Die Industrie in Baden-Württemberg hat im vergangenen Jahr erheblich Umsatz eingebüßt. Dieser sank im Geschäftsjahr 2024 preis- und arbeitstäglich bereinigt um 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, teilte das Statistische Landesamt am Dienstag auf Grundlage vorläufiger Daten mit.
Dabei war der Rückgang im Auslandsgeschäft größer als im Inlandsgeschäft. Schon 2023 war der Umsatz in der Industrie leicht geschrumpft. Auch die Produktion lag - ebenfalls bereinigt - mit einem Minus von 6,7 Prozent deutlich unter dem Vorjahresniveau. Außerdem sank die Zahl der Aufträge den Statistikern zufolge um 5,2 Prozent. Sie spielen für das künftige Geschäft eine wichtige Rolle.
400.000 Beschäftigte in der Automobilindustrie in BW
Gründe für die negative Entwicklung in der Industrie seien die strukturellen und konjunkturellen Probleme sowie rückläufige Entwicklungen in mehreren Branchen, hieß es. Besonders hohe Umsatzeinbußen gab es den Angaben nach bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen, wie Elektromotoren, Batterien oder Haushaltsgeräten. Dort sank der Umsatz demnach um 14,2 Prozent.
Angespannt ist in Baden-Württemberg auch die Lage in der Autoindustrie, einige Firmen haben mit Gewinneinbruch zu kämpfen. So rechnet der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall Stefan Wolf wegen der Wirtschaftsflaute und der Absatzkrise in der Autoindustrie mit massiven Jobverlusten in diesem Jahr. Ein großer Teil der Arbeitsplätze werde in Baden-Württemberg wegfallen, wo allein etwa 400.000 Menschen bei Automobilherstellern oder -Zulieferern arbeiten, sagte Wolf kürzlich im SWR-Interview.
Sorge vor Jobabbau Sparmaßnahmen bei Daimler Truck: Viele Fragen offen nach Betriebsversammlung
Daimler Truck will bis 2030 eine Milliarde Euro in Europa sparen. In Betriebsversammlungen an Standorten in BW wurden bislang keine Details genannt. Mitarbeiter sind enttäuscht.
EU soll Automobilbranche in BW stärken
Um die Automobilstandorte zu stärken, hat die baden-württembergische Landesregierung bei ihrer Kabinettssitzung in der Landesvertretung in Brüssel ein 10-Punkte-Papier zur Stärkung der Automobilstandorte in Deutschland und Europa vorgelegt. Die EU müsse auf drohende Handelszölle reagieren und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Automobilwirtschaft stärken, heißt es darin.
Die CO2-Flottenziele für Pkw, leichte Nutzfahrzeuge und Lkw müssen nach Ansicht der Landesregierung sofort auf den Prüfstand. Sie fordert gleichzeitig die Aussetzung möglicher Strafzahlungen während dieser Überprüfung.
Angesichts der Entwicklung in China und den USA müsse darüber nachgedacht werden, welche Strafzahlungen angemessen seien, wenn die für 2030 und 2035 geplanten schärferen Flottengrenzwerte in Kraft treten. Die Unternehmen bräuchten Planungssicherheit und mehr Flexibilität auf dem Weg zur Klimaneutralität. Für den Hochlauf der Elektromobilität fordert das grün-schwarze Kabinett den europaweiten Ausbau der Ladeinfrastruktur in allen EU-Staaten.