Die Lernplattform Moodle ist am Montag Opfer einer Attacke geworden. Das teilte ein Sprecher des Landeskriminalamts (LKA) am Mittwoch mit. Auf einem von rund 120 Servern der Plattform habe es so viele Zugriffe gegeben, dass der Server überlastet und schließlich lahmgelegt wurde. Diesen Vorgang nennt man DDoS-Angriff. Dabei werden Server mit einer Flut von Anfragen überschüttet und so verlangsamt oder in die Knie gezwungen. Daten seien nicht gestohlen worden, sagte der LKA-Sprecher. Zuerst hatte der "Reutlinger Generalanzeiger" berichtet. Die Attacke habe zu den allgemeinen Problemen mit der Moodle-Plattform beigetragen. Am Montag hatten etwa 200 Schulen in Baden-Württemberg Schwierigkeiten mit der Anmeldung und dem Laden der Lernplattform. Hauptgrund dafür war nach Angaben des Moodle-Betreibers Belwü eine Überbelastung der Server.
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Wohl kein gezielter Großangriff
Nach bisherigen Erkenntnissen zeichne sich kein gezielter Großangriff von Kriminellen ab, sagte der LKA-Sprecher. Am Montag war Moodle zu Unterrichtsbeginn in Ton und Bild immer wieder ausgefallen. Über Twitter beschwerten sich zahlreiche Lehrkräfte und Eltern.
Der Angriff wurde nach Auskunft des Kultusministeriums sofort bemerkt und umgehend abgestellt, der Ausfall sei kurzfristig gewesen. "Da DDoS-Angriffe kein seltenes Phänomen sind, war uns die Gefahr bewusst, weshalb wir im Voraus bereits Maßnahmen gegen solche Fälle ergriffen haben", sagte eine Behördensprecherin. Die Zentrale Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) beim Landeskriminalamt sei schnell über den Angriff informiert worden. Auch in anderen Bundesländern kam es auf Lernplattformen zu Wochenbeginn zu solchen Störungen. Zum Jahresanfang gab es bereits ähnliche Probleme mit der Lernplattform in Rheinland-Pfalz. Die Landesregierung nannte auch hier einen Angriffe als Ursache.
Verbände und Organisationen befürworten Nutzung von Moodle
Zahlreiche Verbände haben sich gegen den Einsatz von Microsoft-Produkten auf der Digitalen Bildungsplattform für die Schulen im Land ausgesprochen. Entsprechende Pläne des Kultusministeriums seien wegen mangelhaften Datenschutzes abzulehnen, teilten unter anderem der Landesschülerbeirat, der Landeselternbeirat, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Philologenverband am Mittwoch mit. Vorteilhafter seien Open-Source-Lösungen wie Moodle, Nextcloud und BigBlue Button für den digitalen Unterricht. Dies funktionierten bereits in vielen Schulen und machten den Einsatz von Microsoft-365-Werkzeugen überflüssig. Überdies müsse das Land die digitale Souveränität behalten. Es dürfe sich nicht abhängig machen von einem Angebot wie Microsoft 365, weil es vom Anbieter oder der Regierung des Landes, wo dieser seinen Firmensitz habe, eingeschränkt oder abgeschaltet werden könne. Auch die Verbraucherzentrale pochte auf die Nutzung einer quell-offenen und datenschutzkonformen digitalen Infrastruktur.