Seit dem 1. September sieht die Ausbildung im mittleren Polizeidienst in Baden-Württemberg etwas anders aus. An einen Grundkurs, der 15 Monate dauert, schließt sich ein neunmonatiges Praktikum an. Daran entzündet sich die Kritik der Deutschen Polizeigewerkschaft.
Kusterer: "Wichtige neue Themen können so nicht vertieft werden!"
Der Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, befürchtet Qualitätsverluste in der Ausbildung. Lerninhalte auch zu neuen Themen wie Extremismus oder Diskriminierung könnten so nicht vertieft werden. Stattdessen seien die Polizeischülerinnen und -schüler während ihres Praktikums weiterhin Lückenstopfer für fehlendes Personal. Der Personalmangel bei der Polizei werde mit Auszubildenden ausgeglichen, kritisiert Kusterer.
Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz hatte bei der Vorstellung des neuen Ausbildungskonzepts betont, man werde Wert legen auf die Themen Digitalisierung, Berufsethik, interkulturelle Kompetenz und "Diskriminierung in all ihren Facetten und Erscheinungsformen". Man wolle auch bei den Bewerbungsgesprächen stärker auf Anzeichen für extremistische Tendenzen achten.
Ministerium weist Kritik zurück
Kusterer verweist auf eine abgeschlossene Untersuchung, in der empfohlen wurde, das Praktikum auf ein halbes Jahr zu begrenzen. Kusterer fordert das ebenfalls und bemängelt, dass sich das Innenministerium über die Empfehlung hinweggesetzt habe. Das Ministerium weist die Kritik zurück. Die Ausbildung orientiere sich an den praktischen Notwendigkeiten.