Kneipen-Szene in Reutlingen

So haben Stammgäste das Schwarze Café in Reutlingen gerettet

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AUTOR/IN
Michael Richmann
SWR Sport-Redakteur Michael Richmann (Foto: SWR, Anna Spieth)

Das Schwarze Café in Reutlingen ist eine Kneipe für schräge Vögel. Im Sommer 2020 stand es vor dem Aus. Einige Stammgäste wollten ihr "Wohnzimmer" nicht aufgeben und suchten eine Lösung.

"Für mich war das Schwarze Café immer ein Platz, wo du einfach herkommen konntest, dich dazusetzt und einfach mal schaust, was passiert. Du kommst automatisch mit anderen ins Gespräch." (Mike, 52, aus Reutlingen).

Als das Schwarze Café in Reutlingen vor dem Aus stand, suchten Martin und Mike eine Lösung, um ihr Bier in Zukunft nicht wo anders trinken zu müssen: "So ein Lokal gibt es nicht noch einmal in Reutlingen. In dieser Stadt ist alles relativ gediegen und schön und modern. Hier schweben noch andere Geister drinnen in diesem Haus", erklärt Martin. Doch der alte Pächter meinte, es sei Zeit für den Ruhestand.

Ein Verein zur Rettung des Schwarzen Cafés

Mike und Martin wussten: Wer den Laden pachten und kommerziell erfolgreich betreiben möchte, müsste viel Geld investieren – und das gesamte Konzept ändern. Ihr "Wohnzimmer" wäre damit in Gefahr. Um das Schwarze Café in seiner ursprünglichen Form zu erhalten, sahen sie nur eine Möglichkeit: Sie übernehmen es selbst: "Um eine Form zu finden, in der man zusammen dieses Ding betreiben kann, ist uns nichts Schlaueres eingefallen, als ein Verein. Obwohl wir alle echt mit den Augen gerollt haben, bei der Vereinsgründung, weil keine Vereinsmeier dabei sind", erinnert sich Mike. 

Mike und Martin mussten noch einige Hürden im Vereinsrecht nehmen. Parallel machten sie sich an die Renovierung – der Klos! Denn im Café selbst soll alles beim Alten bleiben. Da stören auch die 50er Jahre-Fliesen und die vom Qualm gebräunte Tapete nicht. "Das war noch nie das feinste Lokal am Platz, sondern schon immer ein bisschen schräg. Und so muss es auch bleiben."

Offene Bühne im Schwarzen Café

Bald ist das Schwarze Café fertig renoviert. Dann soll es losgehen: "Erstmal auf kleiner Flamme, wegen Corona", sagt Martin. Die große Eröffnungsparty ist für den September angesetzt. Dann soll es auch regelmäßig Live-Musik geben. "Und jeden Mittwoch ist der 'Abend des Hutes'. Da kann quasi jeder mit seinem Programm kommen – egal ob Punkrock oder Kabarett – und ohne Gage auftreten. Am Ende geht dann der Hut rum."