Im März 2023 haben Polizeibeamte im Stuttgarter Stadtteil West rund 150 Fahrräder und Zubehör im Wert von mehreren zehntausend Euro beschlagnahmt. Polizei und Staatsanwaltschaft Stuttgart teilten am Donnerstag mit, dass die Räder zum Schrotthändler kommen. Der Leiter der Fahrradwerkstatt der Caritas Stuttgart hat Verständnis dafür.
Polizei: Markenamen waren nur aufgeklebt
Vergangenes Jahr hatten Mitarbeitende des Ermittlungsdienstes für Gewerbe, Umwelt und Zentrale Ermittlungen einen 50-Jährigen genauer unter die Lupe genommen, nachdem es den Verdacht gab, dass der Mann auf einer Verkaufsplattform mehrere angebliche Marken-Fahrräder angeboten hatte. Die Beamtinnen und Beamten fanden heraus, dass die Markennamen an den Rädern nur aufgeklebt waren. In einem Lagerraum fanden sie weitere 145 Fahrräder ohne Markenbezeichnung. Außerdem stellten die Ermittler fest, dass auch verbaute Marken-Teile an den Rädern gefälscht waren.
Zehn Monate später haben Staatsanwaltschaft und Polizei bekanntgegeben, dass die 150 Fahrräder zu einer Spezialfirma nach Stuttgart gebracht wurden, die die Räder nun verschrottet hat. Das Verfahren gegen den damals 50-Jährigen hat die Staatsanwaltschaft nach der Erfüllung von Auflagen eingestellt.
Warum wurden die Fahrräder nicht gespendet?
Laut einem Sprecher der Polizei Stuttgart konnten die Räder aus Sicherheitsgründen nicht gespendet werden. Sie seien von der Technik gefährlich, weil es keine Qualitätsware, sondern nachgemachte Ware sei, so der Sprecher. Die Fahrräder seien nicht vom TÜV abgenommen. Zu hoch sei die Gefahr, wenn man die Räder verschenke und dann etwas passiere. Aber auch das sogenannte Markengesetz wird als Grund genannt. "Fahrräder mit gefälschten Markennamen dürfen nicht in den Verkehr kommen", so der Sprecher weiter. Auf ihre Fahrtauglichkeit geprüft wurden die Räder vorab nicht.
Fahrradwerkstatt der Caritas Stuttgart hat Verständnis für die Entsorgung
In Stuttgart gibt es viele soziale Projekte, bei denen alte Fahrräder abgegeben oder gespendet werden können. Gerade für Menschen mit geringem Einkommen oder für Geflüchtete bedeutet ein Fahrrad ein Stück Freiheit. In diesem Fall finde er es aber gut, dass die Fahrräder verschrottet wurden, sagt Matthias Kochmann. Der Zweiradmechaniker und Arbeitserzieher ist zuständig für das Projekt "Fahrradwerkstatt" der Caritas Stuttgart. Jungen Menschen wird dort zur Vorbereitung auf den Beruf unter anderem beigebracht, gebrauchte Fahrräder wieder auf Vordermann zu bringen. Danach werden sie zu einem günstigen Preis verkauft.
"Als Mechaniker entscheiden wir, ob der Kunde an der nächsten Kreuzung mit dem Fahrrad zum Halten kommt", sagt Kochmann. Sei beispielsweise der Rahmen nicht gut geschweißt oder aus falschen Materialien zusammengebaut, sei das ein Sicherheitsrisiko. "Da kann man dann auch nichts mehr aufpäppeln", so Kochmann. Die beschlagnahmten Fahrräder in Stuttgart seien aus seiner Sicht deshalb zurecht verschrottet worden.