In Baden-Württemberg ist die Zahl der Arbeitslosen im Februar gesunken. Die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit spricht von einem "ungewöhnlich starken" Rückgang. Demnach waren in Baden-Württemberg knapp 219.000 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind in etwa so viele wie im Februar 2020, vor Beginn der Pandemie. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Januar leicht auf 3,5 Prozent.
Gründe für die Erholung auf dem Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg
Die Wirtschaft erhole sich von den Folgen der Corona-Pandemie, so die Arbeitsagentur, das zeige die hohe Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen. Besonders im Maschinenbau, aber auch im Einzelhandel, dem Gastgewerbe und der Zeitarbeit würden Arbeitskräfte gesucht, hieß es.
Allerdings passten Ausschreibungen und Bewerber nicht immer gut zusammen, denn die meisten Unternehmen bräuchten Fachkräfte, während viele Arbeitslose auf der Suche nach Helferstellen seien.
BW-Wirtschaftsministerin: "Rückgang der Arbeitslosigkeit ist gute Nachricht"
Dass sich der Arbeitsmarkt wieder auf dem Vorkrisenniveau von 2020 befindet, begrüßt die baden-württembergische Wirtschafts- und Arbeitsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU).
"Der aktuelle Rückgang der Arbeitslosigkeit ist eine gute Nachricht. Der baden-württembergische Arbeitsmarkt ist beeindruckend stabil - trotz Pandemie, Fachkräftemangel und Lieferengpässen"

Die Aussicht auf Lockerungen sowie der milde Winter würden auch den Arbeitsmarkt anregen, so die Ministerin weiter. Dass sich die Stellennachfrage positiv entwickelte, sei ein gutes Zeichen und gebe Hoffnung, das Vorkrisenniveau dauerhaft zu erreichen.
DGB besorgt über 1,1 Millionen Minijobs in Baden-Württemberg
Die neuen Arbeitsmarktzahlen für Baden-Württemberg und die aktuellen Pläne der Ampel-Koalition, die Hinzuverdienstgrenzen für geringfügig entlohnte Beschäftigungsverhältnisse (Minijobs) anzuheben, macht dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) große Sorgen. Der DGB-Landesvorsitzende Kai Burmeister will deshalb auf "die besorgniserregend hohe Zahl von mehr als 1,1 Millionen Minijobs in Baden-Württemberg" aufmerksam machen.
Die Zahl der Beschäftigten, die neben ihrer normalen Beschäftigung noch zusätzlich in einem Minijob arbeiten, ist demnach auf knapp 528.000 im Jahr 2021 angestiegen. Dies entspricht einem Zuwachs von 16 Prozent seit 2015.
"Immer mehr Beschäftigte in Baden-Württemberg sind gezwungen, neben ihrer Hauptbeschäftigung noch zusätzlich nach Feierabend oder am Wochenende zu jobben, um die steigenden Miet-, Energie- und Lebenshaltungskosten bestreiten zu können."

DGB: Minijobs sind "Treiber der weiblichen Altersarmut"
Mehr als 600.000 weitere Menschen in Baden-Württemberg würden ausschließlich in einem Minijob arbeiten. 62 Prozent davon seien Frauen, so der DGB. Die Zahl dieser Minijobber sei damit stabil sehr hoch.
Der DGB bewertet Minijobs als eine Form prekärer Arbeit mit erheblichen Risiken für die Beschäftigten. Bei Verlust eines Minijobs besteht kein Anspruch auf Arbeitslosengeld. Mit einem Minijob als ausschließliche Beschäftigung ist keine gesetzliche Krankenversicherung verbunden.
Burmeister kritisierte Minijobs auch als "Treiber der weiblichen Altersarmut": Mit den geringen Verdiensten könnten keine hinreichenden Rentenansprüche erworben werden, so dass vielen Minijobberinnen im Alter dann "der Gang zum Grundsicherungsamt" drohe.
Starke Kritik des DGB an Plänen der Bundesregierung zu den Minijobs
Geringfügige Beschäftigungsverhältnisse seien "kein Sprungbrett in gute und stabile Arbeit", sagte der DGB-Landesvorsitzende, sondern "oft eine berufliche Sackgasse, die zudem die sozialen Sicherungssysteme schädigt".
Mit der geplanten "weiteren Attraktivierung der Minijobs" setze die Ampel-Koalition zudem "einen grundfalschen Anreiz", kritisierte Burmeister, "nämlich das eigene Arbeitsvolumen im Minijob gering zu halten, statt es im eigenen Interesse und im Allgemeinwohlinteresse existenzsichernd und voll sozialversicherungspflichtig auszuweiten".
Welche Auswirkungen hat der Ukraine-Krieg auf den Arbeitsmarkt in BW?
Die Folgen des Russland-Ukraine-Kriegs auf den Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg lassen sich derzeit nur schwer einschätzen. Die ersten Auswirkungen zeigen sich jedoch schon jetzt: Porsche und BMW unterbrechen aufgrund von Lieferschwierigkeiten ihre Produktion. Ob weitere Autobauer folgen, ist noch unklar.