Die zweite Impfung gegen das Coronavirus liegt bereits mehrere Wochen oder gar Monate zurück, doch nun zeigt ein Schnelltest ein positives Ergebnis an. Was ist zu tun? Der positive Antigenschnelltest sollte zunächst durch einen sichereren PCR-Test überprüft werden, rät das Robert Koch-Insititut (RKI).
Gleiches gilt, wenn man Kontakt mit einem infizierten Menschen hatte und sich Symptome entwickelt haben. "Halsweh, Kopfweh, Fieber. Das sind Anzeichen eines echten Impfdurchbruchs bei Menschen, die vollständig geimpft sind", sagt der Infektiologe Christoph Berg von der Uniklinik Tübingen.
Wie komme ich an einen PCR-Test?
Einen PCR-Test kann man bei seinem Hausarzt machen lassen, bei einer Corona-Schwerpunkt-Praxis oder bei einer Fieberambulanz. Bei der Suche kann auch die Internetseite der Kassenäztlichen Vereinigung Baden-Württemberg zu Rate gezogen werden. Außerhalb der Öffnungszeiten kann der Ärztliche Breitschaftsdienst unter der Telefonummer 116 117 angewählt werden. Betroffene sollten zu Hause bleiben, Kontakte mit anderen vermeiden und zunächst das Ergebnis des PCR-Tests abwarten.
Bis zu Klärung Kontakte vermeiden
Ob bereits Symptome aufgetreten sind, wird in der Regel bei der Terminvergabe für den PCR-Test abgefragt. Denn auch Geimpfte mit Symptomen oder einem positiven Schnelltest sollten nicht ohne Voranmeldung in die Arztptaxis kommen. Auch hier gilt es, den Kontakt mit anderen Patientinnen und Patienten in Wartezimmern zu vermeiden. Das Klinikum Stuttgart hat beispielsweise vor der Fieberambulanz einen Container für PCR-Tests aufgebaut und führt dort die Abstriche durch.

Mindestens 14 Tage Quarantäne
Ob symptomfrei oder nicht, für alle auf das Corona SARS-CoV2-Virus positiv Getestete gilt es, die Quarantäne einzuhalten. "So soll sichergestellt werden, dass infizierte Personen möglichst niemanden anstecken," sagt Martin Priwitzer vom Gesundheitsamt Stuttgart. Die Quarantäne wird vom zuständigen Gesundheitsamt angeordnet.
"Innerhalb eines Tages setzen wir uns mit der Person in Verbindung, die durch einen PCR-Test positiv auf Corona bestätigt wurde, so Priwitzer. "Seit Beginn der Impfungen im Januar sind - Stand heute - 1.570 Impfdurchbrüche in Stuttgart festgestellt worden. Das ist vergleichsweise wenig." In der Landeshauptstadt sind bereits hunderttausende Menschen geimpft.
Keine Panik bei positivem Test
Fast alle Geimpften sind extrem gut geschützt vor einem schweren Verlauf, der auf einer Intensivstation behandelt werden muss. Es sei ihm kein Fall bekannt, so Priwitzer, bei dem ein vollständig Geimpfter ohne Vorerkrankungen auf der Intensivstation behandelt werden musste. In Stuttgart komme es aktuell laut einem Sprecher der Stadt lediglich nur bei 0,4 Prozent aller Geimpften zu einem Impfdurchbruch.
Impfdurchbrüche kommen fast immer nur bei Menschen vor, deren Immunsystem durch Vorerkrankungen oder Medikamente geschwächt sind oder die ein hohes Alter und ein schwächeres Immunsystem besitzen, da sind sich die Experten im Land einig.
Der Tübinger Infektiologe Berg verwies in diesem Zusammenhang auch auf den Fall des früheren amerikanischen Außenministers Colin Powell, der kürzlich im Alter von 84 Jahren in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion verstarb.

Geimpfte haben es besser
"Nach allem, was wir bislang wissen", so der Tübinger Infektiologe Berg, "verlaufen die Erkrankungen bei Impfdurchbrüchen kürzer. Man kommt in Kontakt mit den Viren, der Körper erzeugt eine Immunantwort und die Besiedelung der Körper mit Viren ist deutlich kürzer als ohne Impfung. Die Menschen mit Impfdurchbrüchen sind weniger ansteckend als Ungeimpfte."
Rund 90 Prozent Impfschutz haben laut Berg alle mit Impfstoffen von AstraZeneca, BioNTech oder Moderna vollständig Geimpften. Lediglich bei Johnson & Johnson betrage der Impfschutz lediglich 60 Prozent, so der Tübinger Oberarzt.
Umfeld: Quarantäne nur für ungeimpfte Kontaktpersonen
Eine Quarantäne beträgt auch bei Impfdurchbrüchen mindestens 14 Tage. Lediglich, wer symptomfrei ist, könne sich nach fünf Tagen durch einen weiteren PCR-Test - der dann negativ ausfallen muss - von der Quarantäne befreien, heißt es beim Landratsamt Tübingen. Mit einem Antigen-Schnelltest sei das auch nach sieben Tagen möglich, so das Gesundheitsamt in Stuttgart. Die Überwachung der Quarantäne erfolgt jeweils durch das örtliche Ordnungsamt. Wer in einer häuslichen Gemeinschaft mit einem positiv Getesteten lebt und nicht geimpft ist, muss sich ebenfalls in Quarantäne begeben. Wer vollständigen Impfschutz genießt, braucht nicht in Quarantäne.

Testergebnis in Corona-Warn-App eintragen
Ein Arzt oder eine Ärztin muss das Ende einer Infektion feststellen; auch ein negativer Antigentest ist für das Ende der Quarantäne notwendig. Wer während der Quarantäne schwerere Symptome entwickelt, sollte zum Arzt gehen oder auch den Notarzt unter Telefonnummer 112 verständigen. "Wer eine Corona-Warn-App nutzt, sollte auch sein positives Ergebnis mit anderen teilen", rät Martin Priwitzer vom Gesundheitsamt Stuttgart und zielt damit auf den sozialen Aspekt der Warn-App. Wer seinen Status angibt, hilft anderen sich zu schützen.
Tendenz: "Mehr Impfdurchbrüche"
Dass sich überhaupt geimpfte Menschen infizieren können, ist für Wissenschaftler keine Überraschung. "Keine Impfung - auch nicht bei Grippe oder anderen Krankheiten - bietet einen hundertprozentigen Schutz", so Christoph Berg von der Uniklinik Tübingen. "Das ist auch nichts Besonderes. Je mehr Geimpfte es gibt, desto mehr Impfdurchbrüche wird es geben. Das ist eine natürliche Entwicklung", da ist sich Berg sicher. Er rechnet mit steigenden Zahlen an Impfdurchbrüchen, diese seien aber nicht relevant für die Gesundheitsversorgung. Das Gesundheitssystem werde dadurch nicht beeinträchtigt.
Kontakt mit dem Virus bleibt nicht aus
Berg geht davon aus, dass die Dunkelziffer an Corona-Infizierten bei uns deutlich höher ausfalle als die offiziellen Zahlen belegen. "Viele haben bereits eine Corona-Infektion hinter sich ohne es exakt zu wissen." Berg rät daher zur Impfung, auch zur dritten Impfung. Die Booster-Impfung bringe noch besseren Schutz gegen das Virus, denn "wir alle werden früher oder später in Kontakt mit dem Virus kommen".