Jeder oder jede sechste Beschäftigte in Baden-Württemberg hat ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko, weil er oder sie zum Beispiel an Depressionen leidet, Angst hat oder gestresst ist. Umgerechnet habe fast eine Million Menschen in Baden-Württemberg mindestens einen psychischen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, teilte die Krankenkasse DAK-Gesundheit auf Grundlage ihres Gesundheitsreports 2022 mit, der im April veröffentlicht wurde.
Weitere Faktoren seien zum Beispiel Rauchen, Bluthochdruck oder starkes Übergewicht. Laut DAK sterben jedes Jahr rund 27.000 Menschen in Baden-Württemberg an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.
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Risiko für Herzinfarkt bei Depression genauso hoch wie bei Übergewicht
Die Rolle von Stress und psychischen Erkrankungen als Risiko für Herzinfarkte werde oft unterschätzt, sagte DAK-Landeschef Siegfried Euerle am Mittwoch. "Depressionen und negativer Stress sind bereits für sich genommen eine große Belastung. Sie gehen aber auch buchstäblich ans Herz", so Euerle. Nach Einschätzung von Experten ist das Risiko für einen Herzinfarkt bei Depressionen ähnlich hoch wie bei starkem Übergewicht.
Außerdem haben laut Studie depressive, ängstliche oder gestresste Menschen oft auch andere weitere verhaltensbezogene oder körperliche Risikofaktoren. Diese Menschen rauchen zum Beispiel häufiger. Auch Bluthochdruck ist bei ihnen deutlich verbreiteter, wie die Daten zeigen.
"Zwischen Psyche und Herz gibt es eine auffällige Wechselwirkung."
Herz-Kreislauf-Erkrankungen belasten die Wirtschaft in BW enorm
Aber das ist noch nicht alles: Stress, Rauchen, Adipositas oder Depressionen sind zudem ein enormer wirtschaftlicher Faktor. Laut DAK kommen auf 100 Versicherte 44 Fehltage jährlich wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen - bei den Männern mehr, bei den Frauen weniger. Mit dem Alter steigt die Anzahl der Fehltage deutlich an. Männer im Alter zwischen 45 und 49 Jahren bringen es je 100 Versicherte auf 54 Fehltage. Bei ihren zehn Jahre älteren Kollegen sind es 130 Tage. Firmen müssten Stress, Belastung und die psychische und physische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden im Blick haben und schützen, forderte Euerle.
Für den DAK-Gesundheitsreport hat das IGES-Institut laut Krankenkasse die Daten von rund 280.000 erwerbstätigen DAK-Versicherten ausgewertet. Außerdem befragte das Forsa-Institut für die DAK-Gesundheit mehr als 1.000 Beschäftigte in Baden-Württemberg.