
Raufende Jugendliche. Flaschen, die an Fassaden zerschellen. Pinkler, die ihre Notdurft im Freien verrichten. Junge Erwachsene, die offenbar unter Drogen- und Alkoholeinfluss stehen und auf Passanten losgehen. Einfach stehen gelassener Müll. Das ist nach Aussagen von Betroffenen ein typischer Freitagabend auf dem Akademiehof mitten in Ludwigsburg. Und das bestätigt auch die Polizei wie zuletzt Anfang Oktober.
Ein Hotel macht am Wochenende zu
Einer, der die Entwicklung auf dem mit 50 Millionen Euro aufgewerteten Ludwigsburger Innenstadtareal beobachtet, ist Harald Kilgus. Er ist Hotelier am Akademiehof. Immer am Wochenende versammeln sich hier Menschen und machen Party, die mit zunehmenden Alkoholkonsum entgleisen, sagt er.
"Der Akademiehof ist zum rechtlosen Raum geworden."
Um seine Gäste zu schützen, reduziert Harald Kilgus sogar sein Angebot und vermietet am Wochenende keine Hotelzimmer mehr. "Wir können und wollen unseren Gästen diese Klientel, die sich hier rumtreibt, nicht mehr zumuten. Das sind wir inzwischen so leid, dass wir uns für diese drastische Maßnahme entschieden haben", so Harald Kilgus. Das Problem sei bei der Verwaltung schon lange bekannt, sagt er, aber die Stadt tue zu wenig. So seien sie als Anlieger in die Rolle der Sheriffs gedrängt worden, die für Ruhe und Ordnung sorgen wollen.
Kommt ein Verweilverbot?
Der Ruf der Gastronomen und Hoteliers hat Ludwigsburgs Oberbürgermeister Mathias Knecht erreicht. Die Situation sei nicht neu, sagte er dem SWR am Mittwoch. Man habe bereits vor der Sommerpause erste Maßnahmen mit der Polizei ergriffen. Man prüfe aber nach den Beschwerden von Hotel- und Gastgewerbe aktuell die Möglichkeit eines Aufenthalts- oder Verweilverbotes ab 23 oder 0 Uhr. Dies müsse aber rechtlich wasserdicht sein, so Knecht. Vorbild könnte die Stadt Stuttgart sein, die nach der Jugendrandale auf dem Schlossplatz ein Verweilverbot für die Treppe zum Kleinen Schlossplatz verhängt hatte.
Kulturprogramm statt wilder Ausschweifungen
Um den Missständen auf dem Akademiehof vorzubeugen, will die Stadt Ludwigsburg auf Kultur und Sozialarbeit setzen. Im nächsten Jahr werde an ein Programm aus den Bereichen Kultur-, Musik- und Jugendarbeit gedacht, so OB Knecht, "damit sich Menschen dort aufhalten, die dem Platz auch gut tun und nicht schon mit einer feindlichen Gesinnung oder zumindest mit der Absicht, dort Lärm und Ärger zu erzeugen, dort hingehen." Auch da könnte Stuttgart Vorbild sein.
Der Akademiehof gehört zu den beliebtesten Treffpunkten in der Ludwigsburger Innenstadt. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene schätzen den offenen Platz, an dem auch die Filmakademie Baden-Württemberg und die Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg liegen.