Rassismus wird immer dann zum Thema, wenn jemand zu Tode kommt, wie jetzt in den USA. Allerdings fängt Rassismus bereits im Alltag an. Diesen erlebt auch Eddie tagtäglich.
"Ja, wo kommst du denn her? Und dann beantworte ich die Frage mit Deutschland. Wo kommen denn deine Eltern her? Warum ist das wichtig? Reicht es nicht, dass ich aus Deutschland komme?"
Geboren und aufgewachsen ist Eddie in Deutschland. Weiße Menschen müssten endlich verstehen, dass Rassismus im Kleinen anfange, sagt der 26-jährige VWL-Student. Dazu gehört auch die Frage, ob man seine Haare mal anfassen dürfe, weil die anders sind. Aber auch Annahmen wie: alle Schwarzen können super tanzen und besonders schnell laufen, fallen unter den strukturellen Rassismus. Unbewussten Rassismus nennt es Aminata Touré, die Vizelandtagspräsidentin aus Schleswig-Holstein. Als schwarze Frau ist auch sie täglich mit Rassismus konfrontiert. Unbewusster Rassismus sei verletzend und müsse dringend ernst genommen werden, sagt sie.
"Wenn ich eine Straße runtergehe und jemanden anremple und diese Person stürzt, dann habe ich das nicht absichtlich gemacht, aber trotzdem hat diese Person sich verletzt. Und so ist das auch mit in Anführungsstrichen unbewusstem Rassismus. Dass man vielleicht nicht weiß, dass man jemanden verletzt, aber es hinterlässt Narben."
Rassismus finde in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen statt: unter anderem im Arbeitsmarkt, in Behörden, der frühkindlichen Bildung und in der Schule, sagt Moderatorin Nkechi Madubuko. Die Folgen, wie erschwerte Bedingungen bei der Wohnungs- und Jobsuche, sind für Betroffene existenziell. Das weiß auch Miriam Amina. Sie studiert Soziologie und Kulturwissenschaften. Geboren ist die 22-Jährige in Deutschland und hat als schwarze Deutsche ebenfalls Erfahrungen mit Rassismus gemacht.
"Mir ist immer bewusst, dass ich einfach für das Gleiche, was andere so bekommen, dreimal so viel leisten muss. Mir ist auch immer bewusst, dass wenn ich einen Fehler mache, wie zu spät kommen, es dann direkt heißt 'Ja, guck mal die faulen Schwarzen' oder was auch immer. Man hat halt einfach manchmal das Gefühl, man kann sich keine Fehler erlauben."
Diesen strukturellen Rassismus findet die Stuttgarterin besonders schmerzhaft.
"Man fragt sich dann auch, was kann man noch tun, damit man nicht diesen Zuschreibungen der Eigenschaften so ausgesetzt ist. Aber es ist halt oft einfach ein Gefühl von extremer Hilflosigkeit."
Die Folgen, die Rassismus auf Schwarze hat, seien in Deutschland genauso spürbar wie in den USA, sagt Madubuko.
"Wir haben hier die Situation, dass man zum Beispiel als Mensch afrikanischer Herkunft, wenn man sich politisch engagieren will, mit Morddrohungen rechnen muss, Drohbriefe bekommt, Hassmails bekommt. Zuletzt wurde sogar auf einen senegalesischen Bundestagsabgeordneten geschossen."
Dass sich aber auch in Deutschland viele Menschen für die Rechte Schwarzer einsetzen zeigen die für Samstag in vielen Städten angekündigten Demonstrationen unter dem Motto "Black lives matter". Google verzeichnete in den vergangenen sieben Tagen einen Anstieg um jeweils mehr als 5.000 Prozent zu den Anfragen "black lives matter stuttgart", "black lives matter demo berlin", "george floyd demo berlin", "demo frankfurt black lives matter", "black lives matter köln demo" und "black lives matter hamburg demo".