Gut zwei Wochen ist es her, dass gleich drei Stürme über Baden-Württemberg zogen: Ylenia, Zeynep und Antonia. Trotz einiger Orkanböen hielten sich die Schäden bei uns in Grenzen. Doch bei genauerem Hinschauen ergibt sich ein anderes Bild. Die Stürme haben wieder ein Mal die Schwachpunkte aufgedeckt. Der Wald ist angeschlagen, und die Förster entdecken bei den Waldbegehungen nun immer mehr verdeckte Schäden wie etwa im Odenwald.
Glück gehabt und dennoch keine Entwarnung

Noch immer findet Dietmar Hellmann abgebrochene Äste und umgestürzte Bäume wie im kleinen Odenwald zwischen Schwarzach (Neckar-Odenwals-Kreis) und Eberbach (Rhein-Neckar-Kreis). Der Forstbezirksleiter ist zuständig für den Staatswald zwischen der Rheinebene und dem Taubertal.
Schäden nach Februar-Stürmen verkraftbar
Bei der Sturmserie im Februar habe die Region noch großes Glück gehabt, vor allem wenn man sehe, was im Rest von Deutschland passiert war, sagt er. In seinen Revieren hielten sich die "Verluste" in Grenzen. Pro Hektar Wald habe es rund einen halben Kubikmeter Sturmholz gegeben. Zum Vergleich: Auf einem Hektar wachsen pro Jahr rund sieben bis acht Kubikmeter nach. Für die Wälder in unserer Region ein verkraftbarer Schaden, sagt Hellmann.
Aufräumarbeiten im Odenwald dauern an

Seine Mitarbeiter in den einzelnen Revieren sind aber immer noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt und versuchen, das Holz so gut wie möglich aufzuarbeiten, damit es noch verwertbar ist. Eine durchaus gefährliche Arbeit, denn viele Bäume sind samt ihrem Wurzelteller umgefallen, und die Stämme stehen unter großer Spannung. Doch nach gut zwei Wochen kann der Forstbezirksleiter weitgehend Entwarnung geben.
"Man kann wieder in die Wälder, aber man sollte sehr umsichtig sein und vor allem schräg stehende Bäume meiden."
Vorsicht bei Spaziergängen im Wald
Spazieren im Wald könne man schon wieder, doch Hellmann empfiehlt Wanderern oder auch Hundebesitzern, weiterhin aufmerksam auf die Umgebung zu achten. Und man solle sich auch von den Niederschlägen der vergangenen Monate nicht täuschen lassen. Der Wald ist nach vielen Trocken-Jahren nachhaltig geschädigt.
Das Wurzelwerk vieler Bäume hat in den Dürre-Jahren enorm gelitten, und das wirkt sich langsam bis in die Kronen aus. Die Gefahr lauert gewissermaßen im Untergrund. Bis sich vor allem das so wichtige Fein-Wurzelwerk erholt, wird es Jahre dauern. Jedes weitere Jahr mit Trockenheit und Stürmen wirft den Wald aber wieder ein Stück zurück.
"Es sieht aus, als ob sich hier ein paar Riesen zum Kegeln getroffen hätten."
Die mit dem Klimawandel zunehmenden Stürme decken die Fehler der Vergangenheit schonungslos auf. Auf einer Hochfläche bei Mudau (Neckar-Odenwald-Kreis) reichten ein paar heftige Böen, und die mächtigen Fichten fielen um wie Streichhölzer. Vor 70 Jahren, sagt Hellmann, hatte man die Bäume einfach auf den falschen Untergrund gepflanzt. Die Folge: Zu flache Wurzeln ohne Halt. Doch die jüngsten Stürme bieten auch die Chance, es jetzt besser zu machen.
Naturnahe Verjüngung
Die größten Erfolge, sagt der Experte, habe man mit einer naturnahen Verjüngung im Schutz der alten Bäume. Auf der Sturmfläche bei Mudau setzt man jetzt z.B. auf die Stiel-Eiche und generell auf stabile Mischwälder. Doch auch hier haben die Stürme Schäden angerichtet, die man erst auf Dauer wirklich sehen wird.