Auf dem Universitätsplatz in der Heidelberger Altstadt versammelten sich am Montag bei kaltem, regnerischem Wetter laut Polizei rund 250 Studierende - vier Wochen nach dem Angriff in einem Hörsaal der Universität Heidelberg. Dabei war eine 23-jährige Studentin getötet worden. Drei Kommilitonen wurden verletzt.

Trauerzug durch alle Uni-Standorte
Der Trauerzug begann um 16:30 Uhr und führte an allen Standorten der Universität in der Stadt vorbei. Die Studierenden zogen von der Neuen Universität in der Altstadt über den Stadtteil Bergheim bis ins Neuenheimer Feld, wo sich die Tat ereignet hatte.
Innehalten am Tatort im Neuenheimer Feld
An der Zentralmensa, in der Nähe des Hörsaals, in dem die Schüsse fielen, hielten Studierende Reden, lasen Gedichte vor, legten Blumen und Kerzen nieder. Der Zug wurde von der Fachschaft der Fakultät für Biowissenschaften initiiert. Dort studierten die Opfer und der Täter.
Vertreter der Studierenden: "Einen Abschluss finden"
Ziel des Trauerzuges sei es, zum Ende des Semesters auch eine Art Abschluss des Geschehenen zu finden, sagte der Vorsitzende der Studierendenschaft, Peter Abelmann.
"Es geht um Gemeinsamkeit, zusammen zu sein und auch einen Abschluss zu finden vorerst. Weil man weitermachen muss. Wir haben ja keine Wahl."
Viele hätten nach der Tat einfach weitergemacht, weil die Klausurenphase kam. Für diejenigen beginne jetzt erst eine Form von Realisierung, so Abelmann.
Es könne passieren, dass einige erst jetzt beginnen sich innerlich mit dem Geschehen zu beschäftigen und in eine Art Loch fallen, so Abelmann. Der Trauerzug könne helfen, nochmal Kraft aus der Gemeinschaft zu tanken. Langfristig wünschen sich viele Studierende einen dauerhaften Trauerort auf dem Gelände der Universität.
Psychosoziale Beratung für Studierende in Heidelberg Hilfe nach mutmaßlichem Amoklauf: "Große Belastung, große Verunsicherung"
Nach dem mutmaßlichen Amoklauf in Heidelberg suchen immer mehr Studierende Hilfe bei der Psychosozialen Beratungsstelle der Studierendenwerks der Universität. Frank-Hagen Hofmann, Leiter der Beratungsstelle, spricht im SWR-Interview darüber, worauf es jetzt ankommt.
Wissenschaftsminister Bauer zeigt sich tief berührt
Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) lobte das Engagement der Studierenden: "Es berührt mich tief, zu erleben, wie die Studierenden, wie die gesamte Hochschulgemeinschaft in Heidelberg nach dieser fürchterlichen Tat zusammensteht." Der Trauerzug sei auch ein Symbol dafür, dass sich die Studierenden die Universität als Ort der Freiheit, Offenheit und Begegnung nicht nehmen lassen wollten.
Motiv des Täters weiterhin unklar
Die Staatsanwaltschaft untersucht weiterhin das Motiv für die Tat. Der 18-jährige Schütze hatte sich danach selbst das Leben genommen.