Seit der neuen Corona-Verordnung vom 15. Oktober haben Gastwirte in Baden-Württemberg die Möglichkeit zu entscheiden, ob sie in ihrer Lokalität das 3G-Modell beibehalten oder das 2G-Optionsmodell einführen möchten. Am Donnerstag und Freitag sollen laut einer Mitteilung des Sozialministeriums die Ortspolizeibehörden im ganzen Land die Einhaltung der Corona-Maßnahmen in Gastronomien überprüfen, vereinzelt auch mit Unterstützung der Landespolizei. Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) geht davon aus, dass die Kontrollen mit dem Mittagsgeschäft starten werden.
Der Stuttgarter Gastronom Konstantin Ebert sieht diesen zwei Tagen gelassen entgegen: "Wir werden das im Team wahrscheinlich schon einmal besprechen, es ist aber schon Routine, was wir tun. Und von daher glauben wir, dass wir das auch richtig machen. Aber natürlich werden wir jetzt nochmal genauer hinschauen."

2G-Modell schließe Ungeimpfte aus
Schon am Eingang seines Restaurants "Hallo Emil" in Stuttgart-Untertürkheim werden die Gäste für die Kontaktnachverfolgung mit QR-Codes für eine App oder mit Fomularen begrüßt - bevor sie rein dürfen, müssen sie hier ihre Daten erfassen. Sind sie geimpft, genesen oder getestet, dann können sie rein und Platz nehmen an einem der kleinen Tische, die mit Abstand verteilt im Raum stehen. Für den Stuttgarter Gastronomen gehören diese Corona-Maßnahmen mittlerweile zum Alltag, schließlich hatte er schon nach dem ersten Lockdown Zeit, sein Hygienekonzept zu optimieren. Das 2G-Optionsmodell kommt für den Gastwirt jedoch nicht in Frage:
"Ich finde, dass jeder selbst entscheiden darf, ob er sich impfen lässt. Es gibt welche, die ihre Gründe haben, sich nicht impfen zu lassen. Von daher würde ich diese Personen von vornherein ungerne ausschließen."
Der Mehraufwand, die 3G-Regeln einzuhalten, sei überschaubar. Auch wenn für die Kontrollen mindestens eine Person für die Datenprüfung am Eingang abgestellt werden müsse. Laut Ebert wurden die Regeln auch von der Kundschaft bisher zum größten Teil gut angenommen. "Diejenigen, die damit nicht einverstanden sind, kommen wahrscheinlich gar nicht erst. Die Kunden, die da waren, waren aber zum großen Teil kooperativ und verständnisvoll."
Bisher noch keine Kontrollen der Corona-Maßnahmen
Kontrolliert wurden die Corona-Regeln in Konstantin Eberts Restaurant bislang noch nie. Der Gastwirt vermutet, dass es an der Lage in Untertürkheim liegen könnte und es im dicht bebauten Stadtzentrum womöglich häufiger zu Stichproben komme.
Eine Umfrage des SWR-Studios Heilbronn bestätigt, dass die Kontrollen der Ordnungsämter in der Region dort sehr unterschiedlich ausfallen. Vier von zehn angefragten Kommunen gaben an, dass sie nur anlassbezogen kontrollieren. In Künzelsau (Hohenlohekreis) wurde laut einer Sprecherin gar keine Notwendigkeit für Kontrollen gesehen. Auch die Anzahl der überprüften Gaststätten unterscheide sich. Zwischen dem 1. September und Mitte Oktober wurden beispielsweise in Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall) 94 Kontrollen durchgeführt, in Öhringen (Hohenlohekreis) keine.
Für Konstantin Ebert würden die angekündigten verstärkten Kontrollen durchaus Sinn machen:
"Es ist ja schon so, dass man hier und da nachlässiger wird, von daher ist es schon auch ein Weckruf. Auch wenn ich denke, dass unser Konzept funktioniert."
Generell hält der Stuttgarter Restaurantbesitzer die Stichproben für ausreichend: "Ich würde nicht sagen, dass die Kontrollen flächendeckend mehr sein müssten. Es funktioniert ja auch auf Vertrauensbasis."
Insgesamt lobten viele Gemeinden die Gastronomen in ihrer Stadt. Die Sensibilität für die Regeln sei hoch, heißt es aus mehreren Städten. "Wir haben einen sehr positiven Eindruck von den Sicherheits-Bemühungen der Gastronomiebetriebe und bisher keine Bußgelder verhängt", sagte beispielsweise der Sprecher der Stadt Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis), Carsten Müller, dem SWR am Dienstag.
Der Dehoga im Land findet es zwar gut, dass die Kontrollen angekündigt wurden. Doch würde dadurch eine Branche in den Fokus gerückt, die kein Pandemietreiber sei, sagte ein Sprecher am Donnerstag gegenüber dem SWR. Das Landessozialministerium will Anfang kommender Woche Bilanz ziehen.
Gastronom befürchtet weniger Gäste im Herbst und Winter
Auf die kalten Monate blickt der Gastronom Konstantin Ebert mit gemischten Gefühlen: "Ein bisschen Sorge habe ich schon. Ich habe die Vermutung, dass die Regeln bleiben und es im Herbst und Winter in der Tendenz schon weniger Gäste werden. Weil sie noch nicht geimpft oder genesen sind und da Tests jetzt kostenpflichtig sind. Es wird also sicher einige geben, die auf den Besuch verzichten." Dennoch mache sich Ebert keine großen Sorgen - es seien schon die ersten Anfragen für Weihnachtsfeiern reingekommen. Damit bleibe das Restaurant - trotz der Maßnahmen und Regelungen - auch in den kalten Monaten gut besucht.