Sommerferien beendet

Lehrermangel, Energiekrise und Corona: So lief der erste Schultag in BW

Stand

An den mehr als 4.000 allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württemberg ist der Alltag zurück: Der Schulstart brachte Vorfreude und Neuerungen mit sich - aber auch einige alte Probleme.

Nach sechs Wochen Sommerferien hat für etwa 1,5 Millionen junge Leute im Land am Montag wieder die Schule begonnen. Das neue Schuljahr werde "ohne Maske, ohne Tests" beginnen, versicherte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) vorab. Die Zahl der geimpften Kinder und Jugendlichen habe sich deutlich erhöht, auch in den Lehrerkollegien sei die Impfquote hoch.

Für rund 103.500 Schülerinnen und Schüler ist nach Angaben des Statistischen Landesamtes in dieser Woche der erste Schultag angesagt. Die meisten davon (97.400) beginnen an einer Grundschule, weitere rund 4.200 Kinder werden an einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum eingeschult. Die Freien Waldorfschulen erwarten rund 1.900 neue Kinder an ihren Einrichtungen.

An der Realschule Karlsbad (Kreis Karlsruhe) freuten viele Schülerinnen und Schüler auf das neue Schuljahr. Ein Stimmungsbild vom ersten Schultag:

Verstärkte Kontrollen: Schulverkehr rollt wieder

Weil zum Schulanfang die Unfallgefahr für die Kinder und Jugendlichen steige, hatte das Polizeipräsidium Aalen (Ostalbkreis) verstärkte Kontrollen angekündigt, unter anderem im Kreis Schwäbisch Hall. Die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer sowie die Schülerinnen und Schüler müssten sich erst wieder aufeinander einstellen, hieß es in einer Mitteilung. Im bundesweiten Vergleich sei das Risiko für Kinder und Jugendliche auf dem Schulweg in Baden-Württemberg zwar mit am geringsten. Dennoch habe es im Jahr 2021 insgesamt 237 sogenannter Schulwegunfälle im Land gegeben. Auch die sogenannten Elterntaxis sind nun wieder unterwegs - und umstritten.

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SWR4 BW am Samstagmorgen SWR4 Baden-Württemberg

Der ökologische Verkehrsclub Deutschland, das Deutsche Kinderhilfswerk und der Verband Bildung und Erziehung riefen dazu auf, die Schülerinnen und Schüler möglichst selbstständig zur Schule kommen zu lassen: zu Fuß, mit Rad oder Roller.

Neue Technik an Heidelberger Schulen

Die Stadt Heidelberg hat vor dem Beginn des neuen Schuljahres die digitale Infrastruktur verbessert. Die Zahl der Laptops und Tablets habe sich seit 2018 verdoppelt, schreibt die Verwaltung. Das Team der städtischen Schul-IT habe jetzt neun Mitglieder als Ansprechpartner für die Schulen. Alle Schulen in städtischer Trägerschaft verfügten mittlerweile über einen Breitbandanschluss, so die Stadtverwaltung.

Heidelberg

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Die Stadt Heidelberg hat vor dem Beginn des neuen Schuljahres die digitale Infrastruktur verbessert.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Lüften wegen Corona: Kinder warm anziehen

Im Allgemeinen begann das neue Schuljahr zwar ohne Masken- oder Testpflicht - an sonderpädagogischen Schulen wurde aber zum Schutz vulnerabler Gruppen weiterhin getestet, wie Landeskultusministerin Schopper am Donnerstag angekündigt hatte.

Die staatlichen Corona-Schutzmaßnahmen haben laut Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Waldorfschulen in Baden-Württemberg in den vergangenen beiden Jahren an fast allen Waldorfschulen im Land zu erheblichen Konflikten mit Eltern geführt. Die Arbeitsgemeinschaft hofft im neuen Schuljahr deshalb auf moderate Corona-Regeln im Schulbetrieb:

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Die Politikerin hatte auch erklärt, dass es in diesem Schuljahr Unterrichtsausfälle geben könnte, vor allem wegen des Lehrermangels und den vielen neuen Schülerinnen und Schülern, die zum Beispiel aus der Ukraine kommen. Für diese werden teils Vorbereitungsklassen eingerichtet, etwa am St. Agnes-Gymnasium in Stuttgart. Dort war die Sorge groß, dass junge Lehrerinnen schwanger werden könnten und deshalb über das Schuljahr hinweg noch weniger Personal da sein könnte. Um Energie zu sparen, hat die Leitung an der Stuttgarter Schule die Temperaturen in Klassenräumen und im Schwimmbad gesenkt.

Regierungsbezirk Karlsruhe: Lehrkräfte fehlen an Gymnasien

Der Vorsitzende des Gesamtelternbeirats in Ulm, Gerd Braig, hat sich gegenüber dem SWR am Montag für pragmatischere Lösungen angesichts des Lehrermangels ausgesprochen. Das betreffe sowohl den Unterricht als auch die Ganztagsbetreuung, und zwar unabhängig von Corona. Er nannte als Maßnahmen die Reaktivierung von Pensionärinnen und Pensionären, Quereinsteigerinnen und -einsteigern sowie eine mögliche Mithilfe der Eltern. Die Bürokratie verhindere dies aber.

Die Unterrichtsversorgung im Regierungsbezirk Karlsruhe ist laut Regierungspräsidium in manchen Regionen besonders an Grundschulen und Sonderpädagogischen Bildungszentren schwierig. Entlang der Rheinschiene habe der Bedarf durch Versetzungen von Lehrerinnen und Lehrern gedeckt werden können. In anderen Regionen hätten nicht alle zur Verfügung stehenden Stellen besetzt werden können, etwa an Gymnasien im Raum Calw oder Pforzheim.

Diskussionen um Probleme halten an

Der Philologenverband Baden-Württemberg und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte vor dem Schulstart vor den Folgen des Lehrermangels gewarnt. Zusätzlich stellen die Energiekrise, geflüchtete Kinder und die Corona-Pandemie Bildungseinrichtungen vor Herausforderungen, die in den vergangenen Wochen und Monaten diskutiert wurden.

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Landesschülerbeirat kritisiert Schulstart

Zum Teil nicht fertige Stundenpläne, zu wenig Lehrkräfte: Der Vorsitzende des Landesschülerbeirats Baden-Württemberg, Jakob Jung, kritisierte am Montag im Gespräch mit dem SWR den aus seiner Sicht holprigen Start in das neue Schuljahr. Dafür sei die Landesregierung mitverantwortlich.

Jung sagte, dass Lehrerinnen und Lehrer aus Baden-Württemberg abwanderten, weil sie über die Sommerferien nicht angestellt werden. Der Landeshaushalt sehe dafür keine Mittel vor.

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