Sie können ihren Körper verdrehen und verbiegen, als ob ihre Gelenke und Knochen aus Gummi wären. Die Ukrainerinnen Lana und Tanja führen Bewegungen aus, die für die meisten Menschen unmöglich scheinen. Schlangenmenschen werden sie in der Zirkuswelt genannt.
Gastauftritte in Deutschland
Lana und Tanja haben ihre Ausbildung in der Zirkusschule in Kiew gemacht. Weil es in Deutschland viele Zirkusse gibt, kommen beide regelmäßig für Gastauftritte hier her. Lana war zuletzt im Winter im Zirkus Fantasia in Brühl (Rhein-Neckar-Kreis), um bei der Weihnachtsshow mitzuarbeiten.
"Ich dachte, so etwas kann im 21. Jahrhundert nicht mehr passieren. Krieg ist die Hölle."
Nachdem die Situation in der Ukraine immer gefährlicher wurde, hat Lana zusammen mit ihrer Mutter entschieden zu flüchten. Auch Akrobatin Tanja wurde es zu unsicher.
Zirkus Fantasia in Brühl nimmt Ukrainerinnen auf
Als Stefanie Sperlich, Direktorin des Zirkus Fanstasia erfährt, dass die Akrobatinnen eine Unterkunft suchen, bietet sie sofort ihre Hilfe an. Die beiden Frauen, beide Mitte 20, dürfen für ihren Zirkus arbeiten, und auch die Mutter von Lana soll beim Zuckerwatte-Verkauf helfen. Da Stefanie Sperlich nur noch einen kleinen Wohnwagen für Tanja entbehren kann, übernachten Lana und ihre Mutter im Moment in einem Hotel in Brühl. Allerdings sind sie auf der Suche nach einem extra Wohnmobil und hoffen auf eine Spende.
In Gedanken in der Heimat
Auch, wenn sich Lana und Tanja im Zirkus, der gerade in Bühl gastiert, sicher fühlen und sehr dankbar für die Unterkunft sind, können sie den Krieg in der Ukraine nicht ausblenden.
"Ich habe immer Angst, wenn Flugzeuge über mir fliegen, dass Bomben fallen."
Die beiden versuchen so oft es geht mit ihren Familien in Kontakt zu bleiben. Tanja vermisst besonders ihren Mann und Lana ihren Verlobten. Eine dritte Akrobatin und Freundin der beiden möchte ebenfalls aus der Ukraine fliehen. Allerdings gibt es seit zwei Wochen kein Lebenszeichen mehr von ihr. Wenn ihr die Flucht gelingen sollte, wäre Stefanie Sperlich bereit, auch die dritte Akrobatin aufzunehmen.

Harte Zeiten für den Zirkus
Die Folgen der Corona-Pandemie, aber auch der Anstieg der Sprit- und Lebensmittel-Preise unter anderem durch den Ukraine-Krieg machen sich stark bei dem Zirkus und bei der Besucheranzahl bemerkbar. Stefanie Sperlich hofft, dass sich das in den nächsten Wochen bessert. Die Zirkus-Vorstellungen sind noch bis zum 29. Mai jedes Wochenende von Freitag bis Sonntag auf dem Real-Parkplatz in Brühl.