SWR: Frau Breymaier, Sie setzen sich für ein Verbot der Prostitution ein und machen sich für das sogenannte Nordische Modell aus Skandinavien stark - wie funktioniert das?
Leni Breymaier: Im nordischen Modell ist Sexkauf verboten - das heißt, die Freier werden bestraft, die Frauen bleiben straffrei. Aber ganz wichtig im Nordischen Modell ist auch, dass es staatliche Ausstiegshilfen für Menschen in der Prostitution gibt und zum weiteren gibt es breite Aufklärung über Sexualität in der Gesellschaft.
Sie haben sich in einer fraktionsübergreifenden Arbeitsgruppe im Bundestag dafür stark gemacht, Sexarbeit generell zu verbieten. Prostitution wird das nicht komplett abschaffen, denn die Nachfrage ist dadurch nicht weg. Was versprechen Sie sich also davon?
Wir brauchen eine andere Haltung! Seit 20 Jahren lernen bei uns inzwischen schon anderthalb Generationen Männer und Frauen, dass es normal ist, Frauen zu kaufen und mit Ihnen zu machen, was man will.

In der Pandemie waren Bordelle geschlossen, Prostitution verboten - aber es fand trotzdem statt. Zeigt das nicht, dass das Problem durch Verbote nicht gelöst wird?
Die Pandemie war tatsächlich die unfreiwillige Evaluation des Prostituiertenschutz-Gesetzes. Wir haben gesehen, dass die Frauen null Geld hatten nach Hause zu fahren, keinerlei Ersparnisse, keine eigenen Wohnungen - die Frauen standen buchstäblich auf der Straße. Und ja, es hat weiterhin Prostitution stattgefunden und wenn die Frauen erwischt wurden, mussten sie ein Bußgeld bezahlen. Und genau das ist es, was ich nicht will. Ich will nicht, dass die Frauen bestraft werden. Ich will, dass die Männer bestraft werden. Ich will, dass die Männer eine andere Haltung entwickeln in ihrem Geschlechterbewusstsein. In den Ländern, in denen das Nordische Modell gilt, haben sie immer noch Prostitution, aber deutlich weniger als hier in Deutschland. Deutschland ist das Zielland zum Zweck der sexuellen Ausbeutung in Europa.