Strobl mit einem Innenminister (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Weil er Brief weitergab

Polizei-Affäre um Strobl: Ermittlungen auch gegen Ministeriumsmitarbeiter

Stand

Die Ermittlungen wegen der Weitergabe eines Anwaltsschreibens weiten sich aus. Im Fokus steht auch ein Mitarbeiter des Innenministeriums.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat ihre Ermittlungen wegen der Weitergabe eines Anwaltschreibens an einen Journalisten durch Innenminister Thomas Strobl (CDU) nochmals erweitert. Das teilte das Ministerium der Deutschen Presse-Agentur mit.

Ermittlungen gegen Strobl-Mitarbeiter

Strobl habe erklärt, dass er dem Journalisten den Brief zugesagt und die Übersendung durch einen Mitarbeiter veranlasst habe. "Gegen diesen Mitarbeiter wird ebenfalls ermittelt", so der Sprecher des Innenministeriums.

Die Anklagebehörde hatte am Mittwoch mitgeteilt, sie ermittele gegen den Journalisten und den Minister. Der Reporter wird verdächtigt, aus amtlichen Dokumenten des laufenden Verfahrens gegen den Polizisten zitiert zu haben. Strobl wiederum soll ihn dazu angestiftet haben.

FDP-Fraktionschef: "Kultur des Rechtsbruchs" im Innenministerium

FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke begrüßte am Sonntag die Ausweitung der Ermittlungen. Es werde immer deutlicher, dass mit Strobl im Innenministerium eine Kultur des Rechtsbruchs Einzug gehalten habe: "Wie lange will Ministerpräsident Winfried Kretschmann sich das noch anschauen?"

Durchsuchungen im Innenministerium

Am Freitagabend hatte die Anklagebehörde das Ministerium durchsucht und Unterlagen sichergestellt. Der Minister steht wegen der Affäre massiv unter Druck, die Opposition forderte am Wochenende erneut seine Entlassung. Die SPD will außerdem, dass der Landesdatenschutzdatenbeauftragte Stefan Brink den Fall prüft.

Affäre um sexuelle Belästigung bei der Polizei

Im Zentrum der Affäre stehen eigentlich Ermittlungen gegen einen führenden Polizisten wegen des Verdachts der sexuellen Belästigung. Der Mann soll einer Hauptkommissarin in einem Videochat angeboten haben, ihr bei der Karriere zu helfen, wenn sie ihm sexuell zu Diensten sei.

Strobl hatte eingeräumt, im Dezember einem Journalisten ein Schreiben des Anwalts des Polizisten weitergegeben zu haben. In dem Schreiben hatte der Anwalt des suspendierten Beamten dem Ministerium ein persönliches Gespräch angeboten, das für beide Seiten besser sei als ein juristisches Verfahren. Strobl erklärte nun, dies sei ein "vergiftetes Angebot" gewesen. Er habe für "maximale Transparenz" sorgen wollen.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ihn nannte Strobl "völlig in Ordnung". Das sei der Rechtsstaat, für den er lebe und arbeite.

Mehr zum Thema:

Baden-Württemberg

Diskussionen um Innenminister Strobl gehen weiter SPD fordert BW-Datenschützer zu Prüfung der Polizei-Affäre auf

Die SPD will den obersten Datenschützer in BW einschalten, um die Affäre um Innenminister Strobl zu prüfen. Der sieht indes die Ermittlungen gegen ihn als Teil des Rechtsstaats.

Baden-Württemberg

Innenministerium übergibt Informationen "vollumfänglich" Ermittlungen gegen Strobl: Staatsanwaltschaft durchsucht BW-Innenministerium - FDP stellt Strafanzeige

Auf Anordnung des Amtsgerichts Stuttgart hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart am Freitag das baden-württembergische Innenministerium durchsucht und Beweismittel sichergestellt.

Baden-Württemberg

Vorwurf der Weitergabe von Dienstgeheimnissen BW-Polizei kritisiert Innenminister Strobl: "Wäre als Polizist suspendiert worden"

Während Grün-Schwarz zu Innenminister Strobl hält, gibt es aus den Polizeigewerkschaften Gegenwind. Sie befürworten die Ermittlungen gegen ihren Dienstherrn in Baden-Württemberg.

Baden-Württemberg

Verdacht auf Weitergabe von Dokumenten Ermittlungen gegen Innenminister Strobl: Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Verfahren

Hat BW-Innenminister Strobl unerlaubt Dokumente aus einem Disziplinarverfahren weitergegeben? Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt - Fragen und Antworten im Überblick.

Stand
AUTOR/IN
SWR