Positiver Corona-Test. (Foto: dpa Bildfunk, Sebastian Gollnow)

Zwei Stuttgarter vier Mal mit Corona infiziert

Mehrfachinfektionen mit Corona steigen: Das sind die Gründe

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In Stuttgart haben sich zwei Menschen gleich viermal mit Corona infiziert. So etwas passiert selten, Reinfektionen gibt es dagegen immer häufiger. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Mehrfachinfektionen sind seit der Omikron-Variante immer wahrscheinlicher geworden. In Stuttgart haben sich zwei Menschen gleich viermal mit dem Virus infiziert. Laut Landesgesundheitsamt gibt es immer öfter den Fall, dass sich Menschen zum zweiten oder dritten Mal mit Corona anstecken.

Dass sich die Fälle häufen, bestätigt das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg. Zuvor hatten die "Stuttgarter Nachrichten" darüber berichtet. Im Oktober 2021 gab es im Land noch 0,6 Prozent Reinfektionen - bis Dezember hat sich dieser Prozentsatz auch noch verringert. Im Januar stieg die Zahl dann stark an: 2,4 Prozent Corona-Reinfektionen, in diesem Monat sind es sogar 3,8 Prozent.

Labore melden Covid-Infektionen den Gesundheitsämtern samt Namen

Doch wie kommt das Landesgesundheitsamt auf solche Zahlen? Nach dem Infektionsschutzgesetz melden die Labore Covid-Infektionen den Gesundheitsämtern namentlich. "Wenn die infizierte Person schon zu einem vorherigen Zeitpunkt dem Gesundheitsamt als COVID-19-Fall gemeldet worden ist, überprüft das Gesundheitsamt anhand der RKI Falldefinition zu Reinfektionen, ob es sich um eine Reinfektion handelt", so das Landesgesundheitsamt auf SWR-Anfrage. Sollte dies zutreffen, werde der Fall anonym als Reinfektion an das Landesgesundheitsamt übermittelt. Diese Zahlen werden jedoch nicht in den Lageberichten des Landesgesundheitsamts und in den Lageberichten des Robert Koch-Instituts genannt.

Seit Omikron gibt es auch in Stuttgart mehr Reinfektionen

Auch das Stuttgarter Gesundheitsamt bestätigt, dass es vor allem in den vergangenen Monaten mehrere Menschen gab, die sich zum zweiten oder dritten Mal mit Corona angesteckt haben. Seit Pandemiebeginn haben sich in Stuttgart bis 21. April über 2.300 Menschen zum zweiten Mal mit Corona infiziert. 43 Menschen hatten Corona zum dritten Mal, zwei Menschen hatten bereits vier Corona-Infektionen. Vor allem seitdem die Omikron-Variante ins Land kam, also im November, habe es deutlich mehr wiederholte Ansteckungen gegeben.

Schon Ende 2020 gab es erste Mehrfachansteckungen

Dass es Einzelfälle gibt, in denen sich Menschen viermal mit dem Coronavirus infizieren, ist nicht überraschend, findet David Beck aus der SWR Wissenschaftsredaktion. Bereits Ende 2020 gab es erste Berichte von Reinfektionen, es sei also klar gewesen, dass das geschehen konnte. In den folgenden Monaten traten dann die ersten Varianten auf, gleichzeitig sank bei Genesenen der Schutz vor einer Infektion, was in Einzelfällen zu erneuten Reinfektionen hätte führen können. 

Spätestens Ende 2021, mit dem Auftauchen der Omikron-Variante, sei dann eine weitere Reinfektion nicht unwahrscheinlich gewesen, da diese Variante den Schutz vor Infektion stärker umgehen kann. Auch zwei kurz aufeinanderfolgende Infektionen mit den Omikron-Subvarianten BA.1 und BA.2 wurden beobachtet.

Weniger Schutzmaßnahmen, weniger Vorsicht

Laut Beck gibt es auch Hinweise darauf, dass Geimpfte und Genesene insgesamt unvorsichtiger werden, da sie sich vermutlich vor dem Virus geschützt fühlen. Außerdem gebe es kaum noch Corona-Schutzmaßnahmen. Eine Durchbruchs- oder Reinfektion würde so wahrscheinlicher. Es sei nicht ungewöhnlich, dass die Menschen sich immer wieder mit den gleichen Viren infizierten. Mit manchen Erkältungsviren infiziere man sich im Laufe eines Lebens vermutlich mehrfach.

Das Leben mit Corona fühlt sich für viele gerade wieder etwas leichter an. Obwohl die Sieben-Tage-Inzidenz in Baden-Württemberg am Dienstag bei knapp 800 lag. Wie geht es den Menschen im Land mit dem Thema?

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Die zweite oder dritte Infektion verläuft milder

Wie bei Erkältungen verlaufen auch Reinfektionen mit dem Coronavirus in der Regel relativ milde. Antikörper aus den Schleimhäuten von Mund, Nase und Rachen verschwinden zwar schnell - diese schützen vor einer Infektion. Aber im Blut wandern antikörperproduzierende Zellen in den Monaten nach einer Impfung oder Infektion in das Knochenmark, wo sie Jahrzehntelang überleben können. Kommt es dann zu einer erneuten Infektion, wird das Immunsystem schnell mobilisiert und das Virus bekämpft, bevor es größeren Schaden anrichten kann. 

Fälle, bei denen sich Menschen bisher vier Mal infiziert haben, sind aber sehr selten. Laut der dortigen Gesundheitsbehörde sind in England bisher weniger als 100 Fälle bekannt. Das sind etwa zwei Fälle pro eine Million Einwohner. 

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SWR