Nach Schüssen auf offener Straße in der Region Stuttgart hat die Polizei den Tatort mit einem Absperrband abgesperrt. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/SDMG | Kohls)

Plochingen, Zuffenhausen, Eislingen/Fils

Schüsse in der Region Stuttgart: Polizei setzt auf Hinweise der Bevölkerung

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Philipp Pfäfflin
Bild von Philipp Pfäfflin (Foto: SWR, SWR - Foto: Alexander Kluge)

Im vergangenen Monat wurden immer wieder Menschen im Großraum Stuttgart angeschossen. Hängen die Fälle zusammen? Nun bittet die Polizei die Menschen in der Region um Hilfe.

In der Region Stuttgart häufen sich die Fälle, in denen auf Menschen geschossen wird. Mehrere Sonderkommissionen ermitteln. Nun hat die Polizei ein Hinweisportal eingerichtet, über das Zeuginnen oder Zeugen online Hinweise geben können. Auch ist es möglich, der Polizei Fotos oder Videos zukommen zu lassen. Außerdem prüfen die Polizeipräsidien Stuttgart, Reutlingen und Ulm, ob es Zusammenhänge zwischen den Fällen gibt. Auch das Landeskriminalamt Baden-Württemberg ist involviert.

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Überblick: Wann wurde wo in der Region Stuttgart geschossen?

Ein Tat-Schwerpunkt scheint Stuttgart-Zuffenhausen zu sein. Neben den Schüssen am Freitag, als ein Mann vor einem Restaurant angeschossen und verletzt wurde, sind laut Polizei im vergangenen Jahr allein dort dreimal Schüsse gefallen: im Juli, August und im Dezember. Im Dezember wurde ein 23-Jähriger von einer Pistolenkugel leicht verletzt. Es handelte sich um einen Streifschuss, der Mann war offenbar unbeteiligt, heißt es bei der Polizei. Im Juli hat ein Mann aus einem fahrenden Auto geschossen. Dabei wurde niemand verletzt. Im August soll es im Bereich der S-Bahn-Station Schüsse gegeben haben. Das meldeten Zeugen.

In Plochingen ist am 25. Februar ein 66 Jahre alter Gastwirt angeschossen und schwer verletzt worden. Er hatte am frühen Morgen Geräusche von zerbrechendem Glas gehört und war deswegen mit Gästen vor sein Lokal getreten. Dort bemerkten sie zwei maskierte Personen vor einem beschädigten Fenster eines Friseurgeschäfts. Als sie sie ansprachen, soll einer der beiden Unbekannten geschossen und den 66-Jährigen verletzt haben.

Einen Tag zuvor wird am frühen Morgen des 24. Februars in Eislingen/Fils (Kreis Göppingen) eine 21 Jahre alte Frau durch Schüsse verletzt. Eine unbekannte Person hatte ihr aus einem fahrenden Auto heraus ins Bein geschossen.

Grafik zu Schüssen in der Region Stuttgart (Foto: SWR, Silas Heuck/Philipp Pfäfflin)
In der Region Stuttgart häufen sich die Fälle, in denen auf Menschen geschossen wird. Hängen die Angriffe zusammen?

In Reichenbach an der Fils (Kreis Esslingen) wurde auf ein Friseurgeschäft geschossen. Das war auch am 24. Februar. Verletzt wurde niemand.

Schüsse meldete ein Zeuge ebenfalls am 24. Februar aus Donzdorf (Kreis Göppingen). Auch dort ist nichts über Verletzte bekannt.

In der Parksiedlung in Ostfildern (Kreis Esslingen) sind laut Zeugen am 15. Februar Schüsse abgegeben worden. Polizisten fanden vor Ort Projektile und Blutspuren.

Außerdem wurde am Wochenende ein Regionalpolitiker in Hattenhofen (Kreis Göppingen) angeschossen. Ein Zusammenhang mit den anderen Schüssen kann laut Polizei nicht ausgeschlossen werden. Auch hier ermittelt eine Sonderkommission.

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SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

Polizeipräsidien Ulm, Reutlingen und Stuttgart arbeiten zusammen

Hängen die Fälle zusammen? Welche Gemeinsamkeiten gibt es? Welche Spuren ergänzen sich? Fragen wie diese versuchen die Polizeipräsidien in Ulm (zuständig auch für den Kreis Göppingen), Reutlingen (zuständig auch für den Kreis Esslingen) und Stuttgart zu beantworten. Der Ulmer Oberstaatsanwalt Michael Bischofberger sagte am Montag auf SWR-Nachfrage: "Wir haben Verkehrsdaten an den Tatort-Funkzellen erhoben. Da wird untersucht, ob es Kreuztreffer gibt, also an den unterschiedlichen Tatorten selbe Handys eingeloggt waren." Außerdem werde Munition verglichen. Doch bislang sei noch kein positiver Treffer festgestellt worden, so der Staatsanwalt aus Ulm weiter. Koordiniert wird die Zusammenarbeit vom Landeskriminalamt Baden-Württemberg. Darüber hinaus gibt es eine 30-köpfige Sonderkommission zu dem aktuellen Fall in Zuffenhausen.

Polizei: Präsenz verstärkt, aber keine Gefährdung für Bevölkerung

Man ermittele nach wie vor in alle Richtungen, so Timo Brenner, Pressesprecher der Stuttgarter Polizei: "Anhaltspunkte für eine konkrete Gefährdung der Bevölkerung haben wir zum aktuellen Stand nicht." Was das konkret heißt, dazu sagte der Polizeisprecher nur: "Von einem Terrorakt sprechen wir nicht." Auch von einem Bandenkrieg gehe man nicht aus.

Seit den Schüssen in Plochingen, Ostfildern und Reichenbach Ende Februar zeigt die Polizei deutlich mehr Präsenz. Wie eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Reutlingen am Montag sagte, sind bei den täglichen Personen- und Verkehrskontrollen auch Kräfte vom Polizeipräsidium Einsatz aus Göppingen dabei. Zu möglichen Ermittlungserfolgen, machte die Polizeisprecherin keine Angaben.

Offenbar kein Zusammenhang zwischen Schüssen und Razzia in Stuttgart

In der Nacht auf Sonntag hat die Polizei in der Stuttgarter Innenstadt eine große Razzia durchgeführt. Beteiligt waren nach offiziellen Angaben Hunderte Beamtinnen und Beamte. Bei den Kontroll- und Durchsuchungsmaßnahmen wurde auch ein 21-jähriger Mann festgenommen. Die Polizei prüft nun, ob eine dabei sichergestellte Waffe mit anderen Straftaten in Verbindung steht. Einen unmittelbaren Zusammenhang zu Schüssen am Freitagabend in Stuttgart-Zuffenhausen sehen die Ermittler nicht. Ein Polizeisprecher sagte, die Kontrolle sei eine rein präventive Maßnahme gewesen, eine konkrete Straftat sei nicht im Raum gestanden.

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