Eine Gruppe Sumpf-Haubenpilze in einem moosigen Waldbach. Der Sumpf-Haubenpilz ist von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGFM) mit Sitz in Karlsruhe zum Pilz des Jahres 2023 gekürt worden. (zu dpa «Sumpf-Haubenpilz ist Pilz des Jahres 2023») (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/DGfM | Dr. Matthias Theiß)

Auch im Schwarzwald beheimatet

Der gelbköpfige Sumpf-Haubenpilz ist "Pilz des Jahres 2023"

Stand

Nur wenige Zentimeter groß, aber doch markant: Der "Pilz des Jahres 2023" ist der Sumpf-Haubenpilz. Er liebt klares, nährstoffarmes Wasser auf sauren Waldböden.

Der Sumpf-Haubenpilz ist von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zum "Pilz des Jahres 2023" ernannt worden. Er wächst auch in Baden-Württemberg. Gerade der Schwarzwald bietet sehr gute Bedingungen für den Pilz, denn er braucht kalkfreie Böden.

An einem Bachufer bei Triberg im Schwarzwald auf rund 1.000 Meter Höhe sind Mitglieder des Vereins Pilzfreunde Stuttgart fündig geworden: Der farbenfrohe Sumpf-Haubenpilz (Mitrula paludosa) mit seinem dottergelben Kopf war für die Kenner gut zu sehen "und erweckt beim Finder meist große Freude über den Fund der relativ seltenen Art", berichtet der Verein auf seiner Website.

In Sümpfen und feuchten Wäldern zu Hause

Zwischen Februar und Juli kann man ihn entdecken. "Besonders im Mai und Juni, wenn eigentlich wenig Pilze zu finden sind, lohnt es sich, in Sümpfen, Gräben oder feuchten Wäldern nach ihm zu suchen", berichten Mitglieder des Stuttgarter Pilzvereins. "Er wächst gerne an Holzresten, auf Blättern oder Zapfen, die feucht liegen. Oft steht der gesamte Pilz sogar mit dem Stiel im Wasser."

Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie will mit dem Pilz auf die Gefährdung von Lebensräumen spezialisierter Arten hinweisen. "Vor allem längere Trockenperioden infolge der Klimaerwärmung und der Biotopverlust durch großflächigen Waldumbau machen dem Sumpf-Haubenpilz verstärkt zu schaffen", heißt es im Faltblatt zum "Pilz des Jahres".

Sumpf-Haubenpilz hat Ähnlichkeiten mit Streichhölzern

Anders als bekannte Hutpilze erinnern die zwei bis vier Zentimeter langen glasig-weiß gestielten Fruchtkörper mit ihren gelben bis orangen Köpfchen an Streichhölzer. Der Pilz besiedelt naturnahe, sumpfige und nährstoffarme Gewässer auf sauren Böden. Dort zersetzt er Pflanzenreste wie zum Beispiel Laub, Nadeln und Fichtenzapfen. Der Sumpf-Haubenpilz kommt zwar in ganz Europa vor, aber eben nur im passenden Lebensraum. In Deutschland liegen die Hauptverbreitungsgebiete des Pilzes in den Mittelgebirgen mit sauren Böden wie Bayerischer Wald, Harz, Thüringer Wald und Schwarzwald. Wo dort der Wald verschwindet, etwa nach Stürmen oder wegen Borkenkäferbefalls, verlieren auch Organismen wie der Sumpf-Haubenpilz ihren Lebensraum.

"Der günstigste und beste Weg wäre das Zulassen von Walddynamik: Abgestorbene Bäume bleiben dort als Schattenspender und Feuchtigkeitsreservoir, sodass auf den Flächen ein gesunder Wald aus Naturverjüngung entstehen kann", meinen Pilzexperten. Die positiven Ergebnisse solcher Bewirtschaftung seien beispielsweise heute schon in den ehemaligen Fichtenforsten des Nationalparks Bayerischer Wald zu sehen. Der Sumpf-Haubenpilz ist so markant, dass er es in ein Computerspiel geschafft hat. Im Rollenspiel-Klassiker "The Elder Scrolls" wächst er in der Kaiserprovinz Cyrodiil - virtuell wie in der Realität bevorzugt in bestimmten Sümpfen. Die gelben Hüte des Pilzes werden in dem Computerspiel in der Alchemie, aber auch für einen speziellen Wein verwendet.

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