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Kampf gegen Steinwüsten

Verbot von Schottergärten: Städte in BW drohen mit Rückbau

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Barbara Reeder

Trotz Verbots entstehen in Baden-Württemberg noch immer Schottergärten. Einige Städte machen Ernst - Besitzer müssen die Steinwüsten wieder urbar machen.

Gärten, die nur aus Kies, Split oder Schotter bestehen, sind in Baden-Württemberg schon seit Juli 2020 verboten. Doch nicht alle Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer halten sich daran und legen weiterhin reine Geröllwüsten an. Sie sind ja auch viel pflegeleichter. Allerdings finden Insekten oder Vögel hier keinen Lebensraum. Manche Städte wollen die weitere Versiegelung von Flächen nicht mehr hinnehmen: Wer mit einem illegalen Schottergarten erwischt wird, muss zurückbauen.

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In Schottergärten finden Insekten nichts zu fressen. Aber auch für Menschen können die Steinwüsten zum Problem werden, denn die aufgeheizten Steine tragen zur Erwärmung der Städte bei.

Karlsruhe hat eigenen Schottergarten-Beauftragten

Die Stadt Karlsruhe hat beispielsweise im Karlsruher Stadtteil Stupferich 30 bis 40 Haushalte aufgefordert, ihre insektenfeindlichen Gartenstücke zurückzubauen. Nach Worten einer Stadtsprecherin ist im Rathaus inzwischen eine Stelle geschaffen worden, die sich um Schottergärten und die rechtswidrige Versiegelung von Grundstücken in der Stadt kümmere. Die Stadt Stuttgart geht nach Worten eines Sprechers gegen 30 Schottergärten vor.

Auch in Ulm wird geltendes Recht nun umgesetzt und die Steingärten müssen wieder verschwinden: In vier Fällen seien Schottergärten illegal errichtet worden und müssten nun verbindlich wieder weichen. Die Stadt Pforzheim fordert den Rückbau ebenfalls ein, sagte eine Sprecherin, ohne Zahlen zu nennen. Leider aber seien die Reaktionen der Betroffenen oftmals von Unverständnis geprägt. "Ein Unrechtsbewusstsein existiert oft nicht", so die Sprecherin.

Mannheim

Tipps für nachhaltige Gärten SWR-Gartenexpertin: Steingärten sind "Gärten des Grauens"

Schottergärten findet Heike Boomgaarden schrecklich. Die SWR-Gartenexpertin war zu Gast im Gläsernen Studio auf dem Maimarkt in Mannheim. Sie gab Tipps für den nachhaltigen Garten.

Mannheim prüft alle Fälle von Flächenversiegelung - wenn sie davon hört

Die Stadt Mannheim prüft nach eigenen Angaben ohnehin jeden Fall von versiegelten Flächen, von denen sie hört. Wenn die Flächen illegal versiegelt wurden, etwa durch Schottergärten, dann müssen die Eigentümer rückbauen. Allerdings legten die Besitzer oft Rechtsmittel ein, lange Verfahren seien die Folge, so die Stadt. In Heilbronn geht die Stadt anders vor: Sie fordert noch keine Grundstücksbesitzer zum Rückbau auf, sondern setzt stattdessen auf Aufklärung.

Manche Kommunen haben mit Förderprogrammen probiert, die Grundstücksbesitzerinnen und -besitzer zum Rückbau zu bewegen. Das wurde jedoch kaum angenommen. Dabei verhindern die Steinwüsten nicht nur, dass Insekten hier einen Lebensraum finden oder Kröten unbeschadet auf Wanderung gehen können, auch für die Menschen können sie gesundheitsschädigend sein. Die Steine können sich auf bis zu 60 Grad erhitzen und geben die Wärme nur langsam ab. Je mehr Schottergärten, desto mehr heizen sich die Städte auf. Für empfindliche Menschen oder Ältere kann das zur Belastung werden.

Stadt Stuttgart will Rückbaupflicht auch für ältere Steingärten

Die genaue Zahl der Schotterwüsten im Land ist nach früheren Angaben des Landesnaturschutzverbandes nicht bekannt. Was vor dem Verbot entstand, fällt meist unter Bestandsschutz. Doch auch hier will die Stadt Stuttgart ansetzen. Nach Angaben des Stadtsprechers klärt sie gerade mit dem zuständigen Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen, ob auf Basis neuerer Rechtsprechung nicht doch ein Rückbau für alle seit 1. Januar 1996 angelegten Schottergärten verlangt werden kann. Bisher war das Ministerium anderer Ansicht gewesen.

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