Die landwirtschaftliche Ernte fällt in diesem Jahr je nach Region und angebauter Sorte sehr unterschiedlich aus. Wenig Niederschlag und große Hitze haben vielen Bäuerinnen und Bauern die Arbeit erschwert. Das geht aus dem Erntebericht 2022 hervor, den Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) am Freitag in der Nähe seines Stuttgarter Wahlkreises vorgestellt hat.
Erntebericht zeigt Auswirkungen der Klimakrise
Der Erntebericht werde immer mehr zum Zeugnis der Klimakrise, so Özdemir. Denn fast überall sei dieses Jahr früher gedroschen, gerodet oder gepflückt worden. Doch es gebe Licht und Schatten, so der Minister. Während die Weizen-, Raps- und Obsternte überdurchschnittlich gut ausfällt, berichtet Özdemir vor allem bei Körnermais und Zuckerrüben von großen Ernteausfällen. Auch das Grünland, das vielerorts für Viehfutter sorgt, sei von der Dürre gezeichnet.
Auch in Baden-Württemberg fiel die Ernte regional unterschiedlich aus. So gab es bei der Getreide- und Rapsernte im Norden des Landes massive Ausfälle. Im Süden hingegen fiel die Ernte gut aus:
Gemischte Bilanz bei der Getreideernte Bauernverband BW: Ausfälle im Norden, gute Ernte im Süden
Der Landesbauernverband BW hat am Donnerstag die Bilanz der Getreide- und Rapsernte vorgestellt. Wegen der extremen Trockenheit fallen die Erträge regional sehr unterschiedlich aus.
Bäuerinnen und Bauern bauen hitzeresistente Pflanzen an
Laut Özdemir haben schon heute viele Bäuerinnen und Bauern ihre Arbeit an das veränderte Klima angepasst: Beispielsweise nannte er Melonen, die in Franken angebaut werden, oder Kichererbsen aus Bayern. Pflanzen, die Hitze und Trockenheit besser vertragen, würden in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen.
Özdemir fordert Unabhängigkeit von russischem Gas
Die gestiegenen Lebensmittelpreise führte der Landwirtschaftsminister aber nicht nur auf die teilweise schlechten Ernteergebnisse zurück. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe zu hohen Preisen bei Diesel, Dünger und Pestiziden für die Landwirte geführt. Und das spiegele sich nun auch in den Lebensmittelpreisen wider.
Der Bericht zeige, dass unabhängige Produktion und Selbstversorgung gestärkt werden müssten, sagte Özdemir weiter. Jetzt zu handeln, sei "essenziell und existenziell". Der klimafreundliche Umbau der Landwirtschaft müsse vorangetrieben werden. Wesentlich dabei sei, unabhängiger von mineralischem Dünger zu werden. Denn der werde energieintensiv hergestellt und sei von russischem Gas abhängig, so Özdemir.
Ministerium: Getreideernte um 1,6 Prozent höher als im Vorjahr
Dem Erntebericht des Landwirtschaftsministeriums zufolge holten die Landwirtinnen und Landwirte 2022 etwa 39,7 Millionen Tonnen Getreide von den Feldern. Das seien 4,8 Prozent mehr als im Vorjahr und 1,6 Prozent mehr als im Durchschnitt der letzten sechs Jahre. Die höchsten Zuwächse verzeichneten demnach Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Den mit Abstand größten Ernterückgang gab es in Bayern. Die Zahlen für Körnermais, dessen Ertrag nach Schätzungen um rund ein Fünftel zurückgeht, waren nicht darin enthalten.
Der Bauernverband hatte am Dienstag ebenfalls eine etwas größere Getreideernte als im Vorjahr vermeldet. Den Zahlen des Verbands zufolge lag die Menge inklusive Körnermais jedoch unter dem Schnitt der letzten Jahre. Bauernpräsident Joachim Rukwied hatte gesagt, die Getreideernte falle nun quantitativ gesehen etwas besser aus als im Vorjahr. Die Qualitäten speziell beim Weizen ließen aber vielfach zu wünschen übrig.