Ein Kind schwimmt in einem Schwimmbad. Auf den Fliesen steht die Aufschrift "für Schwimmer". (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Fabian Sommer)

Schwimmfähigkeit von Kindern gefährdet

Kultusministerin Schopper will bei Gaskrise Teil der Schwimmbäder offen lassen

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Ministerpräsident Kretschmann will bei einem Gasmangel im Herbst notfalls Schwimmbäder schließen lassen. Doch wie wirkt sich das auf die Schwimmfähigkeit der Kinder aus?

Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) will im Fall eines Gasmangels im Herbst und Winter zumindest einen Teil der Schwimmbäder offen halten. Um Gas zu sparen, müssten Kommunen Stufenpläne entwickeln und im Zweifel Außenbecken schließen und die Temperatur absenken, sagte Schopper. "Aber wenn es wirklich zu einer Gasmangellage kommt, muss man gucken, dass wir eine Infrastruktur haben, wo man zum Beispiel Schwimmkurse - etwa auch gebündelt - weiterhin abhalten kann."

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte jüngst erklärt, man müsse bei einem Energie-Engpass im Herbst notfalls auch Spaß- und Hallenbäder schließen.

Schopper: Schwimmen können bedeutet Sicherheit

Schopper gab zu bedenken: "Wir haben während der zwei Jahre Corona große Schwierigkeiten gehabt, dass wir Kindern überhaupt das Schwimmen beibringen." Das Land habe im vergangenen Jahr zwei Millionen Euro investiert, um Schwimmkurse nochmal geballt anzubieten. "Schwimmen lernen ist nicht nur, dass man sich wie ein Fisch im Wasser bewegen kann, sondern hat natürlich etwas mit Sicherheit zu tun", sagte Schopper. Deshalb müsse man den Schwimmunterricht im Blick behalten.

Unterstützung erhält die grüne Ministerin von der FDP. Eine Generation von Nicht-Schwimmern dürfe es nicht geben. Gas könne auch gespart werden, indem es nicht mehr verstromt werde.

 Spaßbäder sollen eher geschlossen werden

Spaßbäder könnten nach Meinung Schoppers eher geschlossen werden - und so habe sie ihren Parteikollegen Kretschmann auch verstanden. "In einer Gasmangellage hat die Frage, ob ich die fünfte und sechste Rutsche auch noch runterrutschen kann und ob ich ein Spaßbad offen halte, eine andere Qualität als ein reines Schwimmbecken", sagte Schopper.

"Eine Schwarz-Weiß-Nummer im Sinne von Schwimmbäder ganz auf oder ganz zu ist an der Stelle nicht zielführend."

Grundsätzlich sind die Kommunen für die Schwimmbäder zuständig. Die Ministerin ist dafür, sich in einer Notlage anzuschauen, wie viele Schwimmbäder es in der Umgebung gibt. "Das ist in Ballungszentren nochmal anders als in ländlichen Regionen. Das lässt sich nicht über einen Kamm scheren."

Das Land Baden-Württemberg schließe keine Schwimmbäder, betonte das Kultusministerium in einer Stellungnahme gegenüber dem SWR. Die Landesregierung wisse aber, dass die Kommunen sich Gedanken zum Umgang mit den Schwimmbädern vor Ort machten. Möglich wären laut Ministerium abgestufte Pläne je nach Lage, wobei bestimmte Spaßbereiche oder besonders energieintensive Bereiche von Bädern zugunsten einer Basisversorgung heruntergefahren werden könnten.

Laut Städtetag Baden-Württemberg bislang keine konkreten Schließungspläne

Nach Angaben des Städtetags Baden-Württemberg bereiten sich die Städte im Land derzeit intensiv auf einen drohenden Gasmangel vor. Temperaturabsenkungen würden zum Teil schon jetzt oder bald umgesetzt, teilte eine Sprecherin dem SWR auf Anfrage mit. Vorübergehende Schließungen von Bädern, die mit Gas betrieben werden, seien möglicherweise nicht auszuschließen. "Zum jetzigen Zeitpunkt kennen wir aber keine Kommune, die das bereits fest eingeplant hat," so die Sprecherin weiter.

Fehlender Schwimmunterricht: DLRG warnt vor den Folgen

Schon vor Corona war ein Platz im Schwimmkurs ein echter Glücksfall. Die Pandemie und die vorübergehende Schließung vieler Schwimmbäder haben die Situation nochmals verschärft. Viele Anfänger-Schwimmkurse und Kurse an Schulen sind ausgefallen. Die Präsidentin der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Ute Vogt, schlägt deshalb Alarm. "Wir gehen davon aus, dass wir quasi zwei Schuljahrgänge haben, die nicht schwimmen können."

Seit dem 1. April läuft in Baden-Württemberg das neue Pilotprojekt "SchwimmFidel – ab ins Wasser!" zur Verbesserung der Schwimmfähigkeit bei Vorschulkindern. Dafür stellte das Land 600.000 Euro aus Landesmitteln bereit. Vorerst ist das Projekt bis zum 31. August geplant und soll vor allem Kooperationen zwischen Kindertageseinrichtungen, Schwimmvereinen sowie DLRG-Ortsgruppen auf den Weg bringen.

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