Drogenkonsumraum in Karlsruhe (Foto: SWR)

Kampf gegen Drogenkonsum

Auch in Stuttgart und Mannheim öffentliche Räume für Drogenabhängige geplant

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In Karlsruhe gibt es den bislang einzigen öffentlichen Raum im Land, in dem Abhängige ihre Drogen konsumieren können. Grün-Schwarz will das Programm auf andere Städte ausweiten.

In Baden-Württemberg können ab sofort Städte nach dem Vorbild von Karlsruhe extra Räume für Drogenabhängige einrichten. Das war bislang nur in Kommunen mit mehr als 300.000 Einwohnern erlaubt. Das grün-schwarze Landeskabinett hat beschlossen, das Programm auszuweiten. Dafür soll die sogenannte Drogenkonsumraumverordnung aus dem Jahr 2019 geändert werden.

Gute Erfahrungen in Karlsruhe

In Karlsruhe wurde 2019 der bislang landesweit einzige Drogenkonsumraum eröffnet. Bis zu vier Schwerstabhängige können dort mitgebrachte Rauschmittel wie Heroin und Kokain unter hygienischen Bedingungen spritzen. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass solche Räume sich als Gesundheits-, Überlebens- und Ausstiegshilfe bewährt hätten, sagte Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) laut einer Mitteilung vom Mittwoch. Außerdem könnten Überdosierungen und Notfälle aufgefangen und Hilfen vermittelt werden. Laut Lucha gab es weder einen Anstieg von Drogendelikten noch von anderen Delikten im Umfeld.

Auch Räume in Stuttgart und Mannheim geplant

Sicher ist, dass es künftig auch in Stuttgart und Mannheim ein solches Angebot geben wird, den einzigen Städten neben Karlsruhe mit mehr als 300.000 Einwohnern. Auch dort seien Räume geplant, hieß es. Aber mit dem Kabinettsbeschluss steht es auch kleineren Städten offen, Drogenkonsumräume einzurichten. Sie müssten dabei aber sorgfältig den Bedarf und die Machbarkeit prüfen sowie sicherheits- und ordnungspolitische Aspekte berücksichtigen, so Lucha weiter. Die FDP-Fraktion kritisierte, dass es viel zu lang gedauert habe, die Verordnung für solche Räume auf kleinere Städte zu erweitern. Das Land müsse Städte und Kommunen jetzt beim Aufbau ihrer niedrigschwelligen Angebote unterstützen, forderte FDP-Fraktionsvize Jochen Haußmann.

AWO Karlsruhe ist Trägerin des offenen Drogenkonsumraums

In Karlsruhe betreibt die Arbeiterwohlfahrt (AWO) den extra Raum für Drogenabhängige. Nach Angaben des Ministeriums sind 139 Menschen registriert, die dort regelmäßig ihre Substanzen konsumieren. Es handelt sich dabei um Kokain, Schmerzmittel und Psychopharmaka. Geschultes Personal betreut die Abhängigen und kann etwa bei medizinischen Problemen einen Arzt rufen. Dies sei in den eineinhalb Jahren in fünf Notfällen geschehen.

Nach Informationen der Deutschen Aidshilfe gibt es aktuell 24 Drogenkonsumräume in 17 Städten in acht Bundesländern.  

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