Die Wähler haben am Sonntag gesprochen, doch was haben sie eigentlich gesagt? Erstens: Sie wollen Friedrich Merz als Kanzler, begeistert sind sie von ihm aber nicht. Zweitens: Olaf Scholz wollten sie auf keinen Fall mehr, das Ergebnis ist für die Genossen eine Katastrophe. Die Grünen sind mit einem blauen Auge davongekommen, allerdings: In Baden-Württemberg waren die Verluste deutlich größer als im Bund - mit Blick auf die Landtagswahl 2026 ein Alarmsignal für die Ökopartei.
Viele Wähler stören sich nicht an völkischer AfD-Rhetorik
Die AfD hat sich verdoppelt, auch in Baden-Württemberg. Jeder fünfte Wähler stört sich nicht an der aggressiven, oftmals völkischen Rhetorik der in Teilen rechtsextremen Partei - diese Menschen wollen eine andere Politik für Deutschland mit mehr Abschottung, mehr Radikalität und ohne Kompromiss. Am anderen Ende des politischen Spektrums räumt die Linke ab: Mit einer frischen Spitzenkandidatin verkörpert sie einen Neuanfang, auch im gesellschaftlichen Miteinander.
Friedrich Merz muss Gräben zuschütten, die er selbst aufgerissen hat
Und nun? Die Ränder gestärkt, die Mitte geschwächt - doch genau in dieser kleiner werdenden Mitte werden Bündnisse geschmiedet. Noch. Friedrich Merz muss nun zeigen, dass er das Format hat, die Gräben zuzuschütten, die er selbst aufgerissen hat - durch die Abstimmungen im Bundestag, aber auch durch seine erneute Breitseite von Samstag gegen alles Linke.
Ohnehin ist Merz‘ Spielraum gering: CSU-Chef Markus Söder wartet nur auf eine falsche Bewegung Richtung Links und Rechts. Steht die Brandmauer? Und so muss der Wahlsieger Merz am Abend auch feststellen: Die Wähler haben zwar gesprochen - verstehen, was sie wollen, muss Merz nun aber selbst.