Nur etwa jeder siebte Jugendliche im Südwesten möchte später in der Stadt leben. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie im Auftrag des baden-württembergischen Ministeriums für den Ländlichen Raum. Jeder Zweite bis Dritte (40 Prozent) will hingegen in Zukunft auf dem Land wohnen. Bei knapp der Hälfte der Befragten ohne Präferenz ist die Entscheidung demnach von Freunden, Familie und dem Beruf abhängig.
Jugendliche wünschen sich mehr Treffpunkte
Was sie fast alle (97 Prozent) gemeinsam haben, ist, dass Freundschaften für die jungen Leute eine wichtige Rolle spielen. Doch wo sie diese pflegen können, ist problematisch: Sowohl auf dem Land als auch in der Stadt vermissen sie gute Treffpunkte. Ein umstrittenes Thema, beispielsweise in Ludwigsburg oder Ravensburg, wo Jugendliche einen vorgeschlagenen Alternativplatz für ihre Treffen kürzlich sogar abgelehnt haben.
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Hauk beeindruckt von ehrenamtlichem Engagement auf dem Land
87 Prozent der jungen Menschen auf dem Land identifizieren sich mit ihrem Heimatort und dem ländlichen Raum. Sie engagieren sich häufiger ehrenamtlich (39 zu 30 Prozent), wobei Mädchen aktiver sind als Jungen. Das beeindrucke auch CDU-Politiker Peter Hauk, wie er bei einem Online-Event am Donnerstag sagte.
"Die junge Generation liefert damit einen bedeutenden und wertvollen Beitrag zur Lebensqualität auf dem Land."
Besonders in den ländlichen Regionen spielen traditionelle Vereine beim Ehrenamt eine größere Rolle.
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Andere Prioritäten: Mehr Ehrgeiz bei den städtischen Jugendlichen?
Den Jugendlichen auf dem Land sind Freizeit, Natur und Umwelt wichtiger, der jungen Generation in der Stadt sind nach Angaben der Studie hingegen Geld, Erfolg und Religion mehr wert.
Ein Viertel der jungen Menschen auf dem Land möchte lieber eine Ausbildung machen als Gleichaltrige in den Städten (18 Prozent), wobei das Interesse an Handwerksberufen auf dem Land größer ist.
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Während der Weg zur Schule für 20 Prozent der Jugendlichen in der Stadt zu lange ist, sind es auf dem Land nochmal zehn Prozent mehr. Dort dauert es bei jedem Vierten bis zu 30 Minuten, bis er in den Klassenraum erreicht. Mehr als die Hälfte aller Jugendlichen auf dem Land wünscht einen Ausbau der Öffentlichen Verkehrsmittel.
Die Studie "Jugend im Ländlichen Raum" ist laut CDU-Politiker Hauk die erste repräsentative Erhebung über die Bedürfnisse und Perspektiven junger Menschen auf dem Land. Sie wurde mithilfe zweier Umfragen aus dem Zeitraum von August 2020 bis Dezember 2021 erarbeitet. Insgesamt wurden dafür 3.700 junge Leute befragt: 1.400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatte die Umfrage zu Perspektiven und Zukunftsvorstellungen, 2.300 die Umfrage zu Themen wie Freundschaft und Geld. Die Ergebnisse sollen der Politik dazu dienen, jungen Menschen ein attraktives Leben auf dem Land zu bieten.