Politiker aus Baden-Württemberg kritisieren die Entscheidung des Deutschen Fußball-Bunds, bei der WM in Katar auf die mehrfarbige "One Love"-Kapitänsbinde zu verzichten. Es sei ein "moralisches Armutszeugnis für die FIFA", schrieb SPD-Landesschef Andreas Stoch auf Twitter, dass Fußballer, die ein Zeichen für Gleichberechtigung setzen wollten, aus Angst vor Sanktionen nun davon abrücken. Von mangelnder Haltung sprach auch Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne), ebenfalls auf Twitter.
Bernd Riexinger, Bundestagsabgeordneter der Linken für den Wahlkreis Stuttgart, kritisierte den DFB ebenfalls scharf. Dieser sollte sich "nicht beugen und standhaft sein", twitterte er. Die "One Love"-Binde sei ohnehin nur ein Kompromiss - aus seiner Sicht sei vielmehr eine Regenbogen-Kapitänsbinde nötig.
Hitzlsperger: "Traurig, dass wir an diesem Punkt angekommen sind"
Der ARD-WM-Experte und ehemalige VfB-Spieler Thomas Hitzlsperger äußerte sich am Montag nicht direkt zur "One Love"-Binde, kritisierte aber FIFA-Präsident Gianni Infantino. Dieser würde sich Fußballkapitänen wie Neuer überlegen fühlen ("He thinks he's bigger"), schrieb er auf Twitter. Es sei traurig, dass man an diesem Punkt angekommen sei. Bereits im Vorfeld hatte er bei SWR Sport gesagt, er hätte eine Regenbogen-Kapitänsbinde bevorzugt.
Fußball | WM in Katar Thomas Hitzlsperger kritisiert "One Love"-Binde
ARD-WM-Experte Thomas Hitzlsperger hat die "One Love"-Kapitänsbinde kritisiert, die unter anderem DFB-Kapitän Manuel Neuer bei der WM in Katar tragen wird. Sie meine viel, sage aber nichts aus, sagte Hitzlsperger bei SWR Sport.
DFB verzichtet nach Drohung der FIFA auf "One Love"-Binde
Mit einer mehrfarbigen "One Love"-Kapitänsbinde mit Herz-Symbol wollten Nationalteams mehrerer europäischer Länder bei der Fußball-WM in Katar ein Zeichen für Toleranz setzen. Noch am Sonntag hatte DFB-Präsident Bernd Neuendorf diesen Entschluss bekräftigt. Der Fußballverband FIFA hatte dies untersagt und mit Sanktionen wie Gelben Karten oder gar Punktabzug gedroht. Dieses Risiko wollten die an der Aktion beteiligten Nationen nicht eingehen.
Der DFB kündigte daher am Montag an, auf die Armbinde zu verzichten. Neuendorf nannte die Entscheidung der FIFA "frustrierend" und sprach von einem "beispiellosen Vorgang in der WM-Geschichte". Aus seiner Sicht handle es sich um eine Machtdemonstration der FIFA. Diese begründete das Verbot mit WM-Regularien.
"Die Nationalmannschaft soll sich schämen", sagte der Chefredakteur des Fußball-Fanmagazins "11 Freunde", Philipp Köster, im SWR-Interview. Was die Armbinde anbelangt, hätten die europäischen Verbände Haltung zeigen sollen: