In den kommenden Wochen werden mehrere hundert Flüchtlinge aus der Ukraine in der zentralen Erstaufnahmeeinrichtung des Landes erwartet, sagte dessen Leiter, Markus Rothfuß, am Mittwoch in Heidelberg. Eine genaue Zahl könne er aber nicht nennen, denn viele würden in Deutschland erstmal zu Freunden und Verwandten fahren.
Aufnahme in Heidelberg "unkompliziert"
Die Aufnahme in Heidelberg sei unkompliziert. Anders als bei der Flüchtlingswelle 2015 müssten die Ankommenden kein Asylverfahren durchlaufen, da die Ukraine ein Europäisches Land ist, so Rothfuß. Sie können sich ohne Visum drei Monate in Deutschland aufhalten. Eine Meldepflicht sei nicht erforderlich.

Bislang vorwieged ukrainische Mütter mit Kindern angekommen
Bei den bereits eingetroffenen Flüchtlinge handle es sich vorwiegend um Mütter mit ihren Kindern. Sie seien in körperlich gutem Zustand, sagt Rothfuß. Viele Frauen seien aber traumatisiert, da sie ihre Ehemänner zurücklassen mussten. Bis zu 600 Flüchtlinge kann das Ankunftszentrum Heidelberg aufnehmen. Nach drei bis vier Wochen werden sie auf die Stadt- und Landkreise verteilt.
Taskforce in Mannheim gegründet
Die Stadt Mannheim hat eine "Taskforce Flüchtlinge" eingerichtet und zusammen mit dem Verein "Mannheim hilft ohne Grenzen" zu Spenden aufgerufen. Sie rechnet damit, dass in Kürze Flüchtlinge aus der Ukraine ankommen werden. Mannheim unterhält mit der ukrainischen Stadt Czernowitz seit 2017 freundschaftliche Beziehungen und will mit dem Aufruf seine Solidarität mit den Menschen dort ausdrücken. Czernowitz unterhält eine Partnerschaft mit der Mannheimer Partnerstadt Chisinau in der Republik Moldau.
Mannheimer Taskforce soll Hilfe-Infrastruktur schaffen
Man sei auf die Ankunft von Flüchtlingen vorbereitet, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Mannheim von Montagabend. Die Taskforce solle sich darum kümmern, dass die Infrastruktur für die Unterbringung und die Versorgung von Geflüchteten schnell sichergestellt werden könne. Dabei will die Stadt auch mit der Feuerwehr, dem Katastrophenschutz sowie Vereinen und Verbänden zusammenarbeiten.
Matratzen und Decken für Czernowitz
Im ukrainischen Czernowitz würden dringend Matratzen, Zelte, Decken und Artikel für die Versorgung gebraucht. Der Verein "Mannheim hilft ohne Grenzen" ruft deshalb zu entsprechenden Spenden auf, so Vereinsvorsitzender Mustafa Dedekeloglu. Das Spendenkonto hat die IBAN: DE23 6709 0000 0095 9221 04 bei der VR Bank Rhein-Neckar.
Über die sozialen Netzwerke versuchen derzeit ebenfalls viele Menschen zu helfen und Unterkunftsmöglichkeiten zu finden. Der Mannheimer Stadtrat Gerhard Fontagnier (Grüne) zum Beispiel verbreitete über Facebok einen entsprechenden Aufruf.
Heidelberg richtet zentrale Anlaufstelle für Geflüchtete ein

Auch bei der Stadt Heidelberg sind die Vorbereitungen für die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine angelaufen. Dort soll eine zentrale Anlaufstelle der Stadt für ukrainische Geflüchtete auf dem ehemaligen NATO-Gelände an der Rudolf-Diesel-Straße eingerichtet werden. Die Menschen sollen dort Informationen zu Aufenthaltsrecht, Unterkunft und weiteren wichtigen Fragen bekommen und an die zuständigen Stellen geleitet werden.
Flüchtlingsbeauftragter koordiniert Ukraine-Hilfe in Heidelberg
Die Stadt appelliert an Hilfswillige, ihre Aktivitäten über den städtischen Flüchtlingsbeauftragten zu koordinieren, der nur für Heidelberg zuständig ist.
Wie die Kreise und Kommunen mit privaten Unterbringungsangeboten umgehen und wer sie koordinieren soll, ist unterdessen noch unklar. Das Landratsamt Rhein-Neckar spricht davon, dass es über gewisse Standby-Kapazitäten verfügt, in der auch kurzfristig Platz für Menschen aus der Ukraine ist.
Schweigemarsch durch Mannheim und Ludwigshafen geplant

Die Protest- und Solidaritätskundgebungen gehen unterdessen weiter. In Mannheim etwa ist für Samstag auf dem Alten Messplatz ein Schweigemarsch bis zum Schloss geplant. Beginn ist um 16:30 Uhr. Zeitgleich soll sich ein weiterer Schweigemarsch in Ludwigshafen in Bewegung setzen und ebenfalls zum Mannheimer Schloss ziehen. Dort wollen die beiden Oberbürgermeister Peter Kurz und Jutta Steinruck (beide SPD) sprechen, teilte die Evangelische Kirche in Mannheim mit.
Solidaritätskundgebungen auch am Mittwoch
In Heidelberg lädt ein breites Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Organisationen für Mittwoch zu einer gemeinsamen Kundgebung auf dem Universitätsplatz ein. Unter dem Motto "Sage nein zum Krieg - Frieden jetzt!" wollen die Initiatoren nach eigenen Angaben ab 18 Uhr gemeinsam Solidarität mit der Ukraine zeigen.
Eine Stunde später gibt es auf dem Platz vor der Mannheimer Unionskirche ein gemeinsames ökumenisches Friedensgebet.