Exotenwald Weinheim Interview (Foto: Stadt Weinheim)

Weinheimer Exotenwald wird 150 Jahre alt

"Einen Baum der Zukunft gibt es nicht"

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Der berühmte Weinheimer Exotenwald feiert Geburtstag: Vor 150 Jahren haben Forstleute im Auftrag von Freiherr Gustav von Berckheim damit begonnen, exotische Baumarten zu pflanzen.

Der Exotenwald in Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) ist die älteste Sammlung ihrer Art in Deutschland. Aber wie kommt der Wald mit dem Klimawandel zurecht? Und wie sieht seine Zukunft aus? Darüber hat SWR Aktuell mit dem Leiter des Forstbezirks Odenwald Dietmar Hellmann gesprochen.

SWR Aktuell: Der Exotenwald wird 150 Jahre alt. Wie geht es dem Geburtstagskind?

Dietmar Hellmann: Das ist unterschiedlich. Das Geburtstagskind besteht ja aus vielen Bäumen, das ist ja eigentlich eine Familie. Es sind rund 170 oder 180 verschiedene Baumarten aus aller Welt - und den einen geht's gut und den anderen geht's schlecht.

Exotenwald Weinheim (Foto: Stadt Weinheim)
Der Weinheimer Exotenwald hat eine Fläche von rund 60 Hektar

SWR Aktuell: Welchen geht es gut, welchen geht es nicht so gut?

Hellmann: Wir haben zum Beispiel Baumarten aus dem Mittelmeerraum, denen geht es gut. Das sind verschiedene Tannenarten. beispielsweise die Nordmannstanne oder die Bornmüller-Tanne. Wir haben aber auch Baumarten aus anderen Erdteilen, denen geht es nicht so gut. Da gehört auch der im Exotenwald sehr bekannte Mammutbaum dazu.

SWR Aktuell: Die Mammut-Bäume mussten vor Jahren ja schon einmal zusätzlich bewässert werden, weil einfach nicht genug Wasser da war. Ist das dieses Jahr wieder so?

Hellmann: Wir bewässern dieses Jahr nicht. Aber man sieht schon, dass sie unter der Trockenheit auch dieses Jahr wieder leiden. Das Problem ist immer: Die Bewässerung von Bäumen, die im Wald stehen, ist sehr schwierig. Das ist viel schwieriger als bei Baumarten im Park. Da gibt es keine Bewässerungssysteme, die an die Wurzeln kommen. Das Wasser läuft oberflächlich weg. Das heißt: Man braucht sehr viel Wasser und hat einen sehr geringen Effekt. Deshalb machen wir das nicht. In der Heimat der Mammutbäume zum Beispiel haben wir sehr feuchte, schneereiche Winter. Dort in ihrem Heimatgebiet kommen sie bei sehr heißen, trockenen Sommern damit sehr gut zurecht, weil die Winter so viel Feuchtigkeit liefern, dass die Böden ausreichend Wasser halten können.

Der Wald hat eine Fläche von 60 Hektar (Foto: SWR)
Für die Menschen in der Rhein-Neckar-Region ist der Exotenwald ein beliebtes Naherholungsgebiet

SWR Aktuell: Wenn es den Mammutbäumen so schlecht geht: Wie lange können wir denen dann noch gratulieren?

Hellmann: Da gebe ich jetzt keine Prognose ab. Aber es sind einzelne, die im Moment vertrocknen. Dieses Jahr waren es zwei oder drei, die wir fällen mussten. Wir haben halt immer wieder einzelne Exemplare, die damit nicht zurechtkommen. Der Mammutbaum, das darf man ja nicht vergessen, kann in seiner natürlichen Umgebung in Nordamerika bis zu 3.000 Jahre alt werden. Das heißt, die Bäume, die hier im Alter von 150 jetzt stehen, sind eigentlich noch Babys oder von mir aus auch in den Flegeljahren, wenn man so will. Das sind noch junge Bäume trotz ihrer Höhe von imposanten 60 Metern.

SWR Aktuell: Der Weinheimer Exotenwald ist auch ein so genanntes Arboretum, also eine Sammlung von Bäumen aus aller Welt. Ist er dadurch vielleicht auch so eine Art Versuchslabor für den Klimawandel? Kann man gucken, welche Bäume überstehen ihn und welche nicht? Und steht da vielleicht der Baum der Zukunft?

Hellmann: Einen Baum der Zukunft gibt es sowieso nicht. Aber man kann natürlich aus den Erfahrungen im Exotenwald, die jetzt über 150 Jahre alt sind, natürlich Schlussfolgerungen ziehen auf die Baumarten-Eignung jetzt im Klimawandel und für die Zukunft. Da gibt es Baumarten, bei denen hat man eine gute Prognose - wie diese Mittelmeertannen, die auch sehr eng verwandt sind mit unserer Weißtanne. Die kreuzen sich auch damit. Das heißt, es ist vielleicht in verschiedener Hinsicht eine alternative Baumart.

Exotenwald Weinheim (Foto: Stadt Weinheim)
Wunderbare Farbenspiele locken auch im Herbst viele Besucher an

Wenn wir künftig nur noch Weißtannen haben, heißt dann der Schwarzwald "Weißwald"?

Hellmann: Das sind jetzt schon Weißtannen. Der Schwarzwald heißt wahrscheinlich "Schwarzwald", weil es immer so dunkel war, weil die Bestände so dicht standen.

Am Sonntag wird der Geburtstag des Exotenwalds gefeiert. Was haben Sie alles vor?

Hellmann: Es gibt so eine Art Parcours durch den Exotenwald. Entlang der Wege haben wir circa 20 verschiedene Stationen aufgebaut. Da ist alles dabei, was das Herz begehrt, so dass die Familien einen entspannten und auch lehrreichen Sonntagnachmittag erleben können. Man kann zum Beispiel mit Kindern Baumklettern machen, wir haben Verpflegungsstationen. Wir haben die Jäger dabei. Wir haben die Naturschutzverbände dabei. Es ist also ein sehr vielfältiges und weit gefächertes Programm, das man im Exotenwald erleben kann.

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