Die Polizei in Baden-Württemberg geht am Freitag mit besonders vielen mobilen und stationären Kontrollen gegen Temposünder vor. Wegen der Warnstreiks im Bahn- und Luftverkehr waren mehr Menschen auf das Auto angewiesen. Im Fokus des "Blitzermarathons" stehen vor allem Straßen vor Schulen, Kitas, Altenheimen und Unfallschwerpunkte. Das teilte das Landesinnenministerium auf SWR-Anfrage mit.
Demnach sollen die Schwerpunkt-Kontrollen das Gefahrenbewusstsein von Autofahrerinnen und Autofahrern erhöhen. Überhöhte Geschwindigkeit sei der häufigste Grund für tödliche Verkehrsunfälle.
Wo genau die mobilen Messstellen stehen, wird in Baden-Württemberg im Gegensatz zu anderen Bundesländern nicht veröffentlicht. "Wir wollen, dass sich die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer flächendeckend und nicht nur punktuell an die geltenden Tempolimits halten." An welchen Stellen geblitzt wird, entscheiden die örtlichen Dienststellen der Polizei, hieß es vom Innenministerium. Wie in der Region Heilbronn-Franken können Beamtinnen und Beamte ihre Standorte für die Kontrollen aber auch überall anders in Baden-Württemberg mehrmals am Tag wechseln.
Auch in Stuttgart werden die Orte für die Kontrollen spontan ausgewählt, wie ein Sprecher der Polizei mitteilte. Das Hauptaugenmerk soll jedoch auf den Bundesstraßen liegen. Mit mobilen Lasergeräten der Motorradstaffel und Lichtschranken der Verkehrspolizei sind die Beamtinnen und Beamten dazu aufgerufen, verstärkt die Geschwindigkeit zu messen. Die Bußgelder für zu schnelles Fahren bekommen in Baden-Württemberg die Kommunen. Einzig die Bußgelder von Verstößen auf Autobahnen müssen an das Land gezahlt werden, wie das Innenministerium auf Anfrage bestätigte.
Nach dem "Blitzermarathon" in BW Was mit den Bußgeldern von Temposündern passiert
In Baden-Württemberg wurde diese Woche mehr geblitzt als sonst. Beim "Blitzermarathon" hat es die Polizei auf Temposünder abgesehen. Was die Kommunen mit den Bußgeldern machen.
"Blitzermarathon" ist Teil einer europaweiten Aktion
Der "Blitzermarathon" in Baden-Württemberg findet im Rahmen der zehnten europaweiten Verkehrsaktion "Speedmarathon" des europäischen Verkehrspolizei-Netzwerks Roadpol statt. Im vergangenen Jahr gab es im März einen "Blitzermarathon". Dabei hatte die Polizei in Baden-Württemberg 15.500 Verstöße festgestellt. 253 Raserinnen und Rasern drohte der Entzug des Führerscheins.
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte damals: "Jeder muss damit rechnen, geblitzt zu werden, wenn er sich nicht an die vorgeschriebene Geschwindigkeit hält". In Baden-Württemberg war im Jahr 2021 laut einer Mitteilung des Staatsministeriums jeder dritte tödliche Verkehrsunfall auf überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit zurückzuführen.
Wirkung der Aktionswoche umstritten
Aus Sicht des Innenministeriums trägt der "Blitzermarathon" dazu bei, die Geschwindigkeit auf den Straßen in Baden-Württemberg nachhaltig zu senken und Unfälle zu verhindern. Die langfristige Wirkung ist jedoch umstritten. So zeigte etwa eine Studie der Universität Passau aus dem vergangenen Jahr, dass der Effekt eines "Blitzermarathons" bei notorischen Raserinnen und Rasern schnell wieder verpufft.
Kollisionen auf B28 und B10 Unfälle sorgten für Verkehrschaos in und um Ulm
In Ulm und Blaustein haben Unfälle am Freitag für Behinderungen gesorgt. Vor allem ein Unfall auf der B10 am Westringtunnel verursachte zeitweise ein Verkehrschaos. Ursache war ein Raser.
Thomas Mohr von der Gewerkschaft der Polizei hat deshalb noch einen anderen Vorschlag. Viele Autofahrerinnen und Autofahrer beschleunigten gleich nach einem Blitzer schon wieder, sagte er dem SWR. Er wünsche sich deswegen einen zweiten Blitzer gleich ein paar hundert Meter nach dem ersten. "Wer zwei Mal am selben Tag geblitzt wird, muss mit einer deutlich höheren Strafe rechnen. Und dann gibt es möglicherweise auch ein Umdenken."
Polizeikontrollen in mehreren Bundesländern
Die Geschwindigkeitskontrollen laufen teils schon über die ganze Woche hinweg, auch in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen. Für Freitag hatten noch mehr Bundesländer - zum Beispiel Bayern und Hessen - einen "Blitzermarathon" angekündigt. Ob alle Bundesländer sich an der Aktion beteiligen, war bislang nicht klar.