Der Ständigen Impfkommission (STIKO) liegen noch nicht genügend Daten vor, um den BioNTech-Impfstoff auch für Kinder empfehlen zu können. Nach der Sitzung der Ständigen Impfkommission am Mittwochnachmittag erklärte der STIKO-Leiter Thomas Mertens aus Ulm dem SWR-Fernsehmagazin "Zur Sache Baden-Württemberg": Die STIKO habe die Daten erst erhalten, die BioNTech bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) eingereicht habe, um die Zulassung des Impfstoffes für Fünf- bis Elfjährige zu beantragen.
Das Problem der Zulassungsstudie sei, dass die Zahl der Probanden zu gering sei, um seltene Nebenwirkungen erfassen zu können. Er meinte damit vor allem die Gefahr von Herzmuskelentzündungen bei mRNA-Impfstoffen.
"Solche Zulassungsstudien sind nicht dazu ausgelegt, allein aufgrund der Anzahl der Probanden, dass man damit sämtliche Risiken ausschließen kann."
Geringe Datenlage bei Gruppe der Fünf- bis Elfjährigen
Deshalb müsse die STIKO jetzt genau schauen, was in Skandinavien, den USA und auch Deutschland an Nebenwirkungen bei der nächst größeren Altersgruppe der Zwölf- bis 17-Jährigen beobachtet wurde. Mertens betonte in diesem Zusammenhang, dass es sich bei den Fünf- bis Elfjährigen um eine Altersgruppe handle, die sich noch im Wachstum befinde. Auch Organe wie das Herz wachsen noch, weshalb man ganz sicher sein müsse, dass durch die Impfung keinerlei Schädigungen entstehen können.

Kinder spielen geringe Rolle für Gesamtverlauf der Pandemie
Auf die Frage, wie sich das Impfen dieser Altersgruppe auf die Pandemie in Deutschland auswirke, antwortete Mertens: "Da gibt es mathematische Modellierungen, die zeigen, dass der Einfluss dieser Altersgruppe für den Gesamtverlauf nicht entscheidend ist." Neben dem Nutzen für das einzelne Kind müssten auch die psychosozialen Aspekte bedacht werden, über deren Langzeitfolgen für diese Altersgruppe aber noch kaum belastbare Erkenntnisse vorlägen.
Außerdem sei zu bedenken, das Kinder nun als weitgehend ungeimpfte Altersgruppe von Corona-Infektionen stärker betroffen seien, im Verhältnis zu einer in großen Teilen geimpften Gesamtbevölkerung. Wenn sich das Infektionsgeschehen zu den Kindern hin verlagere, sei dies auch in die Überlegungen mit einzubeziehen, so der Arzt und Virologe.
Langzeitfolgen der Infektion für unter Zwölfjährige kaum bekannt
Leider gebe es weiterhin wenig Daten zu Langzeitfolgen einer Infektion mit dem Coronavirus bei Kindern. Diese müssten aber gegen mögliche Nebenwirkungen der Impfung abgewogen werden.
"Wir wissen ja, dass die Krankheitslast bei Kindern gering ist, das heißt, selten erkranken Kinder schwer. Insofern müssen wir sehr sicher sein, dass der Impfstoff auch sehr sicher ist."
STIKO entscheidet parallel zur Europäischen Arzneimittelagentur
Die Entscheidung der STIKO, ob sie den Impfstoff für Fünf- bis Elfjährige empfehlen, wird parallel zum Zulassungsverfahren der EMA gefällt. Sie liegt voraussichtlich Mitte Dezember vor.