Der Verkehrsversuch in Mannheim läuft seit März. Dafür wurden die Fressgasse und Kunststraße teilweise mit Schranken gesperrt. So soll der Durchgangsverkehr mit Autos und Motorrädern raus aus der Innenstadt und die Aufenthaltsqualität verbessert werden. Nach einem Jahr soll das Ganze überprüft werden. Doch es gibt Kritik - unter anderem vom Einzelhandel.
Stadt will nachbessern
Es sei nicht gelungen, den Durchgangsverkehr durch die Sperrung zu verhindern, so IHK und Handelsverband. Vielmehr würden Schleichwege benutzt. Bürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) ist zuständig für den Verkehr und zeigte sich in einer schriftlichen Erklärung der Stadt betroffen von dem Verhalten vieler Autofahrer.
"Mit welcher Wucht eindeutige Beschilderungen und verkehrsrechtliche Markierungen in der Innenstadt mutwillig und bewusst ignoriert werden, hat uns doch überrascht."

Stadt Mannheim will nachbessern
Die Anregungen und Bedenken aus Handel, Anwohnerschaft und Politik nehme die Stadt ernst, so Eisenhauer. Unter anderem seien verschärfende Maßnahmen mit einem Absperrsystem in Vorbereitung. Es gebe jedoch Lieferschwierigkeiten. Stattdessen sollen mobile Baustelleneinrichtungen kurzfristig Abhilfe schaffen.
Beschilderung soll verbessert werden
Außerdem wird ab Ende Juni die Schranke in der Fressgasse dauerhaft geschlossen sein. Bisher wurde die Zufahrt zur neuen Fußgängerzone in P1/Q1 und E1/F1 morgens für den Lieferverkehr geöffnet. Dies nutzten aber auch Autofahrer, die nicht dafür berechtigt waren.
Unternehmen fordern Abbruch oder frühere Entscheidung
Nur ein Drittel der befragten Mannheimer Geschäftsleute will, dass erst Anfang 2023 über den Verkehrsversuch in der Innenstadt und dessen Fortführung entschieden wird. Viele Unternehmer wünschen sich eine Entscheidung noch vor der Sommerpause des Gemeinderats. Manche hoffen sogar auf einen kompletten Abbruch des Verkehrsversuchs.
"Die Innenstadtwirtschaft braucht nach zwei Jahren Pandemie ein gutes Weihnachtsgeschäft. Daher fordern die Unternehmen zu Recht Klarheit, wie es mit dem Verkehrsversuch weitergeht."
Eine Fortführung solle es nur dann geben, wenn die Ziele auch erreicht würden, so die IHK.

Umfrage: Nur jedes siebte Unternehmen hat mitgemacht
Die Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar (IHK), der Handelsverband Nordbaden und die Werbegemeinschaft Mannheim City hatten eine Umfrage unter Unternehmen in der Innenstadt durchgeführt. Daran hatten sich 245 Betriebe beteiligt; 1.800 waren angeschrieben worden.

Das Ziel, den Durchgangsverkehr aus der Innenstadt heraus zu bekommen, sei richtig, so IHK-Präsident Schnabel. Allerdings sei die Umsetzung des Verkehrsversuchs verfehlt. Dieser löse nicht das Durchgangsverkehrsproblem, sondern verlagere den Verkehr nur auf den Innenstadtring. Das belaste den Verkehr in der Stadt zusätzlich.
Unternehmen wollen erreichbar sein
Die Geschäfte seien außerdem auf den Individualverkehr von Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern angewiesen. Mehr als die Hälfte der Befragten gibt außerdem an, dass der Versuch die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt nicht erhöhe.