Seit Ende Juli sind sie wieder da. Erst stand der jetzt 13-jährige Edi vor der Tür seiner alten Wohngruppe der Waldhaus Jugendhilfe im Landkreis Böblingen. Ein paar Tage später tauchte auch seine inzwischen 17-jährige Schwester Dana auf. Den beiden gehe es soweit sehr gut, sagt Wolfgang Trede vom Jugendamt des Landratsamts Böblingen. Das Amt habe die beiden in Obhut genommen, wie es bei unbegleiteten Minderjährigen seine Aufgabe sei. Auch Michael Weinmann, der sich als Bereichsleiter der Waldhaus Jugendhilfe (Kreis Böblingen) um die beiden kümmert, bestätigt, dass die beiden glücklich sind, wieder hier zu sein. Beide Kinder würden wieder eine öffentliche Schule besuchen. Das helfe bei der Integration.
Keine Info zum Schutz der Kinder
Rund fünf Monate leben die beiden also schon wieder im Kreis Böblingen, ohne dass das bekannt gemacht wurde. "Wir haben zum Schutz der beiden Minderjährigen da keine aktive Öffentlichkeitsarbeit gemacht", sagt Jugendamtsleiter Trede. Die beiden sollten hier gut wieder ankommen und die Schule besuchen können. Das Böblinger Landratsamt als gesetzlicher Vormund hat bereits einen Asylfolgeantrag für die beiden gestellt, um das Asylverfahren noch einmal neu aufzunehmen. Trede geht davon aus, dass den Kindern keine erneute Abschiebung droht. Die politische Lage für Minderjährige habe sich in Baden-Württemberg inzwischen geändert.
Prekäre Situation in Albanien, Eltern abgetaucht
Nach der Abschiebung im Dezember vor einem Jahr lebten Dana und Edi in Albanien in sehr schwierigen Verhältnissen. Die Großeltern seien sehr alt und pflegebedürftig, so der Leiter des Jugendamts. "Es gibt Halbgeschwister, die sich auch nicht richtig gekümmert haben. [...] Wir hatten im Frühjahr auch den internationalen Sozialdienst beauftragt, vor Ort die Situation anzuschauen." Der mehrseitige Bericht habe eine ziemliche Misere offenbart.
"Die Eltern haben sich buchstäblich aus dem Staub gemacht."
Anfang 2019 lebten Dana und Edi noch mit ihren Eltern in einer Gemeinde im Landkreis Böblingen. Als die Kinder eines Tages aus der Schule zurück kamen, "waren die Eltern weg und auf dem Küchentisch lagen wohl die beiden Pässe und hundert Euro", so Wolfgang Trede. Damals habe das Jugendamt die beiden in Obhut genommen. Bis heute wisse niemand, wo die Eltern seien.
Mit dem Bus zurück nach Deutschland
Wie Dana und Edi nach einem halben Jahr in Albanien zurück nach Deutschland gekommen sind, weiß das Jugendamt nur aus zweiter Hand. "Sie haben wohl berichtet, dass sie ganz normal mit dem Bus aus Albanien hierher gefahren wären", sagt der Amtsleiter. "Ohne, dass sie dort aufgehalten worden wären oder kontrolliert worden sind."
Inzwischen hätten sich die beiden hier gut wieder eingelebt und integriert. Dana und ihr Bruder Edi leben gemeinsam in einer betreuten Wohngruppe der Waldhaus Jugendhilfe, sagt Bereichsleiter Weinmann. Dort können sie auch bleiben, wenn die Asylfrage geklärt ist.