Für Oliver Dickhäuser ist die Sache klar. Der Professor für Pädagogische Psychologie an der Universität Mannheim sagt: "Wir sehen aus einer ganzen Reihe von Studien, dass Präsenzunterricht deutliche Effekte auf die kognitive Entwicklung hat. Wir sehen, dass Präsenzunterricht psycho-soziale Effekte hat, und wir wissen auch, dass das spätere Lebenseinkommen von der Dauer der Präsenzunterrichtung abhängig ist", so Dickhäuser. Letztes gehe aus bildungsökonomischen Studien hervor. So könne ein Verlust von nur drei Monaten Präsenzunterricht zu Einkommensverlusten in Höhe von 20.000 bis 30.000 Euro führen. "Bei der Menge an Schülerinnen und Schülern ist das ein gigantischer Schaden - auch unter volkswirtschaftlichem Aspekt."
Soziale Ungleichheit wächst
Doch viel schwerer wiegen für den Mannheimer Psychologen, die bildungspolitischen Folgen: Vor allem Schülerinnen und Schüler aus einkommensschwachen Elternhäusern hätten beim Online-Unterricht das Nachsehen, da für sie die Randbedingungen häufig deutlich schlechter seien. Damit meint Dickhäuser neben den weniger gut vernetzten Eltern, vor allem die technische Ausstattung von Schülern, Lehrern und Schulen. Für einen guten flächendeckenden Online-Unterricht sei Deutschland einfach noch nicht gut genug vorbereitet, so Dickhäuser. Er fürchtet deshalb, dass soziale Ungleichheiten größer werden. Das aber müsse unbedingt vermieden werden.
Pädagogische Aufholprogramme der Länder unzureichend
Mit Blick auf die Aufholprogramme der Bundesländer rät Dickhäuser deshalb auch dazu, vor allem sozial benachteiligte Schüler in den Fokus zu nehmen. Ohnehin seien die Programme nicht besonders üppig ausgelegt: Wenn man das pro Kopf runter rechnet, dann sind das Summen von etwa 200 Euro.