Die Corona-Variante Omikron könnte zu weitreichenden Ausfällen von Personal in kritischen Bereichen des öffentlichen Lebens führen. In Bund und Ländern wird deshalb diskutiert, Quarantänefristen für Berufsgruppen wie Polizei und Feuerwehr zu verkürzen. Eine entsprechende Empfehlung des Robert Koch-Instituts (RKI) wird im Laufe der Woche erwartet. Die Landesregierung in Baden-Württemberg will sich an dieser Bewertung orientieren, wie sie dem SWR mitteilte.
Ausnahmen der Corona-Quarantäne-Regeln im Einzelfall denkbar
Sollte es wissenschaftliche Kriterien für kürzere Quarantänefristen geben, werde sich auch die Ministerpräsidentenkonferenz am Freitag damit befassen, teilte das Gesundheitsministerium auf SWR-Anfrage mit. Das RKI habe bereits bei früheren Corona-Wellen für Beschäftigte der kritischen Infrastruktur Ausnahmen bei den Quarantäneregeln empfohlen. Diese Empfehlung sei allerdings aufgehoben worden, als Impfstoffe zur Verfügung standen, so ein Ministeriums-Sprecher gegenüber dem SWR. Nun wolle man die aktualisierte Bewertung des RKI abwarten. Soweit im Einzelfall erforderlich, könnten allerdings auch Ausnahmen von Quarantäneregelungen durch das Gesundheitsamt getroffen werden.
Die Landesregierung sieht Baden-Württemberg für die Omikron-Welle gut gerüstet:
Kritische Infrastruktur und Rettungskräfte Omikron: BW laut Landesregierung auf neue Corona-Welle gut vorbereitet
Omikron ist ansteckender als andere Coronavirus-Varianten. Es werden mehr Menschen in Quarantäne müssen. Die Landesregierung sieht sich für eine mögliche neue Welle gut gerüstet.
Das RKI empfiehlt derzeit bei einer Ansteckung mit der Omikron-Variante, dass sich Infizierte und ihre Kontaktpersonen für 14 Tage isolieren beziehungsweise in Quarantäne begeben sollen. Das schließt auch Geimpfte und Genesene ein.
Länder reagieren auf Omikron-Variante
Mehrere Länder in Europa haben wegen der hochansteckenden Omikron-Variante inzwischen die Quarantäne verkürzt, um Personalengpässe in den Bereichen Grundversorgung und Sicherheit zu verhindern. In Frankreich gelten seit Montag, 3. Januar, neue Quarantäne-Fristen. Vollständig Geimpfte müssen im Fall einer Infektion nur noch sieben Tage in Quarantäne. Nach fünf Tagen ist es möglich, sich freizutesten. Die spanische Regierung hatte die Quarantäne für Infizierte von zehn auf sieben Tage herabgesetzt.
Derzeit steigen die Corona-Zahlen im Land:
Corona-Quarantäne versus Isolation
Eine Quarantäne ist immer dann erforderlich, wenn ein Ansteckungsrisiko besteht - etwa bei Kontakt mit Infizierten oder nach Rückkehr aus einem Hochrisiko- oder Virusvariantengebiet. Von einer Isolierung wird gesprochen, wenn das Coronavirus bereits per positivem PCR-Testergebnis nachgewiesen ist.
Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den Corona-Vorschriften:
Diskussion um verkürzte Quarantäne Quarantäne, Folgen, Patientenzahl: Das sollten Sie über die Omikron-Variante jetzt wissen
Nach den Feiertagen wird auch in Baden-Württemberg ein starker Anstieg der Corona-Fallzahlen erwartet. Wie unterscheiden sich die Vorschriften bei Omikron- und Delta-Variante?
STIKO-Chef Mertens sieht mögliche Quarantäne-Verkürzungen kritisch
Der Chef der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, hat sich im Gespräch dem SWR kritisch gegenüber einer Verkürzung der Quarantäne-Fristen ausgesprochen. Aus virologischer Sicht seien fünf Tage zu kurz. Mertens hält mindestens sieben Tage Quarantäne für angemessen. Laut dem STIKO-Chef müsse man aber abwägen, wenn das Personal in Krankenhäusern knapp werden sollte. Wann die Omikron-Welle Deutschland mit voller Wucht treffe, lasse sich nicht sagen. Mertens erwartet gegen Ende der Woche aussagekräftige Zahlen.
Nach Vorschlag von Gesundheitsminister Lauterbach Ulmer STIKO-Chef Mertens sieht Quarantäne-Verkürzung kritisch
Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission Mertens sieht die von Gesundheitsminister Lauterbach angedachte Quarantäne-Verkürzung kritisch. Im SWR äußerte er sich zu aktuellen Corona-Themen.
Corona-Beratungen am Freitag
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder wollen an diesem Freitag über das weitere Vorgehen zum Start ins Jahr beraten. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte Beschlüsse unter anderem zu möglichen zusätzlichen Kontaktbeschränkungen und zu Quarantäneregelungen in Aussicht gestellt. Zunächst soll an diesem Dienstag der Expertenrat der Bundesregierung beraten, wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Montag in Berlin mitteilte.