In Baden-Württemberg müssen Schülerinnen und Schüler im Unterricht vom 18. Oktober an keinen Mund- und Nasenschutz mehr tragen, wenn sie an ihrem Platz sitzen. Das hat das Kultusministerium am Freitag gegenüber dem SWR bestätigt.
Maskenpflicht in Schulen abhängig vom Infektionsgeschehen
Ähnlich wie in Restaurants darf die Maske demnach am Platz abgenommen werden. Auf dem Weg zur Tafel oder anderswo im Schulgebäude sollen die Masken weiterhin getragen werden. Die neue Regel soll allerdings abhängig vom Infektionsgeschehen gelten: Sobald ein Infektionsfall in einer Klasse auftritt, muss die ganze Klasse auch am Platz wieder Maske tragen. Das sagte ein Sprecher des Kultusministeriums dem SWR.
Zudem behält sich das Ministerium vor, die Maskenpflicht wieder einzuführen, wenn sich das Infektionsgeschehen an Schulen verschlimmert.
Corona-Maskenpflicht in Schulen gilt ab Alarmstufe wieder
Die Maske solle spätestens dann wieder dauerhaft getragen werden, wenn im Land die Alarmstufe erreicht wird. Die in der Corona-Verordnung verankerte Alarmstufe tritt in Kraft, sobald 390 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen behandelt werden oder die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz bei zwölf liegt.
Ausschlaggebend für die Entscheidung waren laut Ministerium pädagogische Gründe. Die Mimik sei gerade für Grundschülerinnen und Grundschüler beim Lernen besonders wichtig.
Regel zu Corona-Tests soll beibehalten werden
Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sagte der "Heilbronner Stimme" und dem "Südkurier" (Samstagsausgabe) zudem, dass die Regel beibehalten werde, wonach sich nach einem positiven Fall Mitschüler an den fünf darauffolgenden Tagen testen lassen müssten. Wer geimpft oder genesen ist, benötige keinen Test.
Nach Angaben des Kultusministeriums sind aktuell landesweit 1.927 positiv auf Covid-19 getestete Schüler gemeldet - 0,13 Prozent aller Schüler im Land.
Bildungsverbände kritisieren Entscheidung gegen Maskenpflicht
Bildungsverbände in Baden-Württemberg hatten zuvor vor einem voreiligen Ende der Maskenpflicht im Unterricht an Schulen gewarnt. Es brauche nun eine klare, nachvollziehbare und transparente Exitstrategie, forderte der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, am Freitag. "Wir sollten nichts übers Knie brechen, Pandemielage und Impfquote sind unverändert. Das Land muss klare und medizinisch begründbare Parameter benennen, ab wann Schülerinnen und Schüler im Klassenzimmer wieder auf einen Mundschutz verzichten können", sagte Brand. "Der Unterricht in Präsenz darf dabei nicht gefährdet werden."
Lockerung der Corona-Maßnahmen Bildungsgewerkschaft und Verbände gegen Ende der Maskenpflicht an Schulen in BW
Bildungsverband (VBE) und -Gewerkschaft (GEW) sehen das Ende der Maskenpflicht an Schulen in Baden-Württemberg kritisch. Ein Verband begrüßt das.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Land sieht eine baldige Aufhebung der Maskenpflicht als unnötiges Risiko. "Mit Blick auf die zu niedrige Impfquote und weiter fehlende Sicherheitsmaßnahmen wie Luftreinigungsgeräte bleibt uns nichts anderes übrig, als weiterhin Masken zu tragen, wenn wir die Präsenz in Kitas und Schulen nicht gefährden wollen", sagte GEW-Chefin Monika Stein dem SWR.
In mehreren Bundesländern greift Regelung bereits
In Bayern sollen Schülerinnen und Schüler schon von nächster Woche an im Unterricht keine Masken mehr tragen müssen. Das Saarland hat die Maskenpflicht in Schulen schon länger abgeschafft. Auch in Brandenburg und ab Montag ebenfalls in Berlin müssen die Kinder in Grundschulen keine Masken mehr tragen.
Debatte um Maskenpflicht an Schulen
Bundesweit wird noch immer um die Maskenpflicht an Schulen gestritten. Die Virologin Melanie Brinkmann vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung hält die Abschaffung für verfrüht. "Wenn man etwas abschaffen möchte, dessen Nutzen wissenschaftlich erwiesen ist und das fast nichts kostet, kann man das machen. Die Frage ist nur, ob es klug ist", sagte sie der "Rheinischen Post".
Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, hat sich gegen eine allgemeine Fortführung der Maskenpflicht an Schulen ausgesprochen. "Ich halte eine generelle Fortsetzung einer Maskenpflicht in Schulen für unangemessen", sagte Fischbach den Zeitungen der "Funke Mediengruppe". Er sehe keinen Grund, warum Grundschüler im Unterricht grundsätzlich weiterhin Maske tragen sollten, zumal sie erheblich weniger zum Infektionsgeschehen beitrügen als Jugendliche und Erwachsene. Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland", es sei "völlig unangemessen, dass Kinder und Jugendliche stundenlang im Unterricht eine Maske tragen müssen, während die Erwachsenen abends maskenlos ins Lokal gehen können".