Untersuchungen in Leonberg

Abwasser im Kreis Böblingen als Inzidenz-Frühwarnsystem

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Die Corona-Inzidenzen steigen wieder kräftig. Viele haben es kommen sehen. Doch wirklich sicher lässt es sich nur voraussagen, wenn man einen Blick in das Abwasser wirft.

Die Stadt Stuttgart meldet am Donnerstag, dass sich die Zahl der täglichen Ansteckungen mit dem Coronavirus innerhalb einer Woche verdoppelt hat. Das klingt beunruhigend. Neue Beschränkungen drohen damit aber nach der jüngsten Landesverordnung nicht. Was bringt dann aber der Blick auf die Inzidenzen noch? Es würde der Blick ins Abwasser weiterhelfen. Denn darin lassen sich schon früh Bestandteile des Erbguts von Corona-Viren nachweisen, heißt es aus dem Gesundheitsamt des Landkreises Böblingen. Es setzt sich für entsprechende Untersuchungen an.

Was das Abwasser preisgibt (Foto: IMAGO, nicht bekannt)
Was das Abwasser preisgibt

Es ist nicht die Sorge vor neuen Beschränkungen, aber für die Vorbereitung auf steigende Inzidenzen sieht die Leiterin des Gesundheitsamts im Landratsamt Böblingen, Anna Leher, solche Daten für ihre Arbeit als hilfreich an: "Damit man auf die entsprechenden Gemeinden und Schulen zugehen und vorwarnen kann." So könne man sich in den Einrichtungen schon vorab darauf einrichten und wisse, was auf einen zukomme, so Leher. Mit steigenden Inzidenzen muss die Gesundheitsamtsleitern auch ihr Team aufstocken, um die Nachverfolgung der Infektionen gewährleisten zu können.

EU empfiehlt Abwasser-Überprüfung

Bereits im Mai hat die EU-Kommission die Mitgliedsstaaten aufgefordert, ihr Abwasser regelmäßig auf Corona-Viren zu überprüfen. Das schaffe kostengünstige, schnelle und verlässliche Informationen über die Verbreitung des Virus, hieß es. Im Abwasser lassen sich nicht nur Teile des Viren-Erbguts nachweisen, sondern dadurch auch Rückschlüsse auf die Anzahl der Infizierten zu, noch bevor Symptome auftreten. Das kann einen Vorsprung von bis zu zehn Tagen geben.

Leonberg als Modellkommune

Das Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe führt gerade eine bundesweite Studie dazu durch, Corona-Viren im Abwasser nachzuweisen. Die Stadt Leonberg (Kreis Böblingen) hatte im Mai 2020 eine sehr hohe Inzidenz, und wurde deshalb damals vom Landratsamt Böblingen für die Studie ausgewählt. Seitdem werden regelmäßig Proben aus der Leonberger Kläranlage in Karlsruhe ausgewertet, erklärt der Leonberger Stadtsprecher:

"Ziel dieser Studie ist es, Licht in die Dunkelziffer zu bringen. Wir wissen, dass es bei Corona sehr viele asymptomatische Fälle gibt, dass es viele Menschen gibt, die sich nicht testen lassen oder dass es falsch-negative oder falsch-positive Testungen gibt."

Studie soll Dunkelziffer der Infizierten erkennen lassen

Es gilt daher herauszufinden wie viele Infizierte es wirklich in der Bevölkerung gibt, so Küster. "Man nimmt sich daher einen bestimmten Kreis von Menschen und schaut, wie ist die Inzidenz, von der man offiziell weiß. Dann misst man die Anzahl der Viren im Abwasser und stellt die beiden Zahlen gegenüber. Somit kann man erfahren, wie hoch die Dunkelziffer ist."

Die Studie läuft noch, die Stadt Leonberg habe daher noch keine Ergebnisse, wie hoch die Dunkelziffer an Corona-Infektionen sei. "Sie trägt dazu bei, dass wir immer mehr über das Coronavirus erfahren", da ist sich Küster sicher.

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