Graue Wolken ziehen über den Porsche-Firmensitz in Stuttgart-Zuffenhausen hinweg.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Christoph Schmidt)

Historischer Börsengang

Autokonzern Porsche geht an die Börse: Aktien erzielen Höchstpreis

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Panagiotis Fotiadis

Der Börsengang des Stuttgarter Autokonzerns Porsche ist einer der größten deutschen Börsengänge aller Zeiten. Hier die wichtigsten Fakten.

Mit einem ersten Kurs von 84,00 Euro legten die Vorzugsaktien der Volkswagen-Tochter Porsche an der Frankfurter Börse am Donnerstag zwar einen rasanten Start hin. Danach fielen sie aber schnell auf 82,72 Euro zurück. Zuletzt lag der Kurs mit 84,66 Euro etwas komfortabler im Plus.

Der Ausgabepreis je Vorzugsaktie war am Mittwoch mit 82,50 Euro festgelegt worden und lag damit am oberen Ende der vorab ausgegebenen Spanne von 76,50 bis 82,50 Euro je Wertpapier.

Mit einem Erlös von 9,4 Milliarden Euro ist es der größte Börsengang in Deutschland seit mehr als 25 Jahren. Die Porsche AG kommt zum Ausgabepreis auf einen Börsenwert von 75 Milliarden Euro. Damit sind die Stuttgarter an der Börse wertvoller als Mercedes-Benz mit rund 58 Milliarden Euro und BMW mit 47 Milliarden Euro. Die Konzernmutter Volkswagen lag am Donnerstag mit 86 Milliarden Euro noch darüber.

Seit Donnerstag können rund 114 Millionen Vorzugsaktien gehandelt werden. Die Aktien von Volkswagen und des VW-Großaktionärs Porsche SE stiegen um 0,9 beziehungsweise 1,7 Prozent.

Aktionärsschützer zufrieden mit Porsche-Börsengang für Kleinanleger

Obwohl Kleinanleger beim Porsche-Börsengang kaum zum Zuge kamen, haben sich Aktionärsschützer zufrieden mit dem Börsendebüt gezeigt. Dass zunächst nur 7,7 Prozent der Vorzugsaktien an private Anleger gingen, sei erwartbar gewesen, sagte der Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

"Ich denke auch, dass es angesichts dieser schwachen Börsenzeiten ganz gut ist, dass man nicht zu viel direkt auf einmal in den freien Markt gegeben hat. Dann wäre der Kurs insgesamt sicherlich gefährdeter", so Hocker. Insgesamt sei der Börsengang inmitten des schwierigen Marktumfelds als erfolgreich zu bewerten.

Bester seit 1996: Historischer Börsengang von Porsche

Der Börsengang der Porsche AG ist die größte Erstemission in Deutschland seit der Telekom im Jahr 1996. "Wir freuen uns sehr, dass wir einen erfolgreichen Börsengang der Porsche AG durchführen konnten", sagte VW-Finanzchef Arno Antlitz. Die hohe Nachfrage zeige das Vertrauen der Investoren in Porsche. Der Sportwagenbauer profitiere nun von mehr Agilität und unternehmerischer Eigenständigkeit. Volkswagen verschafften die Erlöse aus dem Börsengang mehr finanzielle Flexibilität bei der Transformation Richtung Elektromobilität und Digitalisierung, so Antlitz.

Als bislang größter Börsengang in Deutschland gilt der Gang der Deutschen Telekom an die Börse im Jahr 1996. Daten des Dienstleisters Refinitiv zufolge hatte die Deutsche Telekom damals umgerechnet 9,65 Milliarden Euro erlöst. Porsche reiht sich mit etwa 9,4 Milliarden Euro auf dem zweiten Platz ein. Rechnet man jedoch den Verkauf der Stammaktien an die Porsche SE (etwa 10,1 Milliarden Euro) dazu, wäre es sogar der größte Börsengang in Europa überhaupt. Hier führt bisher der italienische Energieriese Enel, dessen Börsengang vor 23 Jahren 15,8 Milliarden Euro einbrachte.

So setzt sich das Grundkapital zusammen

Beim Börsengang von Porsche spielt die Zahl 911 eine besondere Rolle. Denn sie steht nicht nur für das meistverkaufte Modell des Stuttgarter Autobauers, sondern taucht auch bei der Berechnung des Grundkapitals auf. Dieses besteht nämlich aus insgesamt 911 Millionen Aktien. Das bedeutet bezogen auf den Ausgabepreis eine Marktkapitalisierung von rund 75 Milliarden Euro. Die Marktkapitalisierung spiegelt den aktuellen Börsenwert einer börsennotierten Firma wieder.

Die eine Hälfte davon sind Stammaktien. Die andere Hälfte Vorzugsaktien. Bei Stammaktien haben Aktionärinnen und Aktionäre ein Stimmrecht bei der Hauptversammlung, bei Vorzugsaktien hingegen nicht. Dafür fällt die Dividende aber in der Regel höher aus als bei den Stammaktien. Außerdem werden Besitzerinnen und Besitzern von Vorzugsaktien bei der Dividendenausschüttung bevorzugt behandelt.

Bisher gehörten alle Porsche-Aktien der Volkswagen AG. Diese verkauft nun jeweils ein Viertel der Stamm- und der Vorzugsaktien der Porsche AG, also bis zu 113,9 Millionen Stamm- sowie bis zu 113,9 Millionen Vorzugsaktien. An der Börse werden zunächst nur die 113,9 Millionen Vorzugsaktien gehandelt, also etwa 12,5 Prozent des Grundkapitals.

Stuttgart

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Die anderen 113,9 Millionen Stammaktien, die von VW ausgegeben werden, kauft die Porsche Automobil Holding SE (kurz Porsche SE) mit Sitz in Stuttgart. Sie wird voraussichtlich 12,5 Prozent Stammaktien im Wert von insgesamt etwa 10,1 Milliarden Euro kaufen. Die Porsche SE wird zum großen Teil von den Familien Porsche und Piech dominiert, die damit wieder mehr Einfluss bei dem Autobauer hätten.

Familienunternehmen mit langer Tradition

Porsche ist erst seit 2009 Teil von VW. Eigentlich wollte der damals eher kleine Porsche-Konzern den großen VW-Konzern übernehmen. Der damalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking schaffte es binnen weniger Jahre, aus dem vorher eher weniger erfolgreichen Unternehmen eine stabile Marke aufzubauen. Er baute eine effizientere Produktion auf und brachte mehr Modelle auf den Markt, wie etwa den Porsche Cayenne. 2009 wollte Wiedeking dann die Volkswagen AG übernehmen. Doch er verkalkulierte sich, was dazu führte, dass die Aktie abstürzte und letztlich Volkswagen die Porsche AG übernahm. Fortan war das Unternehmen eine von zehn Marken innerhalb des VW-Konzerns.

Für die Familien Porsche und Piech dürfte der Börsengang auch deshalb eine besondere Bedeutung haben. Die Familiengeschichte von Porsche reicht zurück in das Jahr 1898. Damals baute Ferdinand Porsche lange vor Bestehen der Automobilfirma den "Egger-Lohner C.2 Phaeton" - den ersten Porsche der Welt. Das Ganze erinnert an eine alte Pferdekutsche und wurde elektrisch betrieben. Zu sehen ist das Mobil heute im Porsche Museum in Stuttgart-Zuffenhausen.

1931 begann Ferdinand Porsche mit einem Konstruktionsbüro in der Nähe des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Dort entwarf er zunächst Fahrzeugteile und Modelle als Auftragsarbeiten für die großen Autofirmen im Land - damals unter anderem für die Daimler-Benz AG.

Einer seiner bekanntesten Entwürfe ist der ursprünglich von den Nationalsozialisten in Auftrag gegebene "Kraft durch Freude"-Wagen, der später als VW Käfer weltbekannt wurde. Entwickelt hat ihn Ferdinand Porsche in enger Zusammenarbeit mit seinem Sohn Ferry. Dieser machte später aus dem Konstruktionsbüro seines Vaters einen Automobilhersteller.

Geld für Elektromobilität und autonomes Fahren

Vom Börsengang der Porsche AG profitiert auch die Volkswagen AG. Beide Unternehmen befinden sich in einem großen Transformationsprozess. Aktionärsschützer kritisieren allerdings die Doppelfunktion von Oliver Blume als Porsche-Chef und seit September auch VW-Chef. VW dürfte durch den Börsengang der Porsche AG in den kommenden Wochen bis zu 19,5 Milliarden Euro einnehmen.

Etwas mehr als die Hälfte dieses frischen Kapitals soll für mehr Investitionen in Elektromobilität, autonom fahrende Autos und Softwareentwicklung fließen. Etwa 49 Prozent des Geldes, also 9,5 Milliarden Euro, will die Volkswagen AG in Form einer Sonderdividende an ihre Aktionärinnen und Aktionäre weitergeben.

Auch den VW-Beschäftigten im Haustarif und in Sachsen winken 2.000 Euro Bonus. Porsche hat die Höhe eines möglichen Bonus für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch nicht offiziell bekannt gegeben.

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