Neun Uhr früh in Buchen, ein großer Kunstraum, an den Schul-Tischen Jungen und Mädchen, die mit den Händen nassen Ton formen und bearbeiten.

Gemurmel, munteres Gekicher zwischendurch, mittendrin die ukrainische Lehrerin Nila Shchehelska. Mit einer Kollegin begleitet sie die Schüler des Lyceum Nr. 25 aus Schytomyr in der Ukraine bei ihrem dreiwöchigen Ausflug in den Odenwald.
"Unsere Schule ist von den Russen zerstört worden. Komplett zerbombt, wir werden sie ganz neu bauen müssen."
Im März war der Bombenangriff auf die Stadt Schytomyr, auf die Schule, auf das landesweit renommierte Lyceum 25. Lehrkräfte, Eltern und Schüler sammeln jetzt Spenden für den Neubau und berichten auch in den Sozialen Netzwerken über die zerstörte Schule und das Bauvorhaben.
Die Zerstörungen hatten für großes Entsetzen in der Region Schytomyr gesorgt, auch andere Schulen und Kindergärten in der Stadt waren den Bomben zum Opfer gefallen.
"Sie wirken wie ganz normale Austausch-Schüler im Teenager-Alter, aber sie sind extrem belastet, einige traumatisiert."
Mal nehmen die ukrainischen Kinder und Jugendlichen am Unterricht teil, mal geht es in die Tropfsteinhöhle, in den Zoo, in einen Freizeitpark. "Auch die Gastfamilien unternehmen Ausflüge mit uns", erzählt die 12-jährige Agnes, und das mit der Verständigung klappt dank Internet-Übersetzer-Apps auch gut. Einige der ukrainischen Jugendlichen sprechen schon Englisch.

"Das Wichtigste bei diesem Austausch ist die Ruhe", sagt Lehrerin Nila Shchehelska. "In ihrer Heimat fallen die Bomben, hier sollen sie etwas Ruhe finden."
Was die Jungen und Mädchen bei dem schweren Bombardierungen ihrer Heimatstadt gleich zu Beginn des Krieges erlebt haben, weiß in Buchen niemand. "Wir fragen auch nicht danach", sagt der Stellvertretende Schulleiter am BGB, Achim Wawatschek. Auch er geht davon aus, das einige der Schülerinnen und Schüler traumatisiert sind.
"Wir möchten, dass die Kinder die Zeit hier einfach genießen - weg von den schlimmen Ereignissen, weg von Schicksalsschlägen."
Die 13-jährige Masha genießt die Ausflüge, neulich waren sie im Freibad in Buchen, "das war klasse!", sagt sie. Langsam aber rückt die Abreise näher, Ende des Monats geht es zurück. Aus dem friedlichen Odenwald zurück in ein Land, in dem Krieg herrscht. Nach Hause kommen ist eigentlich etwas Schönes, sagt Masha lächelnd, und dann fließen plötzlich doch die Tränen.
"Ich liebe die Ukraine, das ist meine Heimat. Aber ganz ehrlich.... ich habe große Angst davor, wieder nach Hause zurückzukommen."