Schülern und Lehrern im Land droht in den nächsten Tagen wieder eine Verschärfung der Corona-Regeln. Bereits vergangene Woche hatte Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) angekündigt, eine vorzeitige Rückkehr zur Maskenpflicht in den Klassenzimmern angesichts der steigenden Coronafälle bei Kindern und Jugendlichen zu prüfen. Die Zahl der infizierten Schülerinnen und Schüler habe zuletzt parallel zum Anstieg des gesamten Infektionsgeschehens zugelegt, sagte sie am Donnerstag. Im Nachbarland Bayern ist seit Dienstag der Mundschutz im Unterricht wieder vorgeschrieben.
In dieser Woche werde man daher die Ansteckungszahlen in den Schulen sehr genau prüfen. Man wolle Kinder nicht in Gefahr bringen, "auf der anderen Seite wissen wir, dass das Lernen ohne Maske deutlich einfacher ist", sagte Schopper dem SWR. Ein entsprechendes Schreiben an die Schulleiter in Baden-Württemberg wurde am Freitag verschickt.
"Sollte sich das Ausbruchsgeschehen an den Schulen verschärfen, behalten wir uns vor, im Sinne des Gesundheitsschutzes die Maskenpflicht im Unterricht noch vor Erreichen der Alarmstufe kurzfristig wiedereinzuführen."
Bildungsverbände für Maskenpflicht im Klassenzimmer
Unterstützung für die Stoßrichtung kam bereits von den Bildungsverbänden. Landesschülerbeirat, Landeselternbeirat, Philologenverband und Realschullehrerverband gaben sich besorgt über die Lockerungen bei der Maskenpflicht in den Schulen. "Der Versuch, auf Masken im Unterricht zu verzichten, hat zunehmend mehr Corona-Ausbrüche an unseren Schulen verursacht", heißt es in einer Stellungnahme. Zahlen aus Thüringen und Bayern, wo die Maskenpflicht früher aufgehoben wurde, würden dies belegen. Sie empfehlen den Schülern am Platz wieder Maske zu tragen.
Kultusminister-Konferenz zu Corona-Pandemie Warum Baden-Württemberg die Maskenpflicht an Schulen teilweise abschafft
Wie können die Schulen trotz Corona offen bleiben? Darüber diskutiert heute die Kultusminister-Konferenz. Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper will weniger Masken.
Aktuell ist dies in der Regel noch nicht notwendig. Seit dem 18. Oktober müssen die Schüler keinen Mund- und Nasenschutz mehr tragen, wenn sie an ihrem Platz sitzen. Auch Lehrer können unter bestimmten Voraussetzungen auf die Maske verzichten. Überall sonst im Schulgebäude muss weiterhin eine Maske getragen werden. Präsenzunterricht ist der Standard.
Freiwillig Maske im Klassenzimmer
Auch wenn es derzeit nicht vorgeschrieben ist: Bisweilen wird in Klassenzimmern auch freiwillig Maske getragen, wie zum Beispiel am Stuttgarter Schickhardt-Gymnasium, wo die Schüler sich ohne Verpflichtung dazu entschlossen haben. Schulleiter Ralf Nigel hatte zuvor dafür geworben. Englischlehrerin Theresia Bauer ist begeistert: "Die Schülerinnen und Schüler haben meiner Meinung nach damit einen sehr verantwortungsvollen Umgang", so die Lehrerin. "Sie entscheiden im Sinne aller."
In Baden-Württemberg droht die Alarmstufe
Eigene Vorstöße des Kultusministeriums zur Verschärfung der Maskenpflicht und freiwillige Übereinkünfte könnten sich demnächst allerdings ohnehin erledigen. Denn die Ausrufung der sogenannten Alarmstufe würde automatisch bedeuten, dass Schüler und Lehrer im Klassenzimmer eine Maske tragen müssen. Modellrechnungen gehen davon aus, dass "in jedem Fall" Mitte November entsprechende Fallzahlen erreicht würden, möglichweise schon Ende der Woche. Momentan gilt noch die "Warnstufe".

Tägliche Testpflicht für ungeimpfte Lehrer als Vorschlag
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, brachte eine weitere Idee ins Spiel. Meidinger sprach sich im Fall besonders hoher Infektionszahlen für eine 3G-Regel bei Lehrkräften aus. Eine Impfpflicht sei nicht zuletzt angesichts der sehr hohen Impfquote in dieser Berufsgruppe nicht notwendig, sagte Meidinger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Montag.
"Dort, wo die Inzidenzen sehr hoch sind, halte ich aber eine 3G-Regel für Lehrkräfte für eine richtige Idee", fügte er hinzu. "Das heißt: Lehrer, die ungeimpft sind, müssten sich dann jeden Tag testen." Meidinger begründete dies damit, dass die meisten Lehrkräfte täglich mit mehreren verschiedenen Klassen in Kontakt kämen. "Die Ansteckungsgefahr für sie selbst und in der Folge dann auch für andere ist also vergleichsweise hoch, wenn sie ungeimpft sind."