Bewohner in den Pflegeheimen zu schützen, so das Gesundheitsministerium. Eine Übertragung des Virus lasse sich allerdings nie ausschließen. Daher sind Besuchsverbote wie im vergangenen Jahr für das Gesundheitsministerium durchaus denkbar, heißt es in einer Mitteilung.
Als im März und April 2020 keine Besuche zugelassen waren, war das sehr schlimm für ihre Bewohnerinnen und Bewohner, sagte Hausdirektorin Kerstin Wulle im Karl-Ehmer-Stift in Ingersheim (Kreis Ludwigsburg) dem SWR. Wenn das wieder so komme, ist sie sicher, würde das durch die Isolation von der Familie für einige der Seniorinnen und Senioren im Haus zu Depressionen führen. Das müsse unbedingt vermieden werden.
Ein Besuch der Familienangehörigen im Altenheim ist aktuell aufwendig
Wegen der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Hygiene-Maßnahmen ist momentan der Aufwand groß, um die Familienangehörigen im Alten- und Pflegeheim zu besuchen. Jede Besucherin und jeder Besucher muss ein Registrierungsprozedere am Eingang durchmachen, um Einlass zu bekommen. An einer digitalen Messstation wird zunächst Fieber gemessen, anschließend muss ein Formular zur Anmeldung ausgefüllt werden und der Geimpft-Genesen-Getestet-Status wird von einem Mitarbeiter geprüft. Erst dann kommt der obligatorische Corona-Schnelltest, den jeder machen muss - inklusive der 15-minütigen Wartezeit auf das Testergebnis. Der Test über Nasenabstrich kann beispielsweise im Karl-Ehmer-Stift vor Ort gemacht werden.
Corona-Pandemie Omikron: Das weiß man über die neue Virusvariante
Eine neue Variante des Coronavirus namens Omikron scheint sich weltweit auszubreiten. Sie ist möglicherweise ansteckender als die aktuelle Delta-Variante.
Ungeimpfte benötigen für den Einlass einen negativen PCR-Test
Neu ist seit Montag, dass ungeimpfte Besucherinnen und Besucher einen PCR-Test vorlegen müssen, dieser muss mindestens 24 Stunden vorher in einem externen Labor gemacht werden, das Labor benötigt diese Zeit, um den Test auszuwerten. Das kostet Zeit, Planung und Geld. Laut der Hausdirektorin im Karl-Ehmer-Stift nehmen die Besucherinnen und Besucher das alles aber im großen Ganzen ohne Murren auf sich. In der Regel kommen sie auch gut vorbereitet und fast alle komplett Geimpft.
Auch die Bewohnerinnen und Bewohner im Karl-Ehmer-Stift wissen, dass sich um ihre Gesundheit gekümmert wird. Allerdings kommt seit der Corona-Pandemie weniger Besuch, erzählt Bewohner Rolf Munk dem SWR. Seine Tochter schafft es aber immerhin noch einmal die Woche zu ihm ins Heim. Sie findet die Maßnahmen der Corona-Lage angemessen.
Heimleitung: Niemand muss an Weihnachten allein sein
Seit dem Besuchsverbot von Mitte März bis Ende April im letzten Jahr sind die Häuser laut Heimstiftung ununterbrochen offen für Besuche. Es war keiner allein zu Weihnachten 2020 und das wird auch 2021 nicht der Fall sein, da ist sich die Heimleitung sicher. Natürlich sei mehr Abstand nötig und nur weniger Feiern möglich - aber Weihnachten finde statt und es werde keiner isoliert. Im Stift in Ingersheim feiern "die Bewohner der beiden Stockwerke ihre separaten Weihnachtsfeiern, um Vermischung zu vermeiden," erklärt Heimdirektorin Wulle. So können die Bewohnerinnen und Bewohner, wenn keine externen Gäste dabei sind, auch ohne Maske gemeinsam Weihnachtslieder singen. Auch weil fast alle Angestellten vollständig geimpft sind, beziehungsweise Heimbewohnerinnen und -bewohner mittlerweile geboostert.
Evangelische Heimstiftung über zögerliche Politik verärgert
Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider ist verärgert, denn die Politik müsse vorausschauender agieren. "Wer ständig nur auf Sicht fährt, der braucht sich nicht wundern, wenn er irgendwann in der Sackgasse oder im Corona-Chaos landet. Und dann müssen eben kurzfristig zusätzlich Kontrollinstanzen aufgebaut werden - das belastet uns enorm". Das Personal sei durch die andauernde Pandemie ohnehin übermäßig belastet.
Um langfristig aus der Corona-Pandemie herauszukommen sieht die Evangelische Heimstiftung nur einen Weg: Eine allgemeine Impfpflicht gegen das Coronavirus.
Allerdings ist sich der Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung sicher, dass die aktuellen Maßnahmen ausreichend und richtig sind und die Bewohnerinnen und Bewohner guten Gewissens wenigstens ein bisschen Weihnachten feiern können. Auch mit vereinzeltem Besuch durch die Familienangehörigen.